Mitten in Grünwald:Freibier statt Freiheit

Lesezeit: 1 min

Wie FDP-Kandidat Marco Deutsch um Wählerstimmen wirbt.

Glosse von David Wünschel, Grünwald

Freiheit ist für die FDP ja ein wichtiger Wert, über Freibier war selbiges bislang nicht bekannt. Derzeit hängen allerdings in Grünwald, ein paar Hundert Meter hinter dem Münchner Ortsschild, gelbe Plakate, auf denen der liberale Landtagskandidat Marco Deutsch damit auf Stimmenfang geht: "Freibier" steht groß neben seinem Konterfei, und deutlich kleiner: "Treffen Sie Ihren Direktkandidaten beim gemütlichen Beisammensein am 15. August 2023, 16 - 20:00 Uhr im Alten Wirt". Ausgerechnet in Grünwald! Wo es weder am Bier noch am nötigen Kleingeld dafür mangeln dürfte.

Ist so frei: FDP-Landtagskandidat Marco Deutsch. (Foto: David Wünschel)

Bierseligkeit ist in der bayerischen Politik kein Novum und Alkohol ein erprobtes Mittel beim Umwerben des Wahlvolks. Markus Söder (obwohl kein Biertrinker) schwingt regelmäßig Bierzeltreden, SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn lockte die Wählerinnen und Wähler kürzlich mit einem "Politischen Frühschoppen", auch die Grünen laden immer wieder zum "lockeren Austausch in entspannter Biergarten-Atmosphäre". Freibier ist nur das folgerichtige Crescendo dieser Entwicklung. Eine zwar etwas plakative Strategie, aber womöglich verfängt sie ja. Nicht nur wegen des Biers. Auch finanzielle Vorteile sind schließlich ein Sujet, das einigen Bürgerinnen und Bürgern der Steueroase Grünwald am Herzen liegt.

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Hat FDP-Kandidat Deutsch damit Erfolg, könnte das einen neuen Trend unter Lokalpolitikern nach sich ziehen: den Wählerinnen und Wählern genau das versprechen, was diese sowieso schon im Überfluss goutieren. Die Berlinerinnen und Berliner ließen sich womöglich bei einem gemütlichen Beisammensein an der Currywurst-Bude bezirzen; die Ingolstädter könnte man ins Audi-Werk einladen und die Südtiroler zum Graukasnocken-Dinner. In Nürnberg wäre "Mehr Lebkuchen wagen" ein vielversprechender Slogan, genauso wie "Für einen Weihnachtsmarkt, auf den wir gut und gerne gehen". Und die Hamburger könnte man mit einem "Frei-Fischbrötchen" locken.

Klingt verrückt? Mag sein. Aber der potenzielle Trendsetter Deutsch sollte eigentlich wissen, womit er in Grünwald punkten kann. Schließlich wohnt er selbst dort.

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