Mobilität:Angst vor der Fahrradautobahn

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Auf Radschnellwegen sind Fahrradfahrer in hohem Tempo unterwegs. Das bereitet Eltern in Hochbrück Sorgen. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Eltern fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder und fordern einen Zebrastreifen über den neuen Radschnellweg in Hochbrück. Doch das ist rechtlich gar nicht möglich.

Von Sabine Wejsada, Garching

Während die einen die Eröffnung des seit acht Jahren geplanten Radschnellwegs zum Forschungscampus kaum noch erwarten können, herrscht im Garchinger Stadtteil Hochbrück bei so manchen noch immer Skepsis gegenüber dem Projekt. Es sind vor allem Eltern, die um die Sicherheit ihrer kleinen Kinder fürchten, wenn sie vom Spielplatz kommen und die Trasse der Radautobahn kreuzen müssen. Und auch beim FC Hochbrück gibt es offenbar Bedenken.

Dort, wo der 6,50 Meter breite Weg entsteht, werden bei Heimspieltagen des örtlichen Fußballklubs bis zu 30 Autos geparkt. "Wo sollen die dann hin?", fragte denn auch Franz Kenzel in der Hochbrücker Bürgerversammlung am Dienstagabend. Zudem sorgt er sich nach eigenen Angaben darum, dass etwa Kinder, die zum Training fahren wollen, sich in die Reihe der vielen schnellen Radler nicht gefahrlos einfädeln können. "Wollen Sie alle Kinder aus Hochbrück vom Sportplatz abschneiden?", fragte Kenzel.

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Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) versuchte, die Zweifel zu zerstreuen. Natürlich könnten die Kinder den Radweg nutzen, versicherte er und verwies darauf, dass sich nicht nur der Garchinger Stadtrat, sondern alle bei der Planung des Radschnellwegs für die jetzige Trasse ausgesprochen hätten. Für die wegfallenden Parkmöglichkeiten soll es eine Kompensation geben, wie Bauamtsleiter Klaus Zettl auf Nachfrage von Gruchmann sagte. Kenzels Antrag, den Bau der Radverbindung im Bereich des Sportplatzes zu stoppen, fand in der mit gut 70 Zuhörern besetzten Bürgerversammlung keine Unterstützung. Niemand außer dem Redner hob die Hand. "Wir können's nicht stoppen, sondern nur optimieren", sagte der Rathauschef.

Noppen sollen Radler auf Kreuzungen hinweisen

Ähnliches gilt auch für das von Ronny Stiel angemahnte Sicherheitskonzept für den Verlauf des Radschnellwegs in Hochbrück. Der Vater vermisst nach eigenen Worten klare Vorgaben darüber, wie Fußgänger mit oder ohne Hunden, aber vor allem Kinder den Weg gefahrlos überqueren sollen, wenn Hunderte Radler dort mit hohem Tempo unterwegs sind. Gerade in den Kreuzungsbereichen bei der Brücke über den Schleißheimer Kanal oder auf Höhe des Naherholungsgebietes Garching-Hochbrück könne es zu Problemen kommen, sagte Stiel. Sein Antrag, an besagten Stellen Zebrastreifen aufzumalen, wurde von der Bürgerversammlung mehrheitlich abgelehnt.

Der Radschnellweg nach Garching ist bereits in Teilen im Bau. (Foto: Florian Peljak)

Zuvor hatte Rathauschef Gruchmann erläutert, dass auf der Trasse ohnehin sogenannte taktile Elemente wie Noppen angebracht würden, um Radler dafür zu sensibilisieren, dass sie auf eine Kreuzung zufahren. Überdies seien auch Markierungen auf der Fahrbahn geplant, so Gruchmann, Zebrastreifen seien nach den gesetzlichen Vorgaben auf einem Radweg dagegen nicht möglich - "da müsste er an den fraglichen Stellen mindestens von 50 Fußgängern und 200 Radfahrern in der Stunde genutzt werden". Der Bürgermeister versprach aber, beim Landratsamt dafür zu werben, "die sensiblen Bereiche im Auge zu behalten". Obwohl der Radschnellweg noch nicht fertig ist, hat die Stadt laut Gruchmann für die Sicherheit der Nutzer bereits Vorkehrungen getroffen und ein Winterdienstfahrzeug angeschafft, damit die Trasse in der kalten Jahreszeit schnee- und eisfrei gehalten werden kann.

Der Radschnellweg soll in Zukunft die Münchner Innenstadt mit dem Garchinger Forschungscampus und Unterschleißheim verbinden. Seit Ende Juni wird an dem gut 2,7 Kilometer langen Teilstück in Hochbrück gebaut. Es schließt an der Garchinger Stadtgrenze an den bestehenden Radweg entlang der Ingolstädter Landstraße an und führt von dort entlang des Schleißheimer Kanals in Richtung Osten, wo die Trasse nach Norden abbiegt und parallel zur U-Bahnlinie U 6 verläuft. In der Nähe der Daimlerstraße im Gewerbegebiet Garching-Hochbrück stößt die Route auf einen bestehenden Radweg.

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