SZenario:"Ein bisschen Schwung in die Bude bringen"

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Luiza Monteiro mit Band singt "Pipe Dreams". Die Sängerin und Schauspielerin, in Brasilien geboren, ist derzeit am Stadttheater Ingolstadt engagiert. (Foto: Florian Peljak)

Bei der Verleihung der Bayerischen Kunstförderpreise entdeckt Minister Markus Blume Talente für den nächsten Staatsempfang.

Von Martina Scherf

Mut, den braucht es wahrlich in diesen unsicheren Zeiten. Mut, eigene Ideen zu verfolgen, auch wenn gerade vieles dagegen spricht. Die Frauen und Männer, die am Montagabend im Großen Konzertsaal der Münchner Hochschule für Musik und Theater den Bayerischen Kunstförderpreis erhielten, haben Mut bewiesen. Und es reichen wenige Kostproben der Sänger, Tänzer, Musiker und Wortschöpfer, damit sich ihre Begeisterung auf das Publikum überträgt.

Gastgeberin Lydia Grün, neu gewählte Chefin der Musikhochschule, bringt es in ihrer Begrüßung auf den Punkt. Es brauche Menschen wie diese Nachwuchskünstler, "um Räume zu schaffen für Auseinandersetzung, für Kontemplation, für Irritation, für Reflektion, ... also für das wache, offene Betrachten und Gestalten unserer Welt". Grün ist erst seit sechs Wochen im Amt. Sie kommt aus Detmold und ist die erste Frau an der Spitze der Hochschule. Doch sie hat ganz offensichtlich nicht nur Qualitäten im Hochschulmanagement, sondern weiß auch, Worte gezielt zu setzen. "So, wie Gesellschaft Kunst und Kultur braucht, brauchen Kunst und Kultur das Bekenntnis der Öffentlichen Hand, also des Staates zu ihr - klar, stark und kompromisslos."

Das sieht Kunstminister Markus Blume zum Glück genauso. Diese Preisverleihung sei der "Höhepunkt des Kulturjahres in Bayern", sagt er mit dem der Staatsregierung innewohnenden Pathos, das Gefühl im Saal fast ein wenig wie bei der Oscar-Verleihung - "nur dass Sie, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, diesen Abend selbst gestalten".

Jeff Chi liest aus seinem Comic "Who's the scatman". (Foto: Florian Peljak)

Dann führt er souverän und launig durch den Abend, lauscht der lyrischen Jazzstimme von Sängerin und Schauspielerin Luiza Monteiro vom Stadttheater Ingolstadt und dem donnernden Bariton von Matija Meic vom Münchner Gärtnerplatztheater. Jeff Chi, der tagsüber Internetseiten entwickelt und nachts Comics zeichnet, gibt eine Kostprobe seines ersten längeren Werks "Who's the scatman". Nikolaos Doede tanzt zu Musik von Tom Waits. Die Jazzrausch-Bigband fusioniert Techno mit Jazz und Beethoven - man sollte sie, sagt Blume, vielleicht zum nächsten Staatsempfang einladen, "um ein bisschen Schwung in die Bude zu bringen".

Die Münchner Prosaautorin und Lyrikerin Slata Roschal bei der Verleihung der Bayerischen Kunstförderpreise im November. (Foto: Florian Peljak)

Weil der Abend nicht reicht, um alle 16 geehrten Künstlerinnen und Künstler plus drei Ensembles auftreten zu lassen, musste jeder und jede vorher ein Kurzvideo einreichen, um sich selbst vorzustellen. Schauspieler Stefan Herrmann definiert seinen Beruf so: "Ich kann nicht Klavier spielen. Ich kann nicht tanzen. Ich kann nicht malen - aber ich kann so tun als ob." Na, sagt Blume, "das ist doch eine beachtliche Parallele zur Politik". Großes Gelächter.

Der Bayerische Kunstförderpreis, mit jeweils 6000 Euro dotiert, ist der wichtigste Nachwuchspreis. Er wird jährlich in den Sparten Musik, Bildende Kunst, Darstellende Kunst und Literatur verliehen. Die Vorschläge kommen von Fachjurys. Seit den 1960er-Jahren wird das so praktiziert. "Man muss nicht jede Tradition erhalten", sagt Blume, "aber diese schon." Und an die Künstlerinnen und Künstler gerichtet: "Sie beleben unseren Kulturstaat."

Dann mischt er sich im Foyer als einziger Krawattenträger unter die bunte Szene der Kulturschaffenden. Volkstheater-Chef Christian Stückl ist als einziger Intendant da, aber Bettina Reitz, Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film, und Vertreter vieler weiter staatlicher Kunst-Ausbildungsstätten. Und für manch einen Nachwuchskünstler oder eine Künstlerin könnte dieser Abend der Beginn einer großen Karriere sein.

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