Gastronomie:Küchenbetrieb auf Sparflamme

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Viele Restaurants haben Probleme, genügend Fachkräfte zu finden und auch bei der Besetzung der Ausbildungsplätze gibt es Schwierigkeiten. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Im Landkreis München gibt es aktuell 62 unbesetzte Stellen für Köchinnen und Köche. Die Gewerkschaft NGG fordert 3000 Euro als fairen Einstiegslohn.

Immer öfter bleibt die Küche kalt: Ob Restaurant, Gaststätte oder Biergarten - in der Gastronomie auch im Landkreis München gehören nach Aussage der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) die dem Personalmangel geschuldeten veränderten Öffnungszeiten mittlerweile zum Alltag. Gäste stünden immer häufiger vor verschlossenen Türen, so Tim Lünnemann, Geschäftsführer der NGG Region München, in einer Pressemitteilung. Weil Stellen in der Küche nicht besetzt werden können, hätten viele Gaststätten und Restaurants bereits einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. Allein für den Landkreis München hat die Bundesagentur für Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie aktuell 73 offene Stellen registriert, allein auf Küchen-Profis warten 62 unbesetzte Jobs, und auch 15 gemeldete Ausbildungsplätze sind noch frei.

Weil kein Nachfolger für einen in den Ruhestand gegangenen Koch gefunden werden konnte, musste zum Beispiel das Restaurant im Ismaninger Hotel-Gasthof "Zur Mühle" Ende Juli in die Zwangsferien. Zum ersten Mal in der langen Geschichte des Wirtshauses blieben die Türen zwei Wochen lang geschlossen. Mittlerweile ist das Lokal wieder geöffnet. Die Zeiten, zu denen Gäste im Restaurant der Mühle abends etwas Warmes zu essen bekommen, hat die Wirtsfamilie schon während der Corona-Pandemie reduziert. Die Küche schließt um 21 Uhr.

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Einige Häuser würden auch den Mittagstisch komplett streichen, hat die NGG beobachtet. "Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme", sagt der NGG-Geschäftsführer. In der Gastro-Branche müsse sich einiges ändern, findet Lünnemann: "Höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten sind der Schlüssel für mehr Personal." Konkret peilt Lünnemann nach eigenen Worten dabei für die Zukunft einen "Gastro-Start-Lohn" von 3000 Euro brutto pro Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem Vollzeit-Job weiterarbeiten. Das sei ein fairer Einstiegslohn.

Doch von einer solchen Bezahlung seien viele Beschäftigte der Branche heute immer noch weit entfernt: "Tatsächlich schrammen Köche und Kellnerinnen im Landkreis München ziemlich oft nah an der Mindestlohnkante von zwölf Euro pro Stunde entlang", kritisiert Lünnemann und beklagt, dass ein Großteil der Gastro-Betriebe noch immer keinen Tariflohn bezahle. Das sei ein Unding, wenn man gute Leute suche.

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