Energiewende:Ideologischer Polit-Tourismus

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CSU-Rentner erwärmen sich für die Geothermie. Schön. Aber ihr Nein zu Windrädern bleibt ein Kurzschluss.

Kommentar von Lars Brunckhorst

Die Senioren-Union München-Land hat einen Ausflug zum Geothermie-Kraftwerk in Laufzorn unternommen. Daran ist nichts Verwerfliches. Im Gegenteil. Sich in diesen Zeiten mit Energiealternativen zu befassen, ist besser, als Heizdecken zu horrenden Preisen zu erstehen, wie es Rentner sonst gerne auf Bustouren tun, oder Isar 2 bei Landshut anzugucken, wie es dieser Tage Söder, Merz und Konsorten getan haben. Es ist auch nicht zu kritisieren, dass die Teilnehmer der kleinen Exkursion sich bei der Besichtigung für diese Energieform erwärmten. "Wir wollen uns dafür einsetzen, dass diese Art der Energieerzeugung in der politischen Diskussion mehr Gewicht bekommt", zitiert die CSU-Unterorganisation in einer Pressemitteilung ihre Kreisvorsitzende Ilse Weiß. Und weiter: Die Nutzung der Geothermie sei "ein wichtiger Beitrag in der Energiewende".

Schön, dass man dies in der CSU mittlerweile auch erkannt hat, mag man allenfalls ergänzen. Denn bisher sind es neben Grünwald und Oberhaching eher die grün-rot regierte Stadt München sowie politisch ähnlich geführte Umlandgemeinden wie Garching, Pullach und Unterhaching, die schon lange auf die klimafreundliche Wärme aus der Tiefe setzen. Dass Bayern und vor allem der Landkreis München eine "führende Position" bei der Geothermie einnehmen, wie die CSU-Senioren sich stolz ans Revers der ärmellosen Weste heften, liegt also mehr an ihnen und weniger an der Staatsregierung.

Was den Abstecher der Senioren-Union aber zum populistischen Polit-Tourismus macht, ist die Interpretation im Nachhinein durch ihre Vorsitzende Weiß: "Statt Ideologiegeprägt den Einsatz von mehr Windkrafträdern zu fordern, sollte die Ampel-Koalition in Berlin für alle Wege der alternativen Energiegewinnung offen sein", wird die Neurieder Altbürgermeisterin in der nach dem Ausflug verbreiteten Pressemitteilung zitiert. Das ist nun ein intellektueller Kurzschluss, denn der Ausbau der regenerativen Energien wird seit Jahren vor allem von CSU-Ideologen in München und Berlin blockiert. Genannt seien nur 10-H-Regel und Stromtrassen. Immerhin aber erkennt die Senioren-Union das große Geothermie-Potenzial "südlich der Donau" an. Ob sie aber weiß, dass dafür, wie beim Fracking, viele Bohrungen nötig sind, mit allen Risiken wie Erdbeben? Und ob die CSU-Rentner das mit Ich-fracke-lieber-in-Niedersachsen-Söder abgesprochen haben?

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