Feuerwerksverbot:"Die Hexenjagd ging vor vier Jahren los"

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Luftschlangen und Knallbonbons sind noch erlaubt: Peter Ruppert hat das Silvesterangebot in seinem Laden stark einschränken müssen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Pyrotechniker Peter Ruppert aus Unterhaching hält die Corona-Pandemie für einen Vorwand, um den aus Klimaschutz-Gründen unerwünschten Silvesterbrauch abzuschaffen.

Von Lukas Koperek, Unterhaching

Die Freude auf ein Silvesterfeuerwerk im Jahr 2021 ist bei Peter Ruppert schon lange verraucht. Bereits 2020 wurden wegen der Corona-Pandemie alle öffentlichen Feuerwerke abgesagt und auch der private Verkauf verboten - doch dass die Zeichen schlecht stehen für den alten Silvesterbrauch, das weiß der 61-Jährige seit Jahren. Als Inhaber des Fachgeschäfts "Himmelsschreiber Feuerwerk" in Unterhaching und Mitglied des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI) hat er stets seinen Finger am Puls der Branche. Und der schlägt von Jahr zu Jahr schwächer.

"Die Hexenjagd ging vor vier Jahren los", sagt Ruppert. Damals sei es um das Thema Umweltschutz gegangen: Diskussionen um Feinstaubbelastung, CO₂-Ausstoß und Tierwohl. Nun, im Jahr 2021, wird Corona zum zweiten Mal als Begründung für ein Feuerwerksverbot herangezogen. Die Argumentation: Privates Böllern bringe ein erhebliches Verletzungsrisiko mit sich, das jetzt, da Krankenhäuser alle Hände voll zu tun hätten mit Corona-Patienten, vermieden werden müsse.

"Das ist reiner Populismus", sagt Ruppert und verweist auf eine diesbezügliche Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag. Laut dem Innenministerium wurden in der Silvesternacht 2019 in ganz Bayern lediglich 25 Personen mit Verletzungen durch Feuerwerk registriert. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, betonte schon vergangenes Jahr in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass nicht das Feuerwerk für die hohe Zahl an Notfällen zu Silvester verantwortlich sei: "Es sorgen eher diejenigen für Krankenhauseinweisungen, die zu viel Alkohol trinken und dann in Streit geraten oder sich in anderer Weise verletzen", so Gaß.

Seit mehr als vier Jahrzehnten verkauft Peter Ruppert Feuerwerkskörper. (Foto: Claus Schunk)

Hinzu kommt, dass die meisten Patienten mit Feuerwerks-Verletzungen in der Unfallchirurgie behandelt werden und nicht auf der Intensivstation, weshalb von einer zusätzlichen Belastung der Intensivpflege kaum die Rede sein kann. Das Verbot privater Feuerwerke sei also "Quatsch", sagt Peter Ruppert. Anders sieht er dagegen die Absage von Großveranstaltungen. "Wir haben dieses Jahr zwei zentrale Feuerwerke gehabt, die wegen des Versammlungsverbots abgesagt wurden. Das ist auch nachvollziehbar." Der finanzielle Schaden bleibe dennoch bestehen, denn die Kompensationszahlungen reichten bei weitem nicht: "Wenn überhaupt, sind das nur schöne Gesten."

Doch auch wenn die Pandemie überstanden ist, dürfte es für die Branche kaum leichter werden. Seit Jahren warnt das Umweltbundesamt vor Feinstaub-Smog, der nicht nur das Klima, sondern auch die Gesundheit schädigen kann. Feuerwerk macht immerhin knapp ein Prozent der jährlich freigesetzten Feinstaubmenge in ganz Deutschland aus, und der Großteil davon wird in einer einzigen Nacht in die Luft geschossen. Für Peter Ruppert ist die Kritik am alten Brauch dennoch unverhältnismäßig. "Da macht sich eine Minderheit stark gegen Feuerwerk. Mit Klimaschutz hat das nichts zu tun."

Schädlich oder nicht - für viele Menschen gehört das Feuerwerk zur Silvesterfeier wie ein Tannenbaum zum Weihnachtsfest. "Unser Job ist es, den Leuten eine Freude zu machen", sagt Ruppert, der seit 1976 Feuerwerk verkauft. "Damals war es noch etwas Besonderes. Da lagen die Raketen in einer Glasvitrine aus." Er sei kein Freund davon, alles immer billiger und schneller zu machen, doch es gebe auch Entwicklungen in die richtige Richtung: "Wo viel dran gearbeitet wird, ist die Müllvermeidung. Weniger Plastik zu verwenden, mehr Papier."

Zudem gibt es bei allen Schwierigkeiten auch Grund zum Feiern. "Der Betrieb wird nächstes Jahr 40 Jahre alt", sagt Ruppert. Ein Feuerwerk habe er für die Feier jedoch nicht geplant. Vielleicht nächstes Silvester? Das, sagt Ruppert, stehe noch in den Sternen.

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