Hofolding:Ungelegte Eier gefährden Seniorenheim

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Kleinvieh macht auch Lärm: Ein Freigehege für Hühner neben seinem Seniorenheim findet der Investor, mit dem die Gemeinde gerade verhandelt, problematisch. (Foto: Johannes Simon)

Die Pläne eines benachbarten Biohofes für ein Hühner-Freigehege missfallen dem Investor. Der Brunnthaler Gemeinderat lehnt eine Veränderungssperre dennoch ab.

Von Angela Boschert, Brunnthal

Die Gemeinde Brunnthal sorgt sich um ihre Senioren, insbesondere um diejenigen, die eines Tages im geplanten Seniorenzentrum in Hofolding-West wohnen werden. Dieses Projekt treibt die Gemeinde seit mehr als zwei Jahren um. Seit Mitte vorigen Jahres verhandelt sie mit dem neuen Investor, der schwedischen Rentenkasse Hemsö, zu beiderseitiger Zufriedenheit. Doch als der benachbarte Biobauernhof Lechner vor kurzem kundtat, einen Stall für 500 Hühner mit Freigehege bauen zu wollen, bekam der Bauherr Bedenken wegen Lärmimmission und Geruchsbelästigung. Schließlich können die Hühner bei einem Freigehege, wann immer sie wollen, draußen umherlaufen, Samen picken und ein Schwätzchen halten, sprich gackern.

Bürgermeister Stefan Kern (CSU) sah sich gezwungen zu reagieren, "damit nicht andere Investoren abgeschreckt würden", wie er in der eigens dafür anberaumten Sondersitzung des Gemeinderats sagte. Er habe die Familie Lechner gebeten, den Bauantrag zurückzunehmen - vergeblich. Der alteingesessene Betrieb hat 30 Milchkühe mit Nachwuchs, muss für diese neue Ställe bauen und will die Hühnerhaltung ausweiten, um ein zweites Standbein zu haben.

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Kern ließ also seinen Gemeinderat in einer auf nur 20 Minuten angesetzten Sitzung darüber entscheiden, ob man den Umgriff des Bebauungsplanes für das "Seniorenzentrum Hofolding-West" nach Osten über das Gelände des Biobauernhofs Lechner ausweitet und in einer zweiten Abstimmung dort eine Veränderungssperre verhängt. Beides wurde abgelehnt, das Thema bleibt also virulent.

Ein Seniorenzentrum dürfe nicht einen eingesessenen Biobauernhof verdrängen, zumal dieser als letzter im Ort noch Viehhaltung habe, war man sich im Rat einig wie selten. Beide Akteure seien für Brunnthal wichtig und könnten sicher eine Lösung für eine gute Koexistenz finden, hieß es fraktionsübergreifend. Ein Hühnerstall sei keine Störung, sondern eine Bereicherung, argumentierten etwa Hilde Miner (Grüne) und Peter Sachs (CSU). Sie hatten sich beide einen solchen Hühnerfreilaufstall angesehen, keine Klagen über zu viel Gegacker gehört oder unangenehme Gerüche bei den Tieren vernommen. Aber erfahren, dass die Hähne "nur laut krähen, wenn sie Hennen anlocken wollen, und das sei zwei Wochen im Jahr der Fall", so Sachs hörbar schmunzelnd.

Als nächstes steht der Bau eines Rinder- und Kälberstalls an

Da nützte auch Kerns Erklärung nichts, die Veränderungssperre sei das verwaltungstechnische Mittel, beide Seiten zusammenzubringen. Sie rief Kopfschütteln hervor, denn viele im Gremium wussten, dass beide ein Gespräch am Tag darauf führen würden. Nach mehr als einer Stunde Diskussion stimmten 15 der 19 Gemeinderäte gegen die Ausweitung des Bebauungsplans. Eine Veränderungssperre war damit hinfällig. Nun behandelt der Bauausschuss an diesem Mittwoch den Antrag der Familie Lechner für die Errichtung eines Rinder- und eines Kälberstalls mit Kälberauslauf.

Mit einer Veränderungssperre wäre dem Hof laut Michael Lechner "die Planungssicherheit hinsichtlich eines existenzsichernden zweiten Standbeins genommen" worden. Weil seine Familie den Betrieb führt, durfte Lechner, der für die Grünen im Gemeinderat sitzt, an der Debatte und der Abstimmung in dem Gremium nicht teilnehmen. Im Gespräch mit der SZ betont er auch im Namen seiner Eltern: "Wir wollen nicht das Seniorenzentrum verhindern!"

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