Kunst am Bau:Pasinger Dogenpalast

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An drei Adventswochenenden wird die schlichte Rathausfassade zur Kulisse für die filigranen Projektionen des Lichtkünstlers Johannes Reihl. Hochleistungsdiaprojektoren lassen das Gebäude erstrahlen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Wer den Schaden hat ... Aber die Steilvorlage ist wohl einfach zu verlockend. Maria Osterhuber-Völkel, selbst gerade aus der Lagunenstadt zurück, muss den Kalauer einfach loswerden: "Wenn der Dogenpalast in Venedig auch versinkt, wir haben ihn jetzt in Pasing." Der Laimer Lichtkünstler Johannes Reihl wird den Prachtbau an die Südfassade des Pasinger Rathauses projizieren. Osterhuber-Völkl spricht für den Verein "Kunst und Kultur in und um das Rathaus Pasing", der dieses Projekt an drei Adventswochenenden angestoßen hat. Am 6. Dezember nach 17 Uhr wird Johannes Reihl die Starttasten seiner Hochleistungsprojektoren drücken.

Eine typisch venezianische Fassade zeigt diese Simulation der Projektion von Johannes Reihl am Pasinger Rathaus. (Foto: privat/Johannes Reihl)

"Architektonisch ist das Pasinger Rathaus eher trivial", sagt Reihl, aber das sei ja gerade der Reiz an der Sache, dieses Gebäude in etwas Besonderes zu verwandeln. So gesehen ist der schlichte Funktionsbau aus den Dreißigerjahren gewiss ein sehr dankbares Objekt. Und für den Künstler, der seit knapp 30 Jahren mit Licht arbeitet, wohl eine größere Herausforderung als so manche seiner illustren Wirkungsstätten in der Münchner Innenstadt, in China, Taormina, Tel Aviv, Salzburg oder Wien. Überall dort hat er schon seine Diaprojektoren angeworfen und nicht nur Fassaden, sondern auch die Wahrnehmungsweisen der Betrachter verändert. Mit Illuminationen von antiken Tempelanlagen, leuchtenden Aquarien, Textfragmenten aus Mozartbriefen oder einer Venus mit Tattoo.

Der "Walking Man" ist Teil von Reihls Lichtkunstwerken . (Foto: privat/Johannes Reihl)

Welche Lichtbilder Johannes Reihl außer den venezianischen Ansichten für die Pasinger Rathausfassade im Programm hat, will er noch nicht verraten. Aber es werden auch Buchstaben über Mauern und Fensterscheiben tanzen. Ein Symbol für die Bürokratie hinter der 60 Meter langen Fassade? Von den Mühlen, die nicht dort in Pasing, sondern in den Münchner Rathaus-Etagen im Schneckentempo mahlen, berichten Maria Osterhuber-Völkl und Klaus Herber vom Verein nur andeutungsweise. Warum jetzt noch jammern darüber, dass man, als der Projektantrag längst gestellt war, lange nichts hörte aus dem Kreisverwaltungsreferat (KVR)? Warum heute noch rätseln, warum die Behörde Reihls Lichtinstallation nicht als Kunstprojekt, sondern als "Sondernutzung einer Gartenanlage" genehmigt hat? Ansonsten, so Osterhuber-Völkl, freue man sich über freundliche Unterstützung aus vielen Richtungen: von den Pasinger Rathausmitarbeitern, vom Kommunalreferat als Hausherr, vom Denkmalschutz und vom Bezirksausschuss, der mit einem Zuschuss von 12 000 Euro den Löwenanteil des etwa 15 000 Euro teuren Projekts trägt.

Malen mit Licht: Vor knapp 30 Jahren hat Johannes Reihl diese Kunst für sich entdeckt. (Foto: privat/Johannes Reihl)

Am 5. Dezember wird Johannes Reihl, wenn es dunkelt, in 17 Meter Abstand zur Rathausfassade an vier Stellen die Diaprojektoren aufbauen. Generalprobe. Vom 6. Dezember an jeweils freitags, samstags und sonntags wird das Pasinger Rathaus dann leuchten, immer von 17 bis 21 Uhr. Ein Sachbearbeiter im KVR hatte wissen wollen, wie viel Eintritt man verlangen wolle von den Passanten. Doch anders als in Venedig, das von Juli 2020 seine Tagestouristen abkassieren will, wird der Anblick des Pasinger Dogenpalastes kostenlos sein.

© SZ vom 27.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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