Beachhandball:Ismanings Handballerinnen starten zur WM

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Mit einem Testspiel gegen das Team aus Australien hat sich die deutsche Mannschaft (in den weißen Trikots) am Samstag in Ismaning auf die WM vorbereitet. (Foto: Robert Haas)

Ismaning ist eines der Leistungszentren im deutschen Beachhandball der Frauen. Viele Talente wollen nun mit Trainer Alexander Novakovic bei der Weltmeisterschaft auf Kreta weit kommen.

Von Martin Mühlfenzl, Ismaning

Diese Woche reist der Ismaninger Handball-Coach Alexander Novakovic, 38, mit seinem Team auf die Urlaubsinsel Kreta. Er sieht sich dort schon "mit dem Caipi in der Hand", wie er lachend sagt. Doch einen Cocktail dürfte es für ihn und seine Spielerinnen erst geben, wenn ihre gemeinsame Mission erfüllt ist. Und die lautet: Bei der Beachhandball-Weltmeisterschaft der Frauen mit der deutschen Nationalmannschaft unter die besten sechs Teams der Welt zu kommen.

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Das ehrgeizige Vorhaben startet im Krautdorf Ismaning, das schon seit Jahrzehnten als eine der Hochburgen des Handballs im Landkreis München gilt - und seit geraumer Zeit auch als Keimzelle des Beachhandballs in Deutschland. Bundestrainer Novakovic ist seit Jahren als Trainer und Funktionär beim TSV Ismaning aktiv. Wenn er davon spricht, was sich da in den vergangenen Jahren entwickelt hat, fällt immer wieder der Begriff von der "Leistungsblase". Leistungssport also auf höchstem Niveau, getragen auch von verbandlichen Strukturen - und das mitten in Bayern, das eigentlichen eine Handball-Diaspora ist.

Bundestrainer Alexander Novacovic ist seit Jahren Coach und Funktionär beim TSV Ismaning. (Foto: Robert Haas)

In der "Hölle Süd", wie die Ismaninger ihre Heimspielstätte nennen, aber hat Handball eine lange Tradition, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen - und dem TSV gelingt es immer wieder mit herausragender Jugendarbeit eigene Talente an die Erwachsenen-Teams heranzuführen; derzeit spielen die Männer in der Landesliga, die Frauen sogar in der Bayernliga. Irgendwann aber war die Halle nicht mehr genug - vor allem im Sommer. Kurz nach der Jahrtausendwende setzte auch in Ismaning der Trend zum Beachhandball ein, oder wie Novakovic sagt: "Da hat es einige in den Sand gezogen."

Und aus dem Hobby wurde 2014 erstmals so etwas wie eine geplante Professionalisierung, als sich die "Brüder Ismaning" zusammenfanden, die ja eigentlich Schwestern sind. In der damaligen weiblichen A-Jugend des TSV, die es in der Halle bis in die Bundesliga geschafft hatte, reifte der Wunsch, auch nach der Hallensaison als Team weiterzuspielen - draußen im Sand. Und schon im Gründungsjahr stellte sich der erste große Erfolg ein: Bei der Deutschen Meisterschaft im niedersächsischen Wildeshausen durften die Brüder mit einer Wildcard des Deutschen Handballverbandes starten und sicherten sich sensationell im Endspiel gegen die Caipiranhas Erlangen den Titel. Es sollten in den Jahren 2016 und 2017 zwei weitere folgen.

Damals schon mit dabei war unter anderem die Ismaningerin Kirsten Walter, an der sich gut ablesen lässt, wie sehr Hallen- und Beachhandball zusammenhängen. Walter, Verteidigerin in der Beachhandball-Nationalmannschaft und im Hallenhandball beim TSV Ismaning ausgebildet, spielt in der Halle beim HCD Gröbenzell in der dritten Liga, schaffte aber mit ihrem Verein auch schon den Sprung in die zweite Bundesliga. In der Beachhandball-Nationalmannschaft spielt Walter mit Katharina Filter zusammen, die Torhüterin steht beim Buxtehuder SV in der Frauen-Bundesliga zwischen den Pfosten und hat schon mehrere Länderspiele hinter sich. "Das ist ja das Tolle, dass du als Spielerin in der Oberliga auf Sand mit Bundesliga-Spielerinnen zusammenspielen kannst", sagt Bundestrainer Novakovic. Die Grundlage für einen leistungsbezogenen Beachhandball sei aber immer der Hallensport, sagt der Coach, "aber man braucht diese gewisse DNA für den Sand". Dazu kommt in Ismaning die frühe Förderung. Schon den Kleinsten werde gesagt: "Kommt doch in den Sand!", erklärt Novakovic. "Und viele packt das Virus Beachhandball."

"Die Vorfreude ist riesig. Und auch der Stolz, dabei zu sein."

Nicht nur in Ismaning, auch in Oberschleißheim hat sich Beachhandball längst etabliert - und die Beach Bazis Schleißheim feiern seit Jahren vor allem im Jugendbereich auf dem 27 mal zwölf Meter großen Feld im Freien Erfolge, darunter mehrere bayerische Meistertitel. Isabell Kattner, in der Halle ebenfalls in Gröbenzell aktiv, ist auch ein Bazi und fährt nun mit nach Kreta. Ein weiterer Verein, der den Beachhandball in der Region in den vergangenen Jahren befördert hat, sind die Minga Turtles, die ebenfalls Nationalspielerinnen stellen.

Der entscheidende Faktor aber ist, dass Ismaning mittlerweile offizieller Stützpunkt des Deutschen und Bayerischen Handballverbandes ist. Hier finden Lehrgänge statt, Spielerinnen werden nach Sichtungen eingeladen, Coach Novakovic und sein Team haben hier die Chance, unter hochprofessionellen Bedingungen ein Team zu formen und Spielerinnen zu fördern. "Wir bauen hier einen Erfahrungsschatz auf, wer sich im Sand bewährt", sagt der Bundestrainer, der 2021 mit seiner Mannschaft Europameister wurde.

Am Wochenende hat sich die Nationalmannschaft im Ismaninger Sportpark mit einem letzten Lehrgang auf die WM auf Kreta vorbereitet - unter anderem mit Testspielen gegen Australien. In der Gruppenphase werden es die deutschen Frauen dann mit hochkarätigeren Gegnern zu tun bekommen: Norwegen, Ungarn und Rekordweltmeister Brasilien. "Die Vorfreude ist riesig", sagt Novakovic. "Und auch der Stolz, dabei zu sein. Wir sind der größte Handballverband der Welt." Und Ismaning ist die Leistungsblase.

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