Gastronomie:Jamie Oliver kommt nach München? Wurscht!

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Der britische Starkoch Jamie Oliver eröffnet ein Restaurant in München. Wie sich das kulinarisch auswirkt? Vermutlich nicht. (Foto: dpa)

Der prominente Name elektrisiert, kulinarisch aber bedeutet das nichts.

Kommentar von Andreas Schubert

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der bekannteste Fernsehkoch der Welt auch nach München seine Fühler ausstreckt. Oder besser: ausstrecken lässt. Eine Agentur hat für Jamie Oliver einen Standort "im Umkreis des Englischen Gartens" ausgesucht. Dort soll ein Restaurant der Kette "Jamie's Italian" entstehen. Wo genau, will der kulinarische Großunternehmer im Dezember verlautbaren; dazu will er höchstselbst in München vorbeischauen.

Mit der vagen Ortsangabe könnte zum Beispiel die Leopoldstraße gemeint sein. Ein weiteres Kettenlokal mit Einheitskarte hätte dieser Gegend aber gerade noch gefehlt - zumal in dem Straßenabschnitt zwischen Siegestor und Münchner Freiheit, wo unter anderem Kettenlokale der Firmen Asado, L'Osteria (beide im selben Gebäude), Block House (ein Haus weiter) oder McDonald's (schräg gegenüber) sind.

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Unabhängig von der Frage, ob München zusätzlich zu den gefühlten tausend "Italienern" der Stadt noch einen weiteren braucht, ist klar: Jamie's Italian würde sich in dieses Umfeld bestens einfügen. Nicht jeder, der im Ausland schon einmal dort eingekehrt ist, kann sich wenig später noch daran erinnern, ob er nun Penne Arrabbiata oder doch Penne Carbonara hatte. Aber das ist bei einer Kette zweitrangig. Wichtig für den Gast ist, dass er hinterher das Gefühl hat, nichts verkehrt gemacht zu haben. Das gilt für die anderen genannten Restaurants ebenso wie für weitere Gastrounternehmen, die überall in Deutschland oder weltweit das Gleiche zur gleichen Qualität anbieten. Ein Konzept à la "bloß nicht zu teuer und zu ausgefallen" ist der Trick bei der Sache.

Natürlich ist nicht gesagt, dass Olivers Restaurant an die Leopoldstraße zieht. Es ist letztendlich auch ziemlich wurscht, wo es eröffnet. Denn ganz München liegt eh schon in Ketten. Sie breiten sich aus, weil sie sich den teuren Standort leisten können und mit ihrer Konsensküche den Geschmack der Massen treffen, was die Stadt nicht unbedingt interessanter macht.

Jamie Oliver, Chef von 6000 Mitarbeitern und erfolgreichster Kochbuchautor der Gegenwart, eröffnet in München ein Lokal. Was das für die kulinarische Landschaft der Stadt bedeutet: nichts.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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