Betriebswechsel:Cappuccino statt Leberkäs

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Josef Stadler hat die Metzgerei in der Münchener Straße in Garching 17 Jahre lang geführt. Jetzt gibt er sie auf. (Foto: Robert Haas)

Josef Stadler schließt seine Metzgerei in Garching aus Altersgründen. Dass stattdessen ein Café in den Räumen an der Münchner Straße eröffnen soll, gefällt nicht allen.

Von Gudrun Passarge, Garching

In Garching geht eine Ära zu Ende, so sieht es jedenfalls Josef Stadler, Chef der gleichnamigen Metzgerei an der Münchener Straße. Und bestimmt empfinden es viele Garchinger genauso, wenn sie am 28. Oktober zum letzten Mal ihr Fleisch dort einkaufen oder ihre warme Brotzeit. Die Metzgerei Stadler schließt, dafür wird dort die Familienbäckerei Kistenpfennig ein großes Café eröffnen, "mit allem Drum und Dran", wie Stadler versichert. Der 74-Jährige hat sich vergebens um einen Nachfolger bemüht, wie er berichtet. In Garching regt sich allerdings Widerstand gegen das geplante Café.

Stadler übt das Metzgerhandwerk in vierter Generation aus

Seit 45 Jahren gab es die Metzgerei an dieser Stelle, vor 17 Jahren übernahm Josef Stadler das Geschäft zusammen mit seiner Frau. Doch jetzt, da beide die 70 überschritten haben, wollen sie endlich mal etwas kürzer treten. Eigentlich hätte der Enkel die Metzgerei übernehmen sollen. "Aber er will nicht", sagt Stadler. Und bei seiner Suche nach einem Nachfolger habe er nur Angebote von Filialisten bekommen. Und dann sei es ja keine richtige Metzgerei mehr, findet Stadler, der aus einer Metzgerfamilie stammt und das Handwerk in vierter Generation weitergeführt hat. Warum es so schwierig ist, Metzger zu finden, dafür hat Stadler eine Erklärung: "Ich stehe in der Früh um drei Uhr auf." Eine kleine Mittagspause sei zwar drin, aber dann gehe es bis abends um 19 Uhr weiter und am Wochenende falle auch noch Arbeit an. "Und dann ist es ein Riesenproblem mit der Besteuerung", der Staat bestrafe Leute, die mehr arbeiteten, findet Stadler. "So macht man die Arbeitsmoral kaputt."

Wenn sein Geschäft Ende Oktober schließt, bedeutet das auch für die 14 Mitarbeiter, dass sie sich neu orientieren müssen. Aber Stadler ist da optimistisch. "Jeder Metzger in München sucht eine Verkäuferin. Es ist kein Problem, dass man eine Arbeit kriegt, es ist eher ein Problem, Personal zu kriegen", so seine Erfahrung.

Die Garchinger werden sich jedenfalls umstellen müssen. Statt nach Leberkäs wird es künftig nach Kaffee in dem Geschäft duften. Stadler zeigt sich von dem Konzept überzeugt. Und Bürgermeister Dietmar Gruchmann habe schon vor zwei Jahren gesagt, dass Garching ein richtiges Café brauche, in dem sich beispielsweise Mütter treffen könnten. Als Trost für die Garchinger fügt Stadler an: "Mit dem Imbiss wird es genauso weitergehen".

Eine Unterschriften-Aktion soll den Standort erhalten

Doch nicht alle Garchinger sind von den Café-Plänen begeistert. Rolf Strobach hat eine Unterschriften-Aktion im Internet gestartet unter dem Titel: "Es geht um die Wurst. Garching braucht Vielfalt, auch im Metzgereien-Angebot." Als Begründung gibt er auf der Internet-Plattform "Open Petition" an: "Eine selbständige Metzgerei in Garching ist wichtig für vielfältige, wertige und verbraucherfreundliche Einkaufsmöglichkeiten in unserer Stadt." Der Bürgermeister solle alle Möglichkeiten prüfen, den Betrieb aufrechtzuerhalten, "zumal der Erhalt beziehungsweise die Weiterführung dieses regionalen Fleischerfachbetriebes möglich wäre". Denn seines Wissens, sagt Strobach, habe sich auch ein Metzger für das Geschäft interessiert.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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