Flüchtlingsunterbringung:Baierbrunn will sein Soll erfüllen

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Modulbauten wie hier in Taufkirchen? Oder Wohncontainer? In Baierbrunn wird über die richtige Lösung für eine Flüchtlingsunterkunft auf dem Wirthsfeld diskutiert. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde möchte auf dem Wirthsfeld Container- oder Modulbauten für etwa 96 Schutzsuchende errichten. Im Mai soll über die Pläne mit der Bevölkerung gesprochen werden.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Was die Höhe der Wahlbeteiligung angeht, gilt Baierbrunn seit vielen Jahren als Mustergemeinde. Was den angemessenen Anteil an der Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis München betrifft, war man in der Vergangenheit nicht ganz so strebsam - die 3400-Einwohner-Kommune im Isartal hat da nicht zuletzt wegen ihrer Zurückhaltung in den Jahren 2015/16 einen weniger guten Ruf. "Das haben die Nachbargemeinden nicht vergessen", konstatierte Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG) in der Gemeinderatssitzung am Dienstag.

Der lokalpolitische Wille, es anders zu machen, ist freilich seit einem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom Mai 2022 fixiert: Als Standort für eine künftige Flüchtlingsunterkunft wurde damals ein gemeindeeigenes Areal am Wirthsfeld festgelegt. In der aktuellen Sitzung ging es nun vor allem um die Frage, ob dort eine Containeranlage oder eine hochwertigere Anlage in Modulbauweise entstehen soll, wobei erst mal nur planerische Gedankenspiele erörtert wurden und noch keine Entscheidung fiel. Wichtig zu betonen, war nicht nur Ott, sondern auch anderen Mitgliedern des Gremiums, dass man vor allem die Baierbrunnerinnen und Baierbrunner mitnehmen wolle bei einer Thematik, die nie ganz ohne Brisanz ist.

Deshalb wird es auch am 16. Mai dazu eine öffentliche Veranstaltung geben mit Vertretern des Landratsamtes, bei der im Sport- und Bürgerzentrum Informationen ausgetauscht und Fragen gestellt werden können. "Es ist ein sensibles Thema", warnte Ursula Kuhn (Grüne). Das findet auch Christine Kammermeier (SPD): "Wir müssen alle Fragen ehrlich angehen und nichts verschweigen, was auf Baierbrunn zukommt."

Ott und auch FDP-Gemeinderat Ravindrah Nath, die sich jüngst verschiedene Flüchtlingsunterkünfte im Landkreis angesehen hatte, tendieren klar zu einer Anlage in Modulbauweise. "Da ist der Zuschnitt wohnlicher", warb der Rathauschef, und bei solchen Anlagen sei auch die Chance größer, dass Familien mit Kindern einquartiert würden - und nicht alleinstehende Flüchtlinge. "Das würde besser passen ins dörfliche Miteinander." Der vorgesehene Standort am Wirthsfeld sei auch deswegen gut, weil er nicht kasernenartig im Abseits, sondern nahe dem S-Bahnhof liege.

Ähnlich argumentierte Nath: "Wir wollen die Leute ja integrieren." Für die Anlage in Modulbauweise beträgt die geplante Laufzeit 15 Jahre, für eine Anlage in Containerbauweise ist die Laufzeit zunächst mal auf fünf bis sechs Jahre ausgelegt. Freilich sind das lediglich Zahlen, die mit der Wirklichkeit kollidieren könnten. "Die Situation wird sich nicht ändern. Wir werden weiter Geflüchtete haben", sagte Nath. "Die soziale Betreuung ist elementar", erklärte Ott, der zudem darauf verwies, dass man Helferkreise mobilisieren wolle. Kammermeier machte deutlich, dass man die Schulen einbinden müsse.

In einem Jahr könnte die Unterkunft bezugsfertig sein

Bezugsfertig könnte die Unterkunft wohl im kommenden Frühjahr 2025 sein, grundsätzlich könnte eine Containeranlage etwas schneller errichtet werden. Bei einer Anlage in Modulbauweise würde es wohl auf drei oder vier Häuser hinauslaufen. Die vorgestellte Planung sieht Wohneinheiten mit einer Kapazität von maximal 96 Bewohnern vor - eine Zahl, die sich unter jener der Grundsatzentscheidung des Gemeinderats (maximal fünf Prozent der Bevölkerung) bewegt.

Diverse Erschließungen sind über das Wirthsfeld geplant, das beinhaltet auch eines Asphaltierung des Weges. Inwieweit sich der Standort dort einmal anderweitig nutzen lassen könnte - es gibt die Idee, dort irgendwann eine Dreifachturnhalle zu errichten - ist gerade nicht das drängendste Thema. Aber es spielt wohl eine Rolle bei Kritikern der Flüchtlingsunterkunft. Anton Ley (SPD) sprach in seiner Erregung sogar von einem möglichen Bürgerbegehren gegen die jetzigen Pläne.

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