Konzert von Bruni in München:Carlas Seufzen

Lesezeit: 2 min

Carla Bruni in der Münchner Philharmonie: Klavier, Gitarre und ihre Stimme reichen hier. (Foto: dpa)

Wenn die ehemalige Première Dame Frankreichs auftaucht, bleibt die Assoziation mit Bettina Wulff für einige nicht aus - Carla Bruni beweist in München aber, wie gut sie als Liedermacherin ist.

Von Carolin Gasteiger

Als sie so dasteht und "Merci, Merci, Merci, Merci" in den Saal ruft, nein, haucht, hat sie immer noch etwas Edles. Ihr Lächeln scheint fremd, entrückt - wie von dem kleinen Mädchen, von dem Carla Bruni auf ihrem Album "Little french songs" singt.

Die französische Musikerin ist wieder auf Tour - und ihr Abend im Münchner Gasteig beweist, dass sie zu Recht wieder zu ihren künstlerischen Wurzeln zurückkehrt, jetzt, wo sie nicht mehr Frankreichs Première Dame ist.

Und so spielt Carla Bruni nicht nur ihre kleinen französischen Lieder (die auch nicht mehr als das sind, aber perfekt zum Mädchen-Image passen), sondern Klassiker wie "Toi et moi" oder das berühmte "Quelqu'un m'a dit", ihr Debüthit von vor zwölf Jahren. Zwischendurch erzählt sie abwechselnd auf englisch und französisch von ihren Liedern. Wirklich durchzudringen zum Publikum, das schafft sie nicht. Vielleicht will sie das auch gar nicht.

Hergeschwebt von Anderswo

Ihr ganzer Auftritt wirkt entrückt, als wäre sie von ganz woanders eingeschwebt, und streng durchchoreografiert. Mit zwei begleitenden Musikern am Klavier und an der Gitarre steht Bruni in einem Lichterhalbkreis, schlicht in schwarzer Lederhose und rotem Samtsacko gekleidet, die Haare offen, ihre Mimik reduziert. Sehr reduziert.

Aber wenn sie singt, klingt ihre Stimme, ein hauchendes Säuseln, klar, ihre Lieder mit den eingängigen Melodien wirken leicht und unterhaltsam. Immer wieder greift sie selbst zur Gitarre, bei "Ta Tienne" pfeift sie sogar zwischendurch. Braucht niemand, soll aber wohl betont locker rüberkommen. Bei "Raphaël" rappt sie den Text schon fast, es folgt ein ausgeklügeltes Gitarrensolo. Und spätestens da beweist das Trio auf der Bühne feinste französische Chansonkunst. Da reichen Klavier, Gitarre - und Carla Brunis Stimme.

"Zur Abwechslung singe ich jetzt mal ein Liebeslied", sagt Bruni selbstironisch, aber ebenso einstudiert. Viel Auswahl habe sie nicht, sie, für die Ehemänner ihre Frauen und Söhne ihre Väter verließen. Aber so unschuldig wie die Bruni ihre Liebeslieder, von "Le toi du moi" bis "L'amoureuse" vor sich hinsäuselt, ihr beim Wort "amour" ein Lächeln über die Lippen kommt und sie doch ziemlich eindeutig wird - besser könnte niemand sonst ein Liebeslied vortragen.

"Mein Ehemann, der Präsident"

Und wie sie so ein Chanson nach dem anderen souverän spielt, vergisst man fast, wer da auf der Bühne steht. Aber als sie von "mon mari, le président" singt, und erzählt, dass sie ihren Song über ihren Ehemann nicht "Nicolas" nennen wollte (herauskam der Publikumshit "Mon Raymond", auch in München sehnsüchtig erwartet), ist Carla Bruni-Sarkozy wieder da, Gattin des ehemaligen französischen Präsidenten. "Mon mari est un pirate", ihr Mann sei ein Pirat, sogar eine Atombombe.

Angesichts der Tatsache, dass sich Nicolas Sarkozy gerade gegen Vorwürfe wegen illegaler Wahlkampffinanzierung verteidigen muss, klingen diese Zeilen ungewollt ironisch aktuell. Auch, dass sie keine Madame sein wolle, nicht mal, wenn sie tot sei, gesteht Bruni. Dabei erschien sie bei öffentlichen Auftritten als Première Dame stets stilsicher und charmant.

Also doch das kleine Mädchen? Vielleicht sehnt sie sich tatsächlich genau dahin zurück, als sie sich nach etwas mehr als achtzig Minuten beim Publikum mit einem demütig hingehauchten "Danköschön" verabschiedet und wieder so mädchenhaft in sich hineinlächelt. Vielleicht ist sie einfach nur froh, endlich wieder nur Musikerin zu sein. Allerdings ist ihr Auftritt gerade dann um, als sie sich so richtig eingespielt hatte, gerade dann, als man ihr richtig gern zuhörte. Und als ihr Charme und ihr musikalisches Talent alle Choreographie und politische Vergangenheit vergessen ließen.

SZ MagazinSagen Sie jetzt nichts, Carla Bruni
:Warum verlieben wir Deutschen uns sofort, wenn eine Frau Französisch spricht?

Ein Interview ohne Worte mit Carla Bruni. Darin verrät sie, was das Schlimmste am Model-Beruf ist, auf welche Art Mann sie steht und was die aufregendste Körperstelle bei einer Frau ist.

Wohl nicht bei allen. Beim Verlassen des Konzertsaals murmeln Stimmen immer wieder "Bettina Wulff", wohl daraufhih gemünzt, dass sie das jämmerliche deutsche Pendant zu Bruni sei. Schade, wenn das alles ist, was nach Carla Brunis Auftritt hängenbleibt. Ihr Image als Frau des Ex-Präsidenten wird ihr wohl noch länger anhaften.

© Süddeutsch.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: