Passionskonzert:Denn sie wissen, was sie spielen

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Sein Passionskonzert wird das Ensemble Haar nicht im Freien wie hier vor dem Bürgerhaus geben, sondern in der Jesuskirche. (Foto: Claus Schunk)

Das Ensemble Haar führt Haydns bewegendes Werk "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz" auf.

Von Udo Watter, Haar

Neben der Drei ist die Sieben wohl die Zahl mit der höchsten religiösen Symbolkraft. Gott schuf die Welt an sieben Tagen, es gibt sieben Sakramente, sieben Tugenden, sieben Todsünden. Der siebte Himmel ist die höchste der überirdischen Sphären - und es sind uns - nicht ganz so bekannt - die "sieben letzten Worte Christi" überliefert: Vermutlich keine genauen historischen Protokolle, sondern eine Komposition aus zeichenhaften Sätzen, welche die vier Evangelien dem sterbenden Jesus am Kreuz gleichsam in den Mund legen.

Joseph Haydn hat dazu ein großartiges Werk komponiert, mit dem das Ensemble Haar sein Passionskonzert am Sonntag, 3. April, in der Jesuskirche gestalten wird: "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz". Eine Auftragskomposition aus Cádiz, wurde sie am Karfreitag 1786 dort auch uraufgeführt. Es existieren verschiedene Fassungen, darunter eine für Streichquartett respektive Kammerorchester, in der vor jeder Nummer die entsprechenden lateinischen Bibelworte abgedruckt waren und die in Haar erklingen wird. Die bekanntesten wecken gerade jetzt wieder traurige Assoziationen, wie Georg Freitag vom Ensemble Haar in seiner Konzertankündigung erklärt: "Angesichts des derzeitigen furchtbaren Kriegs in der Ukraine gewinnen die seit 2000 Jahren tradierten Jesusworte, angefangen von 'Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun' bis 'Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen' eine erschütternde Präsenz und Aktualität."

Aber auch unabhängig davon ist das Werk tief bewegend: Einer dramatisch aufwühlenden Einleitung folgen sieben Adagio-Sätze, die eine meditative musikalische Interpretation des jeweils vorangestellten Jesusworts darstellen, ehe die letzte Sonate das Erdbeben nach dem Tod Christi gestaltet, von dem in der Bibel berichtet wird. Haydn schafft dabei einen starken musikalischen Kontrast zu den vorhergehenden Sätzen, eine Auflösung der angesammelten Spannung, bei der er in den Schlusstakten- zum ersten Mal in der Musikgeschichte - ein dreifaches Forte verlangt.

Das Konzert des Ensembles Haar unter Leitung von Wilfried Grabe beginnt am Sonntag, 3. April, um 19 Uhr. Onlinebestellungen für das Konzert sind über die Homepage www.ensemblehaar.de möglich, die Zugangsbedingungen sind entsprechend der momentan gültigen Infektionsverordnung.

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