Kommentar:Warten auf die schnelle Hilfe

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Wenn das Wasser in die Häuser drang, ist ihnen die Stadt bislang meist unbürokratisch zur Seite gesprungen. Genau das wäre jetzt auch bei der Schwabinger Siedlung nötig

Von Thomas Kronewiter

Nichts ist zerstörerischer als Wasser - so es nicht gebändigt und kontrolliert werden kann. Das gilt für Sturzfluten aus Bächen und Flüssen, aber auch für das, was gelegentlich als Starkregen vom Himmel fällt. Wer schon einmal ein Haus gebaut hat, wer an einem Bach oder am Seeufer wohnt, weiß um die Sensibilität des Themas Entwässerung. Nun ist Münche23n nicht Passau, und die Isar oder der Auer Mühlbach drücken nicht permanent in die jeweils benachbarten Keller. Aber es gibt eben doch Ecken in dieser Stadt, deren Bewohner hin und wieder im eigenen Keller die Gummistiefel anziehen müssen.

Dass man ihnen nicht bloß schnelles Eingreifen verspricht, sondern auch praktische Hilfe gewährt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Immerhin war noch vor wenigen Wochen im Stadtrat von einem "lokalen Katastrophenfall" die Rede. Doch die Experten scheinen Zeit zu haben. Der Beobachter fühlt sich unwillkürlich an ähnliche Katastrophen erinnert. 2010 stand bei einer Reihe von Feldmochingern Wasser im Keller, weil in den Neunzigerjahren bei Kanalarbeiten durch Pfusch der Wasserstrom blockiert worden war. Abhilfe und Aufarbeitung zogen sich über Jahre hin und gerieten zum Trauerspiel, inklusive eines unwürdigen Gezerres zwischen Stadt und Versicherung um die Haftung für die Schäden.

Achteinhalb Jahre ist es her, dass eine durch Frost verursachte Eisbarriere im Boden der Freimanner Auen-Siedlung für Hochwasser sorgte. Damals senkten Feuerwehr, Wasserwirtschaftsamt, Technisches Hilfswerk und Referat für Gesundheit und Umwelt in einer schnellen Hilfsaktion den Pegelstand des dortigen Weihers ab, die Ursachensuche begann am Tag nach den ersten Alarmmeldungen. Und am Ende blieb der Pumpeneinsatz für die Flutopfer gratis. So fair behandelt fühlen sich die Opfer der Schwabinger Siedlung nicht - Katastrophenfall hin oder her.

© SZ vom 08.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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