Job-Messe:Erste Schritte auf der Karriereleiter

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Eine Messe von Studierenden für Studierende ist die Ikom auf dem Gelände der Fakultät für Maschinenwesen in Garching. (Foto: Robert Haas)

Noch bis Freitag präsentieren sich auf der Messe Ikom in Garching 324 Firmen den Studierenden der Technischen Universität. Die Organisatoren erwarten bis zu 15 000 Besucher.

Von Gudrun Passarge, Garching

Als Roland aufsteht, ist er um einiges klüger. Der Student der Wirtschaftsinformatik klappt seinen Laptop zu und verstaut ihn in der Tasche. "Ich habe spontan vorbeigeschaut", sagt der 22-Jährige über seinen Besuch des Karriere-Forums Ikom, das vier Tage lang in der Halle der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität in Garching stattfindet. Genauso spontan habe er seinen Lebenslauf checken lassen und etwas gelernt: "Der Beruf der Eltern, das gibt man nicht mehr an."

Vor allem aber wollte er eine Antwort auf die Frage, ob politisches Engagement, er ist im Kreisvorstand der FDP, in den Lebenslauf gehört. Die Antwort ist nicht eindeutig. Das hänge vom Personaler ab, der ihn liest. Aber Roland hat für sich entschieden, dass er diesen Punkt wohl drin lassen wird. "Es ist doch ein positiver Effekt, wenn jemand bereit ist, unsere Gesellschaft mitzugestalten."

Interessierte können sich hier bis Freitag über Praktika und Jobs informieren. (Foto: Robert Haas)

Die Ikom findet jedes Jahr statt. 324 Firmen präsentieren sich dieses Mal an vier Tagen. Es könnten noch mehr sein, die Nachfrage ist groß, berichtet Katharina Kempf, es gebe sogar Wartelisten. Die Studentin des Maschinenwesens ist eine von 100 ehrenamtlich tätigen Organisatoren. Denn die Ikom ist eine Messe von Studierenden für Studierende. Kempf ist schon das fünfte Mal dabei und hatte für einige Zeit auch eine Leitungsposition übernommen.

Die Organisatoren erwarten bis zu 15 000 Besucher. (Foto: Robert Haas)

15 bis 20 Stunden Arbeit fielen da an, sagt die 26-Jährige, denn alles muss gut vorbereitet sein. Das Catering für die Firmen, die Stände, der Fahrservice, die Firmengespräche, die Personalsuche, wobei sie mit Personal die Studenten meint, die mit grüner Krawatte oder grünem Tuch zum schwarzen Anzug oder zum schwarzen Kostüm durch die Halle wuseln.

Vier Messen pro Jahr organisiert das Team, dazwischen gibt es mal ein gemeinsames Wochenende auf der Hütte oder beim Zelten. Kempf kennt das Geschäft und schätzt es zu sehen, was man neben dem Studium alles erreichen kann. Sie berichtet, wie manche an den Aufgaben wüchsen und an Selbstbewusstsein gewönnen.

An den meisten Ständen herrscht reger Betrieb. Zwischen 10 000 und 15 000 Besucher erwarten die Organisatoren. Die meisten suchen den direkten Kontakt an den Ständen. Wie Alex. Die 21 Jahre alte Informatikstudentin sitzt gerade bei einem Kaffee in der Studentenlounge. Dass die blonde Frau mit der schwarzen Ray-Ban-Brille aus Moskau kommt, verrät nur ein charmanter Akzent in der Sprachmelodie. Sie komme jeden Tag auf die Messe, erzählt sie. "Wenn es schon solch eine Chance gibt, wäre es doof, sie zu verpassen." Als Russin habe sie auch schon etwas gelernt. So war ihr neu, dass die meisten Firmen auf Initiativbewerbungen warten.

Andere Länder, andere Sitten

Aus ihrem Heimatland kenne sie das nicht. Da gebe es ein Arbeitsbuch, in dem die Arbeitgeber ihre Bemerkungen und Beurteilungen eintrügen. Sucht man einen neuen Job, legt man einfach dieses Buch vor. "Das ist hier komplett anders", sagt sie. Momentan sucht sie nach Praktikumsplätzen und hat auch schon interessante Kontakte geknüpft. So habe ihr beispielsweise die Präsentation von Swarovski gefallen. Die Firma, die den meisten nur wegen der Schmuckstücke geläufig sein wird, habe auch Sparten für künstliche Intelligenz und Bilderkennung.

Ähnlich wie Alex geht es auch Sebastian, 25. Der Mathematikstudent findet es interessant, so viele Firmen kennenzulernen, und er findet das Forum erstaunlich gut organisiert. Hier zeige sich einmal mehr, wie viel Wert die TU darauf lege, ihre Leute in den Berufsalltag zu vermitteln. Auch er hat hier schon Praktikumsplätze gefunden.

Ob man noch etwas verbessern könne? Vielleicht, so überlegt er, wäre eine App hilfreich, die man mit Stichworten füttern könnte. Etwa Teilzeit, weil man gerade in Elternzeit ist, kombiniert mit Gehirnforschung und künstlicher Intelligenz. Heraus käme dann das perfekte Angebot. Aber das könne man eventuell auch aus dem Katalog herauslesen, sagt er nach kurzem Nachdenken, denn dort seien die Firmen nach ihren Schwerpunkten gelistet.

Große wie kleine Firmen haben ihre Stände auf der Ikom, MAN genauso wie Pentland Firth, ein 50-Mann-Betrieb aus München. Der Lkw-Bauer aus München hat gut zu tun, viele Studenten fragen nach Praktika oder wollen sich als Werkstudent bewerben. Eine Mitarbeiterin nickt auf die Frage, ob es sich für die Firma lohnt. Sie hätten schon einige Mitarbeiter auf diese Weise gefunden, sagt sie, "das Interesse ist riesengroß". Ähnlich sieht es ein Mitarbeiter bei Pentland Firth, das den Easy-Shopper anbietet. Damit können Kunden Artikel einscannen und brauchen sich nicht mehr an der Supermarktkasse anzustellen. "Wir haben schon ein paar Mitarbeiter hier gefunden", sagt der Mann am Stand.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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