Kritik:Diskret und hochbeschleunigt

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Die Geigerin Maria Ioudenitch und die Münchner Symphoniker in der Isarphilharmonie.

Von Andreas Pernpeintner, München

Diese Zugabe aus Telemanns Geigen-Fantasie Nr. 3 passt gut zur Geigerin Maria Ioudenitch und dazu, wie sie zuvor den Solopart in Tschaikowskys Violinkonzert op. 35 gespielt hat: behände, im Ton schlank, aber konkret. Ioudenitch ist bei diesem Konzert mit den Münchner Symphonikern in der Isarphilharmonie keine inbrünstige Performerin; ihr Spiel ist sehr konzentriert, durchaus zupackend in der Tongestaltung und auch mit gewisser Virtuosinnenpose, aber nie überbordend, sondern stets kontrolliert. Wirklich schön ist dabei die leicht fragile Anmutung, die sie den sanglichen Linien beimengt (und auch der Solokadenz) - das ist kein Manko, sondern sorgt für eine angenehm diskrete Eleganz. Und auf gewisse Weise bleibt sie sogar dann diskret, wenn sie die technisch hochbeschleunigten Schwierigkeiten meistert.

Den prasselnden Beifall hat sie sich hoch verdient. Die Symphoniker eine Spur weniger. Obwohl Nodoka Okisawa, in dieser Spielzeit als Dirigentin Artist in Residence des Orchesters, keineswegs die Zügel schießen lässt, greifen die Symphoniker auf eine musikantisch kräftige Weise zu, die zu Ioudenitchs Lesart nicht immer passt. Und ein bisschen zu schnell ist Ioudenitchs Virtuosität dem Orchester zwischendurch auch.

Erfreulich ist, dass von solchen kleinen Auffälligkeiten nach der Pause bei Tschaikowskys Fünfter Symphonie nichts mehr zu spüren ist. Vom Komponisten einst als Misserfolg verbucht, ist das Werk heute sehr populär - etwas penetrant ist die ewige Wiederkehr und Verarbeitung des Schicksalsmotivs freilich schon. Die Symphoniker jedenfalls wissen mit der Komposition viel anzufangen. Okisawa dirigiert sehr dezidiert. Alles an ihren Vorgaben ist von großer Klarheit, was die Intensität der Ausdruckseffekte und was die Metrik betrifft. Das Hornsolo zu Beginn des zweiten Satzes erklingt vorzüglich, und besonders schön, federnden Schritts, gelingt der subtil morbide Walzer des dritten Satzes.

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