Freizeitsport:Der Sommer fällt heuer kürzer aus

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Morgens bleibt das Freibad leer. Unterhaching hat zu wenig Personal, um in der Früh bereits zu öffnen. (Foto: Claus Schunk)

Weil Personal fehlt, öffnet Unterhaching das Freibad in dieser Saison frühestens um 11 Uhr und schließt es an drei Tagen schon um 18 Uhr. Zwar wäre auch die Wasserwacht da, doch deren Rettungsschwimmer können nicht einfach einspringen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Morgens um halb sieben vor der Arbeit ein paar Bahnen schwimmen oder als Rentner in der Früh die Stille im und am Becken nutzen, bevor die Schüler kommen - das wird in der bevorstehenden Freibad-Saison in Unterhaching nicht mehr möglich sein. Denn aufgrund von Personalproblemen öffnet das Freibad heuer täglich nur für sieben Stunden und viel später als gewohnt. Der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats hat sich am Mittwochabend darauf verständigt, dass das Bad in diesem Sommer von Montag bis Mittwoch zwischen 11 und 18 Uhr sowie an allen anderen Tagen von 13 bis 20 Uhr genutzt werden kann. Mehr geht nicht, obwohl die Ortsgruppe der Wasserwacht mit vielen Rettungsschwimmern an ihrem Standort in der roten Hütte mitten im Freibad ist und für die fehlenden Bademeister einspringen könnte.

Vier fest angestellte Fachkräfte braucht Unterhaching für den Betrieb des Freibads. Saisonstart ist am 27. Mai und ein Bademeister ist abgesprungen. Jetzt sucht die Verwaltung händeringend nach Ersatz. Doch das ist schwierig, der Fachkräftemangel hat längst auch die Schwimmbäder ereilt, überall fehlen ausgebildete Männer und Frauen für den Beckenrand. "Das letzte Bewerbungsgespräch hatten wir letzten Montag", sagte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD), um deutlich zu machen: Wir haben uns wirklich bemüht.

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Zunächst hatte die Rathausverwaltung dem Ausschuss daher vorgeschlagen, täglich nur von 11 bis 18 Uhr zu öffnen, sie berief sich dabei auf die Besucherstatistik. Doch damit stieß das Rathaus auf wenig Zustimmung bei den Gemeinderäten. Die sahen vor allem die Berufstätigen und Familien benachteiligt. "Den Personalmangel kann ich schon nachvollziehen, aber stellen wir uns doch mal vor, es ist Hochsommer. Nicht jeder arbeitet nur bis 16 Uhr", gab Richard Raiser (CSU) zu bedenken. Heutzutage gingen selbst bei Hitzefrei nicht mehr alle Schüler sofort um 12 Uhr ins Freibad, sondern viele in die Ganztagsbetreuung.

Zunächst scheute sich die Verwaltung vor verschiedenen Öffnungszeiten, schließlich folgte das Gremium aber dem Vorschlag von Claudia Töpfer (Neo-Fraktion), damit wenigstens von Donnerstag bis Sonntag bis abends um acht geschwommen werden kann. Einig war man sich auch, dass die bereits verkauften Saisonkarten wegen der Einschränkungen in den kommenden beiden Wochen an der Gemeindekasse zurückgegeben werden können und erstattet werden.

An heißen Tagen sind die Becken und Wiesen voll. Da braucht die Gemeinde viele Fachkräfte, die alles im Blick haben. (Foto: Claus Schunk)

Sollte sich im Laufe des Sommers doch noch Personal finden, werde man die Öffnungszeiten wieder verlängern, versprach der Bürgermeister. Allerdings wird die Personalsuche erschwert, weil Unterhaching seit geraumer Zeit die Fachkräfte immer nur für die Saison von April bis September anstellt. "Wir werden vielleicht wieder zum alten Modell zurückkehren, die Leute das ganze Jahr anzustellen und im Winter anderweitig, vielleicht im Betriebshof, zu beschäftigen", so der Bürgermeister. Auch an die Einstellung eines Auszubildenden ist gedacht.

Bademeister - "das lässt sich nicht mal so eben erlernen"

Ob diese Maßnahmen bereits die diesjährige Saison retten, ist fraglich. Neo-Gemeinderätin Töpfer brachte daher einen Einsatz der Wasserwacht ins Spiel. Doch als Ersatz für die fehlenden Fachkraft sieht Sportamtsleiter Michael Trautwein die Rettungsschwimmer nicht. "Wir sind froh, dass wir die Wasserwacht haben, auch als zusätzliche Aufsicht und für Verletzungen, doch wir brauchen festes Personal zu fixen Zeiten." Die Wasserwacht sei ehrenamtlich, so Trautwein, "wer bei uns arbeiten will, muss einen Vertrag haben, wir brauchen Fachkräfte". Dass die Wasserwachtler bestens ausgebildete Rettungsschwimmer und Sanitäter haben, bezweifelt niemand im Rathaus, "aber ein Bademeister muss sich auch mit der Technik auskennen und zum Beispiel auch Wasserproben nehmen. Das lässt sich nicht mal eben erlernen", so Panzer zur SZ.

Einen Vertrag als Bademeister will bei der Wasserwacht keiner unterschreiben. "Wir sind alle berufstätig und machen das ehrenamtlich in unserer Freizeit", sagt der Vorsitzende der Ortsgruppe, Alexander Heigl. Aber man sei durchaus bereit zu helfen. An Wochenenden und an Feiertagen habe man das in den vergangenen Jahre ohnehin getan, "mit den Betriebsleuten in Bad haben wir immer kollegial zusammengearbeitet", so Heigl. Warum also nicht auch in den Abendstunden? Wie die Wasserwacht mit den reduzierten Öffnungszeiten umgeht, muss sie erst noch sehen. Ihr Training kann sie ohne Bademeister am Abend im geschlossenen Bad abhalten. Doch für die Schwimmkurse könnte es schwierig werden.

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