Garchinger Bier:Da braut sich was zusammen

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Atomei vor Augen: Wer an der Bar sitzt, muss nicht lange überlegen, wo er gerade sein Bier trinkt. (Foto: privat)

Garching bekommt im Schatten des Atomeis eine Brauerei. Die Gaststätte auf dem Campus Galileo will ein Helles namens "No. 1" ausschenken.

Von Gudrun Passarge, Garching

Ein Atomei können die Garchinger schon ihr eigen nennen, jetzt können sie bald auch ihr eigenes Bier trinken. Und weil es am Campus gebraut werden soll, liegt es mehr als nahe, das Atomei auch in das Logo des Garchinger Campus Bräus zu integrieren.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Bei den Herbsttagen ist es dann so weit, sagt Stefan Handke, "No.1", ein unfiltriertes Helles mit Noten von Mandarine und Orange soll den Garchingern zur ersten Verkostung angeboten werden. Richtig losgehen soll es dann Ende 2017 mit der Brauerei.

Handke ist einer von drei Gesellschaftern der Garchinger Brauhausgastronomie GmbH, und er ist zugleich Geschäftsführer der Mo To Projektmanagement GmbH, die am Campus Galileo baut. Das Gebäude mit seinen 68 000 Quadratmetern (inklusive Parkgarage) soll über- und unterirdisch ein vielfältiges Angebot schaffen, um dem Campus eine Mitte zu geben.

Studieren, Arbeiten und dazu die Gastronomie

Mehr als 25 000 Menschen studieren und arbeiten dort, sie sollen Möglichkeiten bekommen, in Lokalen essen zu gehen, Kongressräume zu mieten, einzukaufen, es wird ein Hotel geben, ein Gästehaus für Forscher aus aller Welt, die Studentenseelsorge ist an Räumen interessiert.

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Und Handke wird nicht müde, die hervorragende Akustik des geplanten Audimax mit mindestens 1300 Sitzplätzen zu rühmen. Das qualifiziert es als Veranstaltungsort für Konzerte, aber mehr noch, auch Kinovorführungen könnten dort stattfinden. Es geht also darum, "eine Infrastruktur mit hoher Aufenthaltsqualität" zu schaffen, auch für die vielen internationalen Gäste, wie Handke sagt. Dazu gehört für den Berliner auch Bier. "Die Leute sollen wissen, dass sie in Bayern sind."

Wer an der Bar sitzt, muss nicht lange überlegen, wo er gerade sein Bier trinkt. (Foto: privat)

Eine Gasthausbrauerei im Galileo

Das Umfeld, so habe eine geschäftliche Analyse ergeben, würde sich gut für eine Brauerei eignen, doch die wollte Handke niemand anderem überlassen. Er fand in Thomas Kulle aus München und Christian Fehl aus Germering zwei Mitstreiter, die zwar ebenfalls branchenfremd sind, die aber wie er schon lange davon träumten, eigenes Bier zu brauen. Sie warfen ihre Konzepte kurzerhand zusammen. "In vielen Dingen lagen wir eng beieinander, in anderen stellten wir fest, dass wir unterschiedliche Dinge unterschiedlich weit durchdacht hatten." Herausgekommen ist eine Gasthausbrauerei, die im Galileo unterkommt.

Gebraut werden soll - mit Hilfe eines Profis - in Edelstahltanks, "das ist das beste Material für Lebensmittel. Da stülpen wir auch keine Kupferhaube drüber", sagt Handke. Die Brautanks sollen sichtbar im Keller stehen, dort wird das Bier auch teilweise in Fässer abgefüllt. So könnten auch Gastronomen aus der Umgebung mit Garchinger Bier beliefert werden, sagt Handke. In den eigenen Gasträumen dagegen ist geplant, mehrere raumhohe Ausschanktanks wabenförmig anzuordnen, sie werden über Bierleitungen aus dem Keller versorgt.

Eine Ausschankbar mit dem Atomei in der Mitte

Gestalterisch könnte auch noch eine runde Ausschankbar hinzukommen, mit einem glänzenden Atomei in der Mitte, so die Idee. Die Gaststätte mit dem Namen "Garchinger Trabant" soll etwa 300 Sitzplätze auf 600 Quadratmetern anbieten. Es soll Brotzeiten geben, alles qualitativ auf hohem Standard. "Wir wollen die Brezn selbst machen und die Weißwürste auch. Aber Schweinsbraten gibt es bei uns nicht", erzählt der Neubräu. Auf einem Teil der Fläche wird zudem ein Franzose Kleinigkeiten wie Quiche und ähnliches anbieten. "Das muss man sich wie einen Marktplatz vorstellen, so ein bisschen wie die Schrannenhalle früher, wo es ja auch verschiedene Stände gab."

Handke spricht von einem Culinarium und einem Bierlabor mit experimentellem Anspruch. Denn außer Numero Eins sollen Standardbiersorten und saisonale Spezialitäten gebraut werden. "Wir werden aber auch verrücktes Bier brauen", darunter versteht Handke beispielsweise historische Bierrezepte, die die Weihenstephaner an der Uni ausgegraben haben, "um zu probieren, wie es schmeckt". Allen Campus-Bieren ist gemein, dass sie unfiltriert sind. "Bei uns wird es keine Fischblase zum Klären geben."

Handkes Tonfall nimmt bei diesem Thema einen leicht kämpferischen Klang an. Zunächst wollten die Garchinger Brauer nach Reinheitsgebot brauen, aber sie wollen auch dessen Grenze ausloten. Warum müsse es immer Gerste sein, "warum kein Roggenmalz?", fragt Handke. Auf jeden Fall aber würden sie immer draufschreiben, was in ihrem Bier drin ist. Wie's schmeckt? Das können die Garchinger am 10. und 11. September testen.

© SZ vom 03.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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