Tag der Blutspende:Jeder Tropfen zählt

Lesezeit: 2 min

Mit dem Ergebnis einer Blutspende kann drei Menschen geholfen werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Jährlich spenden rund 240 000 Menschen in Bayern Blut. Während der Corona-Krise war die Bereitschaft besonders hoch. Warum sie jetzt jedoch abnimmt.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Beschweren mag sich Fried Saacke nicht. Als der Leiter der Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes in Ismaning und sein Team Anfang des Monats Freiwillige zum Blutspenden in den Bürgersaal baten, kamen 234 Spenden zusammen. Das ist keine schlechte Zahl, aber eben doch weniger als sie es sonst gewohnt sind in Ismaning, wo normal mehr als 300 Menschen kommen. Das hat mit Corona zu tun, aber auf eine andere Art, als man es vielleicht erwarten würde. "Die Menschen wollen alle helfen, aber viele tun sich gerade schwer, die Zeit dafür zu finden", sagt Saacke diplomatisch.

Der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BSD) formuliert das drängender, er spricht von einem "akuten Mangel an Blutspenden" und ruft anlässlich des Weltblutspendetags am 14. Juni - dem Geburtsdatum von Karl Landsteiner, dem Entdecker der Blutgruppen - mehr Menschen dazu auf, ihr Blut zu geben. "Die Situation ist bayernweit und bundesweit kritisch", sagt BSD-Pressesprecher Patrick Nohe. Grund dafür sind die Nachwirkungen der Pandemie: "Auf der einen Seite haben wir noch immer einen sehr hohen Blutbedarf bei den Kliniken, weil viele Operationen, die wegen Corona verschoben wurden, jetzt nachgeholt werden - auf der anderen Seite ist dies der erste Sommer, in dem die Menschen wieder richtig reisen können." Viele fahren in den lang ersehnten Urlaub und sind so nicht als Spender greifbar.

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In den Hochzeiten der Pandemie verzeichnete der BSD sogar zahlreiche Erstspender, besonders junge Menschen, die sich bewusst für die Blutspende entschieden. Die möchte man nun motivieren, wiederzukommen und im Idealfall zu kontinuierlichen Spendern zu werden, sagt Nohe. "Während Corona hatten wir wesentlich mehr Spender als sonst", bestätigt auch Bereitschaftsleiter Saacke aus Ismaning. Seit die Pandemie sich abgeschwächt hat und die Beschränkungen größtenteils weggefallen sind, gibt es freilich wieder mehr Verpflichtungen, mehr Termine und viel nachzuholen.

Zwei weitere Faktoren machen den Sammlern Sorge: Im Sommer drängt es die Menschen generell mehr nach draußen, das Thema Blutspende rückt bei vielen in den Hintergrund. Blutkonserven sind aber nur für einen begrenzten Zeitraum von 42 Tagen haltbar, es muss also regelmäßig genug Blut nachkommen. Hinzu kommt der demographische Wandel in Deutschland. Viele eifrige Spender der Vergangenheit haben die vorgegebene Altersgrenze von 72 Jahren inzwischen überschritten.

Etwa 240 000 Menschen in Bayern spenden jährlich Blut

Derzeit spenden in Bayern nach Angaben des BSD jedes Jahr etwa 240 000 Menschen ihr Blut. Nach dem Geschmack von BSD-Pressesprecher Nohe könnten es gern mehr werden. Schließlich ist statistisch gesehen jeder dritte in seinem Leben selbst mal auf gespendetes Blut angewiesen. Insgesamt werden in Bayern jeden Tag 2000 Blutkonserven benötigt, vor allem zur Behandlung von schweren Verletzungen und lebensbedrohlichen Krankheiten wie bei Krebspatienten. Mit dem Ergebnis einer Blutspende kann drei Menschen geholfen werden.

Alternativen zu freiwilligen Blutspenden sieht das deutsche System bislang nicht vor. Die Blutspendedienste des Roten Kreuzes decken etwa dreiviertel der etwa 15000 täglich benötigten Spenden in Deutschland ab, Universitäten und private Anbieter den Rest. Der BSD in Bayern ist ein eigenständiges Unternehmen, das gemeinnützig arbeitet. Aus dem Blut der Spender stellt der BSD verschiedene Blutpräparate her und verkauft diese an Kliniken und Praxen weiter - zu einem Preis "in Höhe der Kosten, die zuvor aufgewendet wurden". Etwaige Überschüsse würden reinvestiert, erklärt Nohe, aktuell etwa in die Modernisierung des Produktions- und Logistikzentrums in Wiesentheid.

Die nächsten Möglichkeiten zum Blutspenden im Landkreis München sind am Freitag, 8. Juli, 14.30 bis 20 Uhr in der Grundschule Unterbiberg, am Freitag, 29. Juli, 14 bis 20 Uhr im Bürgersaal Ismaning sowie am Freitag, 5. August, 14 bis 20 Uhr im Bürgerhaus Unterföhring. Zudem besteht montags bis freitags zwischen 13 und 19 Uhr in München im Forum Schwanthalerhöhe Gelegenheit zum Blutspenden beim BSD. Weitere Termine und Reservierung unter www.blutspendedienst.com/blutspendetermine .

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