Isarvorstadt/Ludwigsvorstadt:Nein zu Schweinchenrosa

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Der Bezirksausschuss möchte das Dreimühlenviertel zukünftig unter Ensembleschutz gestellt wissen

Von Birgit Lotze, Isarvorstadt/Ludwigsvorstadt

In München stehen insgesamt 76 Ensembles aus Stein und mit Geschichte unter besonderem Schutz. Dazu gehören Siedlungen, alte Ortskerne, das Schloss Nymphenburg, der Olympiapark, der Gärtnerplatz und auch die Platzfolge im Lehel vom Thierschplatz über das Forum Maximilianstraße zum Mariannenplatz. Auch ganze Stadtviertel stehen unter Ensembleschutz - die Altstadt, die Maxvorstadt, das Wiesnviertel und das Ostbahnhofviertel.

Nun zeichnet sich ab, dass bald ein weiteres Viertel als besonders schützenswert gelten könnte. Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hat auf Initiative von Silvia Haas (Grüne) die städtischen Denkmalschützer aufgefordert, das Dreimühlenviertel unter die Lupe zu nehmen, ob dieses nicht auch die Voraussetzungen erfülle. Mehr als jedes zweite Haus in dem Viertel sei bereits denkmalgeschützt, argumentiert Silvia Haas, der Straßenbelag bestehe größtenteils aus historischem Kopfsteinpflaster. Und am Roecklplatz gebe es einen Brunnen, der bereits zum Denkmal erklärt ist und deshalb auch dem Platz besonderen Charakter verleihe.

Wo genau die Linie verlaufen soll, auch das müsse das Denkmalschutzamt analysieren, sagte Silvia Haas. Sie rechnet damit, dass die Dreimühlenstraße, eine Seite der Reifenstuelstraße, die Ehrengut- und die Isartalstraße die Grenzen bilden könnten, zumindest die Straßenabschnitte, an denen ursprüngliche Häuserfassaden mit den für die Bauweise um das Jahr 1900 typischen Tiergiebeln erhalten sind.

Silvia Haas verspricht sich von dem Antrag, dass die Stadt das Viertel stärker als bislang im Auge hat. Hausbesitzer würden nach der Einbindung in den Ensembleschutz bei Farbwahl und Umbauten eingeschränkt; gleiches gelte dann auch für Neubauten: "Schweinchenrosa geht da nicht mehr." Dass der Prädikatsschutz zur Ausweitung der Gentrifizierung beitragen und Mietwucher fördern könne, glaubt sie nicht. Schließlich stehe bereits ein Großteil der Häuser im Dreimühlenviertel unter Denkmalschutz. Ensembleschutz würde dem Viertel guttun, da dann nicht nur auf einzelne Fassaden, sondern auf das Gesamtbild und auch auf das alte Pflaster geachtet werden müsste.

Laut dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung müssen in geschützten Gebieten sämtliche Veränderungen am äußeren Erscheinungsbild - Wände, Fenster, Dächer, Anstrich und, sofern vorhanden, Vorgärten - speziell genehmigt werden. Wer beispielsweise einen roten Farbanstrich oder eine blaue Dacheindeckung an einem Gebäude wolle, das zwar kein Denkmal ist, sich aber im Ensemble eines ehemaligen Dorfkerns befindet, würde solche Pläne wohl kaum durchsetzen können. Ebenso würden im Ensemble Altstadt überdimensionierte Leuchtreklamen an Geschäftshäusern nicht erlaubt.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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