Krimifestival München:Alte Bekannte

Lesezeit: 2 min

Gereon Rath ist mal wieder davongekommen: In "Transatlantik", dem neunten Band von Volker Kutschers erfolgreicher Krimi-Reihe, erfährt man, dass der Berliner Kommissar auch den Absturz der "Hindenburg" überlebt hat. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Das Krimifestival München startet am 19. April und präsentiert überwiegend bewährte Autoren wie Volker Kuscher, der aus "Transatlantik" liest. Internationale Gäste sind hingegen Mangelware.

Von Sabine Reithmaier

"Hochkarätige Top-Autoren aus aller Welt strömen jedes Jahr im Frühjahr und Herbst zur literarischen Spurensuche an die Isar", wirbt das Krimi-Festival München in eigener Sache. Aber ein Blick auf das Programm des Frühjahrfestivals lässt leise Zweifel aufkommen, ob der Run der internationalen Top-Autoren an die Isar heuer wirklich so groß ist, wie es die Internetseite der Veranstaltungsreihe behauptet.

Nicht dass Volker Kutscher kein Top-Autor wäre - mit ihm startet das Festival am 19. April im Literaturhaus. Aber internationalen Flair versprüht das Festival in diesem Jahr kaum, sieht man von dem in Frankreich lebenden, schottischen Autor Martin Walker und dem schwedischen Schriftsteller Mattias Edvardsson ab. Walker stellt mit "Troubadur" den 15. Fall seines französischen Dorfpolizisten Bruno vor, während der Schwede seinen vierten Roman "Die Wahrheit" präsentiert.

Erfolgsautor Volker Kutscher liest zur Eröffnung des Krimifestivals im Münchner Literaturhaus. (Foto: Andreas Chudowski)

Gegründet wurde das Festival 2003, genau vor zwanzig Jahren von Andreas Hoh und Sabine Thomas. Seit Hohs Tod im Jahr 2018 leitet Thomas die Reihe allein. Auch wenn das Programm weniger international ist als in früheren Jahren, was möglicherweise mit mangelnden finanziellen Mitteln zu hat - Thomas schweigt sich dazu trotz mehrmaliger Nachfrage aus - so ist das Faible für außergewöhnliche Veranstaltungsorte geblieben. Allerdings gibt es auch hier kaum Neues.

Eigentlich ist es ja ein beruhigendes Gefühl, auf so viele alte Bekannte zu treffen, egal ob es sich um lesende Autoren oder deren Kopfgeburten, die Kommissare, handelt. Viele der Veranstaltungen sind beliebte Dauerbrenner. Die Lesungen von Alfred Riepertinger, seines Zeichens medizinischer Oberpräparator am Institut für Pathologie des Klinikums Schwabing, zählen zu den erfolgreichsten Events des Festivals und sind meist sofort ausverkauft, genauso wie die Krimi-Touren durch München, zu denen der Polizeiverein Blaulicht einlädt, oder die zwei Dinner-Lesungen mit Andreas Föhr im Panorama-Restaurant am Wallberg. Falls jemand doch eine Karte ergattert: Föhr liest aus "Herzschuss", dem inzwischen zehnten Krimi um Kommissar Clemens Wallner und den ewig renitenten Polizeiobermeister Leonhard Kreuthner.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Zunehmend schwierig ist es freilich, genau zu bestimmen, wie lang ein Kommissar schon ermittelt, die meisten sind nämlich schon ziemlich lang im Einsatz. Bei Su Turhan, der die schon 2020 im Festival geplante Buchpremiere von "Tödliche Auszeit" im Landeskriminalamt nachholt, handelt es sich um den sechsten Fall des deutsch-türkischen Kommissars Pascha. Sophie Bonnet - hinter dem Pseudonym steckt die deutsche Autorin Heike Koschyk - stellt den neunten Fall des ehemaligen Pariser Kommissars Pierre Durand vor. Uta Seeburg lädt zur Buchpremiere ins Hotel Vierjahreszeiten, ihr Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der Sonderermittler der Königlich Bayrischen Polizeidirektion, ermittelt wieder, allerdings erst zum zweiten Mal. Und Nikola Förg schickt in "Dunkle Schluchten" das bewährte Kommissarinnenduo Irmi Mangold und Kathi Reindl zum 14. Mal los, um menschliche Abgründe auszuleuchten. Fehlt nur noch der Eberhofer Franz. Aber bis zum "größten Krimi-Event des Jahres" (Krimifestival) ist noch ein bisschen hin. Rita Falk kommt mit ihrem zwölften Krimi erst zum Herbstfestival am 12. November in den Circus Krone.

Jetzt ist erstmal Volker Kutscher dran. Er hat mit seinen Kriminalromanen um den Berliner Kriminalkommissar Gereon Rath, der in die Wirren der Weimarer Republik und des aufkeimenden Nationalsozialismus gerät, eine Bestseller-Reihe geschaffen, die auch als Vorlage für die Fernsehserie "Babylon Berlin" dient. "Transatlantik" ist der neunte Band. Er lässt die Rath-Freunde erstmal aufatmen. Hatte der doch am Ende des achten Bandes auf der Flucht aus Deutschland am 3. Mai 1937 den Zeppelin "Hindenburg" Richtung New York bestiegen, jenes Luftschiff, das kurz vor der Landung in Lakehurst explodiert. Zum Glück überlebt Rath den Absturz, allerdings schwer verletzt. Und während er versucht, in New York über die Runden zu kommen, hat seine Frau Charly in Berlin wirklich harte Zeiten. Aber das soll lieber Volker Kutscher erzählen.

Krimifestival München, ab 19. April , verschiedene Veranstaltungsorte, krimifestival-muenchen.de

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesenswert
:Das Ende des Märchenkönigs

Der neue Krimi "Königsherz" des Autors Markus Richter schildert die letzten Lebenstage von Ludwig II.

Von Sabine Reithmaier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: