Kritik:Energie und Einsatzfreude

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Drei Tage der Kammermusik in der Musikhochschule

Von Harald Eggebrecht, München

Dass die Welt der Kammermusik schier unendlich ist, hat sich offenbar nicht soweit herumgesprochen, dass es den großen Saal der Musikhochschule selbstverständlich bis zum letzten Platz füllen würde. Aber das - schüttere - anwesende Publikum brachte so viel Spannung und Vorfreude mit, dass den Auftritten der Studenten doch jene Resonanz gewiss war, um sich mit ansteckender Energie und unbedingtem Einsatzwillen ins Zeug zu legen nach allen Regeln ihrer Kunst. Dirk Mommertz, Professor und Leiter der Kammermusiktage, seufzte tief erleichtert auf, als er diese Veranstaltungsreihe nach drei Jahren wieder ankündigen konnte. Corona hat bekanntlich besonders das Konzert- und Aufführungsleben in den vergangenen zwei Jahren empfindlichst getroffen.

Gerade junge Musiker bräuchten Auftrittsforen, um Erfahrung sammeln und an Wettbewerben teilnehmen zu können, so Mommertz. Nun, die drei Tage boten eine Fülle Musik der verschiedensten Art. Neben fünf Streichquartetten in verschiedenen Stadien ihrer jeweiligen Entwicklung zu richtigen Ensembles traten zwei Klaviertrios auf, ein Klavier-Geige-Duo, ein Bläserquintett und zwei aparte Schlagzeug-Formationen, einmal Marimbaphon und Gitarre, das andere Mal Klavier und zwei Percussionisten. Das gespielte Repertoire reichte von Josef Haydn, Wolfgang Amadé Mozart, Ludwig van Beethoven über Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Antonin Dvořák, Edvard Grieg bis hin zu Alban Berg, Samuel Barber und neuen Stücken von Sergio Assad, Boris Knezevic und Bora Dugić.

Die beiden Schlagzeug-Gruppen rockten den Saal total

Die imponierende Streichquartettblüte an der Musikhochschule beruht sicher auch auf den Berufungen vom Kammermusik-Guru Eberhard Feltz und den Mitgliedern des ruhmreichen Quatuor Ébène als Lehrer. Das deutete Mommertz an. Während das Rubik Quartet Haydns op. 76, 5 technisch gut spielte, aber noch deutlich an Klangkultur und symphonischem Miteinander zu arbeiten hat, bot das Barbican Quartet Beethovens op. 59, 2 mit Risikofreude und engagierter Wärme dar. Dvořáks "amerikanisches Quartett" op. 96 will gewiss jede Vierer-Formation einmal spielen. Doch die riesigen Bögen und der weite Horizont von Dvořáks Kantilenen, die Intensität und Intimität des aufeinander Bezogenseins gelang dem Nebel Quartett bei allem Eifer noch nicht. Da gilt es hineinzuwachsen. Ähnlich erging es dem Hana Quartett mit Schuberts wildem c-Moll-Quartettsatz, während sich das Arete-Quartett bei Bergs Lyrischer Suite schon Lorbeeren verdiente wie auch die Geigerin Amelie Böckheler und ihr Partner Aris Alexander Blettenberg bei Griegs 2. Violinsonate.

Die beiden Schlagzeug-Gruppen rockten den Saal total, so ausgefeilt und pointiert präsentierten sie Brasilianisches und Musik, vom Balkan inspiriert. Das Dandelion-Quintett blieb bei Barbers "Summer Music" gediegen, aber etwas blass so wie auch das Soleri-Trio bei Mozarts KV 548. Eine mitreißende Aufführung von Mendelssohns c-Moll-Trio gelang den drei Musikern des E.T.A. Trios. Und dass nach Mendelssohns grandiosem Oktett alle, Spieler wie Publikum, vom Feuer dieser Musik erfüllt sind, versteht sich dann von selbst, wenn es mit soviel Lust und Feuer musiziert wird wie hier.

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