Konstantin Wecker und der Gardasee:"Das war unser erstes Abenteuer"

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Im Garda-Hippie-Look: Konstantin Wecker, hier bei Dreharbeiten. (Foto: dpa)

"Stur die Straße lang": Musiker Konstantin Wecker fährt gerade wieder zum Gardasee und denkt zurück an die Zeit, als es noch keine Brennerautobahn gab.

Interview von Stephan Handel

Zu den vielen Münchnern, die sich immer wieder Richtung Gardasee aufmachen, gehört auch der Liedermacher Konstantin Wecker. Auch am Dienstag war er auf dem Weg zum Lago. Wir haben ihn zuvor noch gesprochen.

SZ: Herr Wecker, wann haben Sie sich zuletzt nach einer langen Nacht ins Auto gesetzt und sind an den Gardasee zum Frühstücken gefahren ?

Konstantin Wecker: Oh ja, das haben wir schon mal gemacht, so mit 20, 21. Italien, das war ja unser erstes Abenteuer, und der Gardasee die erste Liebe. Die zweite war dann Rom.

Das war sicher noch ein bisschen anders damals als es heute ist.

Schon allein die Anreise über die Brenner-Passstraße - Autobahn gab es ja noch keine. Und wir hatten kein Geld, allerdings das Glück, dass die Eltern eines Freundes ein Haus in Pacengo besaßen. Später haben wir dann ab und zu mal den Campingplatz frühmorgens verlassen, ohne die Gebühren zu bezahlen. Heute kann ich's erzählen - ist ja verjährt.

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Wie ist es denn zu erklären, dass der Gardasee das liebste Naherholungsgebiet der Münchner ist?

Das ist halt dann schon richtig Italien, im Gegensatz zu Südtirol. aber auch noch nicht so weit drunten, dass es zu fremd ist. Und so haben die Münchner, die Deutschen insgesamt die komplette Bardolino-Seite für sich vereinnahmt.

In den Urlaub fahren, aber das Zuhause mitbringen.

Auf einem Campingplatz haben wir mal einen kennengelernt, der hat Massen an Weißbier runtergefahren. Das hat er dann ausgetrunken und die leeren Flaschen rund um seinen Zeltplatz aufgestellt. Wenn das Bier zu ende war, ist er wieder heimgefahren. Unser Weg war das allerdings nicht.

Sie waren wahrscheinlich mehr auf der Bildungs-Seite.

Wir waren vor allem von der Sprache angefixt. Und dann gehörte zum Gardasee für uns immer noch Verona dazu, italienische Opern in der Arena. Das war damals ja auch noch anders als heute, da sind die Leute zum Picknicken hingegangen, ein Korb voll mit Essen und eine Flasche Rotwein. So ähnlich findet man das in München heute bei "Oper für alle".

Heute versucht der Gardasee-Tourismus, wegzukommen vom Billig-Image und "hochwertige", also geldige Gäste anzulocken. Ob das der Gegend guttut?

Mei. Natürlich wird das alles dort verändern. Aber das ist ja nicht am Gardasee allein so, sondern überall: Die schönsten Flecken der Erde werden aufgekauft. Früher konnte man sich, wenn man gespart hat, durchaus mal eine Woche im Fünf-Sterne-Hotel leisten. Das geht ja heute überhaupt nicht mehr, weil die Preise so angezogen haben.

Da stellt sich die Frage, ob das richtig sein kann, dass alles Schöne nur noch für Reiche zugänglich sein soll.

Das ist eine traurige Entwicklung, dass alles nur noch auf das Geld fokussiert ist. Ich sage deshalb: Das Pack gehört enteignet. anders wird es nicht gehen.

"Stur die Straße lang" - "Weekend Runner" - "Wieder dahoam". Drei Lieder aus Ihrem Werk. Zeigen die auch persönliche Entwicklungen?

"Stur die Straße lang" da geht's ja um den Ausbruch aus der leistungsorientierten Welt. "Weekend Runner" ist ein sarkastisches Lied über die GTI-Bürscherl, die da runterbrettern an den Lago. Und "Wieder dahoam" - das drückt ein Gefühl aus, das ich München gegenüber immer gehabt habe. Ich war immer wahnsinnig gerne hier. Um ehrlich zu sein, könnte ich mir unter allen deutschen Städten höchstens noch Hamburg vorstellen, um dort zu leben.

Was wäre Ihr aktuelles Gardasee-Lied?

Immer noch eins, das ich geschrieben habe, als ich 23 Jahre alt war, "Sommer war's" heißt das und ist auf meiner allerersten Platte erschienen. "Das liegt wohl an der Hitze, die hat man nicht daheim. Das kann wohl nur die Hitze, vielleicht der Sommer sein." Das drückt ziemlich genau unser Gardasee-Fieber von damals aus.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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