Man glaubt es kaum, aber auch unter den Kabarettisten gibt es Egoisten und Narzissten. Ein selbstloser Charakter ist ja nicht zwingend Voraussetzung für eine scharfe Zunge. Manchmal führt der zynische Blick vielleicht sogar zur besseren Pointe. Bei Christian Springer freilich ist bekannt, dass er sich um andere Menschen Gedanken macht, mit seinem humanitären und sozialen Engagement versucht er die Welt - ja, tatsächlich - ein bisschen besser zu machen - ohne dass seine Brettlkunst deswegen in moralingetränkter Soße absöffe.
Er scheint aber darüber hinaus auch als Künstler von hoher kollegialer Motivation befeuert zu sein, 2021 war er etwa Pate beim "Tassilo-Kulturpreis" der Süddeutschen Zeitung, wo es ja vor allem darum geht, Kultur "von unten" und junge Kreative zu fördern. Den satirischen Nachwuchs fördert Springer, der seit 2013 mit Michael Altinger zusammen die BR-Kabarettsendung "Schlachthof" moderiert, ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit.
Am Freitag, 21. April, präsentiert er im Bürgerhaus Garching etwa die zweite Auflage seiner "Kabarettistischen Talentschmiede". Neben ihm werden dabei im Laufe des Abends noch drei jüngere Protagonisten die Bühne betreten: Claudia Pichler, Yannick Sellmann und David Stockenreitner. Das genannte Trio ist allerdings keineswegs unbeleckt, sondern jeder der drei hat sich auf seine Art schon zahlreiche Meriten in der Kleinkunst- oder Poetry-Szene erworben.
Die Münchnerin Claudia Pichler hat sich etwa trotz ihres eher mundartunfreundlichen Geburtsorts als pfeilgrad-charmante "Fachfrau fürs Bairische" etabliert, die auch vor derben Ausdrücken nicht zurückschreckt - sofern sie der satirischen Wahrheit dienen. Sie gilt zudem als weltweit einzigartige "Poltologin" dank ihrer Doktorarbeit über Gerhard Polt.
Yannick Sellmann kommt vom Poetry Slam, ist ein harmlos aussehender Schnellsprecher, der gern rasend rhythmisierte Parforceritte mit der Zunge zeigt. David Stockenreitner ist ein österreichischer Kabarettist, 1990 in Villach geboren, allerdings zwei Monate zu früh, weswegen sein linkes Bein und sein rechter Arm nur eingeschränkt funktionieren. Seine körperliche Behinderung thematisiert er auch in seinen Programmen. Physische Beeinträchtigungen, die man nicht qua Geburt, sondern etwa durch eine Sportverletzung erworben hat, betrachtet er etwa als "Cultural appropriation".
Das Publikum in Garching darf sich also auf einen in Sachen Humor sehr abwechslungsreichen Abend freuen. Neben den drei noch nicht ganz so bekannten Künstlern wird natürlich auch Christian Springer Highlights aus seinen Programmen vorstellen.
Der Kabarettabend am Freitag, 21. April, im Garchinger Bürgerhaus beginnt um 19.30 Uhr. Karten kosten 26 Euro. Tickets gibt es unter www.kultur-garching.de.