Advent für Anfänger:Von Anis bis Zimt

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Anita Sieber verkauft auf dem Holzer Hof in Ismaning Glühwein aus eigener Prodution. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Anita Sieber weiß, was in einen guten Glühwein hinein gehört. Auf dem Holzerhof in Ismaning bereiten sie und ihre Familie das auf Christkindlmärkten beliebte Getränk aus vergorenen Äpfeln und Kirschen zu.

Von Hannah Küppers, Ismaning

Der Duft nach würzig-süßem Wein ist ein sicheres Indiz dafür, dass Advent ist und die Christkindlmärkte geöffnet haben. Dampfende Tassen in kalten Händen und klebrige Finger und Zähne machen das Weihnachtsmarkterlebnis erst komplett. Im Dezember wird das Feierabendbier gerne mal zum Feierabendglühwein und die Stimmung bei jeder Weihnachtsfeier steigt, wenn der Zucker die Alkoholaufnahme in Gang bringt. Welcher zwischen Billigplörre im Tetrapak und selbst gemachtem Winzerglühwein der Beste ist, das ist Geschmacks- oder Preisfrage.

Die Wahl besteht zwischen weißen oder roten, manchmal auch mit Heidelbeere, Marille oder Schlehe verfeinerten Kreationen. Mit drei bis vier Euro pro Tasse wird man an den meisten Ständen auf dem Christkindlmarkt glücklich, doch es wäre nicht München, wenn es nicht auch Luxus-Glühwein mit Champagner für 21 Euro gäbe.

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"Sobald es nach Zimt riecht, riecht es nach Weihnachten", sagt Anita Sieber. Ihre Familie betreibt auf dem Holzerhof in Ismaning Wein- und Obstanbau. Einen Teil der Äpfel und Kirschen lassen sie jedes Jahr vergären, um daraus im Winter in ihrer Brennerei Apfel- und Kirschglühwein herzustellen. Von Anfang November an füllt Anita Sieber ihre Regale mit den weihnachtlich etikettierten Flaschen, im Eingang des Hofladens stehen große Thermobehälter, aus denen das hausgemachte Getränk direkt in die Tasse zum Probieren fließt.

Der Glühwein vom Holzerhof sei inzwischen ein "Selbstläufer", erzählt Anita Sieber. "Der hat seine Stellung, da brauche ich gar keine Werbung mehr zu machen." Auch um sich für private Feier und Partys einzudecken, kämen die Kunden zu ihr in den Laden und nähmen gleich mehrere Flaschen mit.

Glühwein hat Tradition: Aus dem 19. Jahrhundert stammt das älteste bekannte Rezept für die Herstellung eines gewürzten Weins. Im Nachlass des Raugrafen von Wackerbarth heißt es aus dem Jahr 1834: vier Loth Zimt, zwei Loth Ingwer, ein Loth Anis, ein Loth Granatapfel, ein Loth Muskatnüsse, ein Loth Kardamom sowie ein Gran Safran. Eine Gewürzmischung, die inzwischen vielleicht nicht mehr den Geschmack treffen würde. Aber auf die Idee, Weine zu würzen, um sie länger haltbar zu machen, sind sogar schon die Römer gekommen. Rudolf Kunzmann war der Erste, der im Jahr 1956 in seiner Weinkellerei in Augsburg seinen mit Zucker und Gewürzen versetzten Wein in Flaschen abfüllte und als Glühwein verkaufte.

Welche Gewürze sich im Apfelglühwein vom Holzerhof verbergen, verrät Anita Sieber nicht. "Weihnachtliche Gewürze eben", sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln. Die Basis bildet der Apfelsaft, gemischt aus den 22 Sorten, die der Holzerhof anbaut. Nachdem er zu Apfelwein vergoren ist, kommen zum Schluss Zucker und Gewürze hinzu. Und schon duftet es nach Weihnachten.

In dieser Kolumne erklären bis zum Heiligabend täglich Profis Bräuche und Traditionen der Advents- und Weihnachtszeit.

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