Kritik:Bejubelt

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Das Royal Philharmonic Orchestra und der Cellist Daniel Müller-Schott im Konzert.

Von Klaus P. Richter

"Nobilmente" steht im Finalsatz von Edward Elgars Cellokonzert beim ersten Solo. Und Daniel Müller-Schott veredelt es auf seinem wunderbaren venezianischen Cello von 1727 mit schwelgerischer Lust und exquisitem Ton zu zauberischem Belcanto. Es ist die gleiche Stimmung, die schon im ersten Thema aufklingt und das ganze Konzert durchdringt: die Weihe eines elegischen Morendo, im Adagio wie ein "Lied ohne Worte", und höchstens im Lento mit virtuosen Pizzicati verwandelt in eine Art Scherzo.

Auch hier trifft Müller-Schott mit delikatem Ton die bewegtere Diktion. Dass Elgar am abrupten Schluss "Finis RIP" in seiner Partitur notiert hat, kennzeichnet das Opus als Spätwerk eines Komponisten, der sich, wie auch Britten, Vaughan Williams oder Gustav Holst mit lässiger Souveränität nie dem dodekafonischen Dogma der "Zweiten Wiener Schule" gefügt hat: Zeugnis eines ganz anderen Wegs der abendländischen Musikmoderne.

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Mit einem virtuosen Bach und einem besinnlichen Casals als Zugaben konnte Müller-Schott den Begeisterungsjubel in der Isarphilharmonie einigermaßen stillen. Verlangen nach kolossaler Klanggewalt stillte dann das Royal Philharmonic Orchestra aus London in großer Besetzung mit Prokofjews zwei Suiten aus "Romeo und Julia". Sein Maestro mit einem renommierten Namen: Vasily Petrenko, kommt aber aus der Petersburger Eliteschule.

Der 47-Jährige mit juvenilem Elan stellte die zweite Suite, dramaturgisch wirkungsbewusst, vor die erste und demonstrierte mit ihrem Auftakt im geballten Forte des Tutti nicht nur russisches Brio, sondern entfesselte auch alle Potenziale des Orchesters. Mit ihnen führte er agil durch das Konzentrat der Shakespear'schen Theatermusik, von heiteren Episoden über lyrische Innerlichkeit bis zu tragischen Steigerungen in grellem Barbaro, von leuchtenden Bläserchören, magischen Kontrabasstiefen bis zu pathetischem Paukentaumel.

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