Laim:Dürfen Hunde auf die Wiese?

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Jahrelang stand an einer öffentlichen Grünfläche in Laim ein Verbotsschild. Plötzlich ist es weg, und ein erbitterter Streit entbrennt.

Von Andrea Schlaier, Laim

Schau ihn einer an, den Menschen, den zentraleuropäischen. Folgsam wie ein dressiertes Haustier. Braucht ihm nur einer eine Verbotstafel auf ein grünes Wieserl zu stellen, zack: tut er, was ihm darauf geheißen wird. In Laim lässt sich dieser Reflex samt erstaunlicher Folgeerscheinungen zur Zeit anschaulich studieren. Irgendjemand hat vor Jahr und Tag einmal ein Schildchen auf das 25 mal 70 Meter große öffentliche Grün an der Lautensackstraße/Höhe Burgerplatz gesteckt. Die Botschaft: Zamperl, ihr müsst hier draußen bleiben! Vom Schildbürger fehlt jede Spur, nur seine Hinterlassenschaft steckte bis vergangenen Sommer noch im Boden und funktionierte tadellos: Hund und Herrchen machten stets einen Bogen um das Gelände.

Bis eben vor ein paar Monaten. Da zog einer das Verbots-Hölzchen aus der Wiese. So schnell konnten die Nachbarn gar nicht schauen, wie sich der Rasen vor ihrer Wohnanlage mit Vierbeinern samt Begleitpersonal füllte. Also genau dort, wo sie bei strahlendem Wetter gern mal ihre Liegen für ein erfrischendes Sonnenbad aufgestellt hatten. Und jetzt: laute Hunde, laute Herrchen, tagsüber und die halbe Nacht. So schildern es zumindest einige von ihnen im Laimer Bezirksausschuss (BA). Die so Beschuldigten schütteln den Kopf und drehen den Spieß um. Sie klagen über lauthals vorgebrachte Anschuldigungen und gar Tomaten-Geschosse von Bewohner-Balkons auf sie, ihre Kinder und die geliebten Bellos. Schnell wird klar, dass hier längst zwei Parteien angefangen haben, aneinander hoch zu bellen im Streit ums Recht auf die öffentliche Fläche.

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Die Stadtviertelpolitiker setzten deshalb auf Vermittlung. Sie schalteten das Allparteiliche Konfliktmanagement (Akim) ein, das dem Sozialreferat angegliedert ist. Eine Vertreterin der Schlichter erzählte nun in der Sitzung des Ausschusses davon, wie sie beide Seiten kontaktiert habe: Hauswurfsendungen verteilt, auf Klagebriefe, die ursprünglich an den BA gegangen waren, geantwortet, Gespräche geführt. Fazit: Die einen verteidigen unter anderem ihr Recht, mit dem wohlerzogenen Familienhund samt Kindern die Zeit dort und am angrenzenden Spielplatz zu verbringen. Die anderen fühlen sich durch häufiges Kläffen und laute Gassi-Konversation regelrecht "beschallt". Unterm Strich, konstatiert die Mediatorin, gibt es in Laim zu wenig öffentliches Grün, auf dem sich die Vierbeiner frei bewegen könnten.

Hundebesitzer, die ebenfalls in die Ausschusssitzung gekommen sind, bestätigten das: Sie wollen einfach mal um die Ecke mit ihren Hunden rausgehen und nicht bis zum Nymphenburger Schlosspark oder zur Städtischen Baumschule fahren müssen. "Warum geht es denn nicht, dass man hier nebeneinander lebt?", fragt eine Frau in die Runde. Ihr schräg gegenüber sitzend reagiert eine Anwohnerin: "Ich fühle mich massiv in der Wohnqualität eingeschränkt". Die Gassi-Community versammle sich vor ihrem Erdgeschoss-Appartement und glotze ihr ins Wohnzimmer.

Wieder poppt die Frage auf, wem das Stückchen Wiese nun gehört. Der Öffentlichkeit, klärt ein anwesender Vertreter des Gartenbaureferats auf. Das alte Schild habe "irgendeiner irgendwann inoffiziell" aufgestellt. An der Stelle habe es nie ein Hundeverbot gegeben. Und: "Hier ist etwas eskaliert." In Laim sucht die Politik jetzt noch nach einer Strategie zur Deeskalation.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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