Erhalt von Grünflächen:Dicht wie Dortmund

Lesezeit: 2 min

Das Gebiet am Berglwald soll nicht auch noch zugebaut werden. (Foto: Catherina Hess)

Im Süden von Unterschleißheim soll ein neues Wohngebiet entstehen. Das will eine Initiative verhindern. Sie startet jetzt ein Bürgerbegehren.

Von Sabine Wejsada, Unterschleißheim

Mit einem Bürgerentscheid wollen die Gegner den neuen Flächennutzungsplan der Stadt Unterschleißheim zu Fall bringen, der eine Ausweisung von weiteren Wohngebieten vor allem am südlichen Ortsrand vorsieht.

Von Januar an werden Unterschriften gesammelt

Wie Brigitte Wagner von der Interessengemeinschaft "Für ein lebenswertes Unterschleißheim" am Donnerstag der SZ sagte, soll nach den Weihnachtsferien damit begonnen werden, Unterschriften für das Bürgerbegehren zu sammeln: "In der Stadt herrscht sehr großer Unmut über die Pläne." Bereits an diesem Wochenende werden die Gegner Informationsblätter verteilen; nach Heiligdreikönig können sich die Unterschleißheimer dann in Listen eintragen. "Im Januar werden wir mit Infoständen auf unser Anliegen aufmerksam machen", kündigt Wagner an.

Der Interessengemeinschaft geht es vor allen Dingen um den Erhalt von Grün- und Naherholungsflächen in der Kommune. Für das mehrseitige Flugblatt haben die Gegner des neuen Flächennutzungsplanes Daten und Fakten zusammengetragen. Sie fragen provokativ: "Steht uns am südlichen Ortsrand eine Bau-Orgie bevor?"

Nur noch 3,9 Prozent Grünflächen in Unterschleißheim

Unterschleißheim habe gerade nach der starken Bautätigkeit der vergangenen Jahre bereits jetzt mehr als 30 000 Einwohner und sei mit 2000 Menschen pro Quadratkilometer "mittlerweile fast so dicht besiedelt wie die Großstädte Dortmund und Leverkusen", heißt es von der Interessengemeinschaft. Die Grün- und Erholungsflächen im gesamten Stadtgebiet seien auf knapp 3,9 Prozent zusammengeschmolzen.

SZ im Dialog
:Die Unterschleißheimer wollen mitreden

Wohnen, Wachstum, Widerstand: Die Aktion in Unterschleißheim zeigt, dass die Leser die Entwicklung ihrer Stadt kritisch begleiten. Die Gegner des neuen Flächennutzungsplans schließen ein Bürgerbegehren nicht aus.

Von Klaus Bachhuber, Gudrun Passarge und Sabine Wejsada

Am südlichen Ortsrand zum Berglwald hin gebe es noch ein Gebiet, das bei Spaziergängern, Senioren, Radlern, Joggern und Hundehaltern beliebt sei. Und gerade "dieses beliebte Naherholungsgebiet soll jetzt möglicherweise riesigen Neubaugebieten weichen", schreiben die Gegner. Dass man genau dort Wohnraum für bis zu 3550 Menschen auf 170 000 Quadratmetern schaffen will, ist für Wagner und ihre Mitstreiter unvorstellbar. Darüber hinaus wird bezweifelt, wie die neuen Siedlungen in diesem Bereich erschlossen werden könnten.

Zu befürchten seien jede Menge Verkehrs-, Lärm- und Abgasbelastung. "Wie sollten Ringhoffer-, Orion-, Mistral-, Valerystraße und der Münchner Ring diese zusätzlichen Verkehrslawinen dann noch bewältigen können?", fragen die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Dazu gerechnet werden müsse auch noch der Verkehr, den der im Westen angrenzende neue Business Campus und der Businesspark Opus Plaza gleich nebenan verursachen werde. Die Initiatoren fordern "dass Unterschleißheim nicht total bis an seine Grenzen zugebaut wird und im Verkehr versinkt".

Statt neue Flächen zu bebauen soll innerorts verdichtet werden

Man wolle aber nicht nur protestieren, sondern habe sich auch Gedanken gemacht, wie die Stadt die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum decken könnte: durch eine flächensparende maßvolle innerörtliche Verdichtung und das Schließen von Baulücken. Bezahlbare Wohnungen und Häuser im Einheimischenmodell könnten auf der seit Jahren zur Bebauung vorgesehenen 57 000 Quadratmeter großen Baulücke zwischen Mistralstraße und dem Waldfriedhof geschaffen werden.

Die Pläne der Stadt, am südlichen Ortsrand große Neubaugebiete auszuweisen, sind bei der Veranstaltung "SZ im Dialog" Ende November ein viel diskutiertes Thema gewesen. Damals hatten die Gegner noch nicht offen ausgesprochen, ein Bürgerbegehren anzustreben. Zunächst habe man die Rahmenbedingungen klären müssen - "und jetzt haben wir uns entschlossen", sagt Brigitte Wagner von der Interessengemeinschaft.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: