Baierbrunn:Mehr Leben in der Ortsmitte

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Bürgermeister Patrick Ott (rechts) mit Händler Giuseppe Angiuli an dessen Stand mit Tiroler Spezialitäten auf dem Wochenmarkt. (Foto: Claus Schunk)

Ein neuer Wochenmarkt, Wohnbebauung, ein Café für junge Mütter: Bürgermeister Patrick Ott und der Gemeinderat gehen die Umgestaltung des Dorfzentrums mit viel Kreativität an.

Von Claudia Wessel, Baierbrunn

"Ist das hier neu?", fragt ein Passant, der über die Maibaumwiese an der Kirchstraße in Baierbrunn geht. Staunend schaut er auf große Obststände, die gerade aufgebaut werden. Offensichtlich ist er seit Ende Juni Mittwochnachmittags nicht mehr hier vorbeigekommen. Denn seitdem gibt es den Wochenmarkt in Baierbrunn bereits, wie Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG) beim Rundgang zufrieden erzählt. Der Markt mit bis zu zehn Ständen zieht sich von der Maibaumwiese weiter um die Ecke in die Bahnhofstraße und führt sozusagen direkt vor die Rathaustür. Jeden Mittwoch ist der Markt mittlerweile Anlaufpunkt nicht nur für den Bürgermeister selbst, der mit einem Einkaufszettel bewaffnet Obst für die Kinder einkauft, sondern auch für die Angestellten im Rathaus, die Mitarbeiter des Verlags Wort und Bild und auch so manche Menschen, die mit dem Auto durch den Ort kommen und anhalten. Vor allem der Stand, für den bereits an der Straße ein Schild mit der Aufschrift "Heute Imbiss" wirbt, ist sehr begehrt. Hinter diesem, wo es Chilli con carne oder Bratwurstsemmeln gibt, sind an diesem Wintertag zwei Stehtische aufgestellt. Sobald es wärmer wird, sollen aber auch wieder Sitzplätze geschaffen werden, so wie im vergangenen Jahr.

Patrick Ott ist offenbar ein sehr geselliger Mensch, denn eine seiner ersten Amtshandlungen als Bürgermeister, der er seit März 2020 ist, betrifft die (Wieder-)Belebung der Ortsmitte. Die Einrichtung des Wochenmarktes ist dazu quasi der erste Schritt, doch weitere größere Pläne sind im Gemeinderat bereits verabschiedet worden. So wird die Ortsmitte insgesamt umgestaltet. Zwei Häuser wurden der Gemeinde zum Kauf angeboten - die Raiffeisenbank und das alte Rathaus, welches inzwischen dem Wort und Bild Verlag gehört. Noch wird über die Preise verhandelt, doch das Interesse der Gemeinde steht fest. Die beiden Häuser an der Maibaumwiese sollen dann abgerissen werden, an dieser Stelle sollen Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss ist Gewerbefläche vorgesehen. So hat die Raiffeisenbank Interesse, wieder dort einzuziehen, und es soll ein Café entstehen. Zielgruppe wären etwa junge Mütter mit ihren Kindern, diese Bevölkerungsgruppe suche derzeit nach Einkehrmöglichkeiten, wie Ott festgestellt hat. Eine schöne Freifläche mit Blick auf die Wiese wäre bestimmt attraktiv, glaubt er.

Das alte Rathaus (rechts) und die Raiffeisenbank will die Gemeinde kaufen und abreißen. Dort sollen Wohnungen und Geschäfte im Erdgeschoss entstehen. Auch ein Cafe ist geplant. (Foto: Claus Schunk)

Derzeit ist der Müttertreff oft mittwochs am Wochenmarkt zu finden. Freie Plätze hinter dem Kuchenstand auf der Bank vor dem Rathaus sind derzeit noch rar gesät, vor allem an Sonnentagen. Demnächst werden hier auch Bierbänke aufgestellt. Der Markt beginnt jeweils um 14 Uhr und geht bis zum Abend. Ott berichtet von einem Nachmittag im letzten Sommer, als der Imbisswagen um 19.30 Uhr zumachte, aber noch etwa zehn Personen mit einem Bier in der Hand vor dem Rathaus herumstanden. Ott lud sie kurzerhand in den Sitzungssaal ein.

Die am Markt teilnehmenden Wagen hat übrigens Barbara Stahuber aufgetrieben. Dafür ist sie über die Wochenmärkte in Nachbargemeinden gefahren und hat persönlich Inhaber angesprochen, ob sie Interesse an einem Stand in Baierbrunn hätten. Ott ist stolz darauf, wie gut die Planung geklappt habe. "Von der Idee bis zur Verwirklichung dauerte es nur 14 Tage."

So oder ähnlich sollen künftig die acht Wahlplakattafeln im Ort aussehen. Sie sind ab sofort für Künstler freigegeben. (Foto: Claus Schunk)

Die weitere Belebung des Ortes, der "die letzten zehn, 20 Jahre im Tiefschlaf verbracht hat", wie Ott sagt, soll auf jeden Fall bis zum Jahr 2026 abgeschlossen sein. Dann nämlich steht die 1250-Jahrfeier in Baierbrunn an. Der 54-Jährige freut sich ganz besonders auf den Festumzug durch den Ort, denn an dem Umzug vor 50 Jahren hat er als Drittklässler als Ritter verkleidet teilgenommen. Ein Foto von ihm war auch in der Presse, sein Vater hat diese Ausgabe aufgehoben. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurden nun schon einige Dinge für die Umgestaltung der Ortsmitte in die Wege geleitet, nämlich ein Bauleitplan und eine Veränderungssperre für eine Fläche von insgesamt sechs Häusern. Weiterhin wurde der Umbau für ein Privathaus in der Kirchstraße genehmigt, das direkt an der Maibaumwiese liegt.

Plakatständer werden zur kreativen Verwendung freigegeben

Zur Belebung des Ortes hat Ott gemeinsam mit Kulturreferentin Tanja König übrigens auch die acht Plakatständer, die sonst nur zu Wahlzeiten aufgestellt wurden, zur kreativen Verwendung freigegeben: Ab sofort kann man sich bei der Gemeinde bewerben, wenn man ein solches Großplakat gestalten möchte. Das Kunstwerk bleibt dann zwei Monate lang zu sehen, dann wird es übermalt und der nächste Künstler kommt zum Zug. Die Teilnahme ist kostenlos.

Auch die geplante Gastronomie im Sport- und Bürgerzentrum soll bis 2026 längst gut besucht sein. Ott schätzt, dass der "American Diner", den er sich dort vorstellt, bereits in gut zwei Jahren öffnen kann. Es gibt ja bereits einige Bewerber, die auch investieren möchten. Dennoch braucht es noch eine Ausschreibung. Zuvor sollen noch diverse Konzepte im Gemeinderat vorgestellt werden. Es geht jedenfalls voran. "Mir macht es unheimlich Spaß, dass sich soviel im Ort tut", sagt Ott begeistert. Gut möglich, dass er noch weitere Ideen im Ärmel hat.

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Von Claudia Wessel

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