Gastronomie:Gasthaus schließt nach 158 Jahren

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Aus für ein Traditionshaus: Der Forstwirt im Grasbrunner Ortsteil Harthausen. (Foto: Angelika Bardehle)

Der traditionsreiche Forstwirt bei Grasbrunn sperrt an diesem Wochenende zu. Grund sind die Personalprobleme nach der Corona-Pandemie.

Von Stefan Galler, Grasbrunn

Es ist nicht die erste traditionsreiche Gaststätte im Landkreis München, die zumacht, und sie wird vermutlich auch nicht die letzte bleiben. Jetzt wird der Forstwirt im Grasbrunner Ortsteil Harthausen eine große Lücke hinterlassen, wenn er diesen Samstag für immer seine Türen schließt. Man habe "lange versucht, um diese Entscheidung herumzukommen", schreibt die Wirtsfamilie Zellermayr auf der Homepage ihres Gasthauses. Doch die Umstände nach der Corona-Pandemie hätten ein Weitermachen ausgeschlossen.

"Während der Schließungen mussten unsere langjährigen und treuen Mitarbeiter in andere Branchen wechseln, um weiterhin ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können", ist da zu lesen. Der Personalmangel habe sich zugespitzt, hinzu komme die Energiekrise, die mit einer enormen Kostensteigerung einhergehe. "So können wir unseren Standard weder im Hotel noch im Restaurant in gewohnter Qualität halten."

Seit 1864 gibt es den Familienbetrieb, damals eröffnete Georg Zellermayr mit seinem Sohn Dominikus die "Forstsäge", nachdem er sich zuvor eine Schankgenehmigung besorgt hatte. Der Landgasthof wurde mit wenigen kurzen Auszeiten seither durchgehend von der Familie bewirtet. 1993 wurden Gaststuben und Hotelzimmer umfassend modernisiert, 2008 übergab Bruno Zellermayr die Küchenleitung und 2017 das gesamte Unternehmen an seinen Sohn Lukas - womit der "Forstwirt" in sechster Generation geführt wird. Seit 2019 unterstützt Lukas' Schwester Hanna den Betrieb in allen Bereichen.

Stellenanzeigen oder die Jobvermittlung über das Arbeitsamt - alles erfolglos

Erst 2021 hatte man die Zahl der Gastzimmer auf 22 reduziert, den Internetauftritt und auch das Branding in der Hoffnung auf einen fulminanten Neustart nach Corona modernisiert. Doch die zum Großteil während der Pandemie wegen Kurzarbeitergeld und fehlender Trinkgelder in den Einzelhandel abgewanderten Arbeitskräfte kehrten nicht zurück. Weder Fachkräfte noch Auszubildende oder Quereinsteiger seien aufzutreiben gewesen, zitiert der Münchner Merkur Lukas Zellermayr. Stellenanzeigen und Bemühungen über das Arbeitsamt - alles erfolglos. Von fünf Angestellten, die man aus Rumänien geholt hatte, waren drei nach der ersten Gehaltszahlung wieder weg. Vor allem für Rezeption, Organisation des Frühstücks und Büroleitung sei niemand zu finden, auch in der Küche und im Service- und Putzbereich fehlt Personal.

Am Samstag ist ein letztes Mal geöffnet, dann macht der beliebte Gasthof, der vor allem für seine Wildgerichte bekannt in der Region ist, zu. Die Reaktionen im Netz sind heftig: Mit dem Gasthof gehe nicht nur ein Familienunternehmen verloren, "sondern auch Kultur und Tradition; so wie tausendfach in diesen Tagen in diesem Land", schreibt ein Facebook-Nutzer. "Wir sind sehr traurig das zu hören und können und wollen es nicht glauben", ergänzt eine Stammkundin. Auch der frühere Grasbrunner Bürgermeister Otto Bußjäger meldet sich zu Wort: "Wir werden Euch vermissen. Danke für wundervolle Jahre." Immerhin: Verkaufen wollen die Wirte das Anwesen nicht, es soll in Familienbesitz bleiben.

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