Wlan-Hotspots für den ÖPNV:Surfen im Bus

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Minister Söder und Landrat Göbel geben Startschuss für kostenloses Wlan in vier Linien. Viele Gemeinden sind da schneller.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Internet-Surfen im Bus ist von sofort an für Pendler auf vier Linien im Landkreis Realität. Bayerns Finanzminister Markus Söder hat gemeinsam mit Landrat Christoph Göbel (beide CSU) vor dem Landratsamt am Mariahilfplatz den offiziellen Startschuss für eine Digitalisierungsoffensive im öffentlichen Nahverkehr gegeben, bei der die Linienbusse mit kostenfreiem Wlan ausgestattet werden.

Der Minister war einer der ersten, der das Funknetz im Bus der Linie 213, die vom Ostbahnhof nach Taufkirchen fährt, ausprobierte - erfolgreich: Es dauerte nur Sekunden, bis ein Foto von ihm mit Landrat Göbel, beide mit Smartphones in der Hand und vor dem Bus, auf der Facebook-Seite Söders gepostet war. Gleiches kann jeder künftig auch auf den Linien 227 und 260 tun sowie von Dezember an auf der Linie 220 - kostenlos.

Der Landkreis hatte bereits im Dezember 2015 beschlossen, bei jeder Neuausschreibung einer Buslinie die Fahrzeuge mit Wlan auszustatten - auf eigene Kosten, wie Landrat Göbel bei dem Pressetermin vorm Landratsamt betonte. Die Umrüstung hätte aber Jahre gedauert, schließlich laufen einige Verträge mit der Münchner Verkehrsgesellschaft noch bis zu acht Jahre. "Dann aber flatterte ein Brief aus dem Finanzministerium bei uns rein", berichtete Göbel erfreut. "Darin wurde uns angeboten, am Pilotprojekt teilzunehmen."

Hotspots auch an Schulen und Universitäten

Das nennt sich "Bayern-Wlan" und die Staatsregierung will damit die Digitalisierung vorantreiben: Neben der Einrichtung Zehntausender kostenfreier Hotspots in Schulen, Universitäten und an öffentlichen Plätzen soll vor allem der öffentliche Nahverkehr attraktiver gestaltet werden. Dafür sollen die Buslinien im Kreis ebenso wie die Trambahnhaltestellen in der Landeshauptstadt sowie die in Grünwald Hotspots erhalten.

Für Landrat Göbel ist die Ausstattung der Regionalbusse im Landkreis auch ein Zeichen für die Innovationskraft der Region. "Wir waren ja so weit, das Geld selbst in die Hand zu nehmen", sagt Göbel. "Viele Busse fahren ja durch Stadt und Landkreis. Aber die Landeshauptstadt und der MVV haben sich bisher gesträubt, Kosten zu übernehmen." Auch der Finanzminister erkennt an, dass der Landkreis "viel schneller als die Landeshauptstadt ist".

Die Funktionsweise des Bayern-Wlan ist denkbar einfach: anklicken, Nutzerbedingungen akzeptieren, lossurfen. Alle Hotspots verfügen zudem über einen Jugendschutzfilter. Nutzern mit Flatrate wird der Verbrauch nicht auf ihr Datenvolumen angerechnet.

Die FDP reklamierte am Mittwoch die in ihren Augen "öffentlichkeitswirksame" Einweihung des ersten Wlan-Busses durch Söder als "Auszeichnung" für ihre eigene "innovative Idee" vom Dezember 2015. Tatsächlich ging der Vorstoß des Landkreises auf einen Antrag der Liberalen zurück. Ihr Kreisrat und Bundestagskandidat Jimmy Schulz äußerte in einer Pressemitteilung, er begrüße "prinzipiell" den Einzug von Wlan in Regionalbusse. Zugleich forderte Schulz aber deutlich mehr Tempo bei der Digitalisierung: "Jedes Haus muss künftig die Möglichkeit haben, einen Glasfaseranschluss zu erhalten." Die Tatsache, wie sehr die CSU Wlan im öffentlichen Nahverkehr hochjuble, zeige aber nur, wie weit sie vom eigentlichen Ziel entfernt sei: "Breitband für alle."

IHK sorgt sich um die Wettbewerbsfähigkeit

Diese Forderung unterstützt auch Christoph Leicher von der Industrie- und Handelskammer (IHK) bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Der Landkreis könne seinen Wettbewerbsvorteil nur erhalten, wenn der Ausbau der Leitungen schneller und flächendeckend vorankomme, sagt der Kirchheimer Unternehmer.

Zahlreiche Kommunen im Landkreis bieten mittlerweile Wlan an öffentlichen Plätzen an. Ottobrunn hat unlängst einen Hotspot vor dem Rathaus freigeschaltet. In Unterhaching kann über das Bürgernetz an mehreren Standorten kostenlos gesurft werden. Die Gemeinde Pullach kooperiert mit dem Münchner Freifunk und in Unterschleißheim können bis zu 500 Personen gleichzeitig den Hotspot am Rathausplatz nutzen. "Die Menschen wollen ihre Zeit nutzen, um online zu sein, sich zu informieren", sagt Landrat Göbel. "Das ist einfach der Zeitgeist."

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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