Kritik:Himmelfahrt

Symphoniker und Chor des Bayerischen Rundfunks spielen Mendelssohns "Elias" in der Isarphilharmonie.

Von Klaus P. Richter, München

Wäre das interessant gewesen, hätte uns der nach Berlin enteilte Opern-Maestro einen "Elias" von Mendelssohn präsentiert. Aber Kirill Petrenko war während der Proben erkrankt und Duncon Ward sprang dankenswerterweise in der Isarphilharmonie ein. Der leidenschaftlich agierende 33-jährige Engländer ging die latente Operndramatik des biblischen Oratoriums gleich mit Verve an. Schon die Ouvertüre lud er mit Agitato auf, Einstimmung auf eine Dramaturgie zwischen Alter-Testament-Archaik mit gottverfallenem Propheten, dem von Gott abgefallenen Volk Zion, der perfiden Baal-Priesterkaste und ätherischen Engelensembles. Und von Anfang an mit vokaler Chormacht.

Duncan behandelte aber den fabelhaft präparierten Chor des Bayerischen Rundfunks (Einstudierung: Peter Dijkstra), prominent platziert auf dem Rang über dem Orchester, mit größter Delikatesse. Damit entlockte er ihm auch jene Nuancen nazarenisch getönten Flairs, die in Mendelssohns Opus jenseits des Bach'schen Chor-Vorbilds und dem Pathos Händels liegen. Zwischen der theatralischen Forte-Macht wie in "Baal erhöre uns" oder "Das Feuer fiel herab" und dem emphatischen "Der Herr ging vorüber" entfalten sie sich als Inseln frommen Sentiments. Genau wie zwischen der dramatischen Arie "Was hast Du mir angetan" der strahlungsmächtigen schwedischen Sopranistin Maria Bentgtsson und introvertierter Piano-Inbrunst in "Höre Israel, höre des Herrn Stimme" oder wie im noblen Alt von Wibke Lehmkuhl.

Einen eher lyrisch-edlen als archaischen Elias gestaltete der Bassbariton Georg Zeppenfeld, mit feiner Diktion agierte Tenor Maximilian Schmitt. Vereint im tröstlichen Schlussquartett "Wohlan, alle die ihr durstig seid" mit Himmelfahrt des Propheten fanden sie im fulminanten Klangambiente der Symphoniker des BR zu einem zuversichtlichen Finale.

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