Betrug am Flughafen:International gesuchter "Airportman" verurteilt

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  • Andrew Gradon sprach jahrelang Frauen an Flughäfen an und bat sie, ihm einen Geldbetrag für ein Flugticket zu leihen.
  • Da Gradon seinen echten Ausweis zeigte und nach einer Bankverbindung fragte, willigten die Frauen ein.
  • Durch eine 51-jährige Münchnerin wurde der international gesuchte Mann gefasst und nun verurteilt.

Von Thomas Daller, Erding

Andrew Gradon, ein gewerbsmäßiger Betrüger, der als "Airportman" jahrelang international gesucht wurde, ist am Amtsgericht Erding zu zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Man hat ihm dabei lediglich drei Fälle zur Last gelegt, die er im Januar vergangenen Jahres am Flughafen München begangen hat. Sobald er seine Strafe abgesessen hat, wird er in seine Heimat England abgeschoben und darf für drei Jahre nicht mehr nach Deutschland kommen.

Gradon arbeitet immer mit der selben Masche und war damit auch am Münchner Flughafen erfolgreich: Er wartete an der Kurzzeitparkzone auf Frauen, die einen teuren Wagen fuhren. Sie waren meist in Eile und wollten nur jemand abholen. Gradon sprach sie an und sagte, er habe seinen Flug verpasst, sein Wochenlimit an Geldautomaten sei überzogen und ob sie ihm 32 Euro für ein Billigflug-Ticket nach London leihen könnten.

Echter Ausweis, falsche E-Mail-Adresse

Die Frauen willigten ein, nachdem er ihnen seinen echten Ausweis gezeigt hatte. Er bat sie um ihre Kontodaten für die Rücküberweisung und schließlich gab er ihnen noch eine falsche E-Mail-Adresse, für den Fall, dass es mit dem Geldtransfer nicht klappen sollte. Das Geld sahen die Betrogenen natürlich nie wieder, aber bis sie Anzeige erstatteten, machte Gradon schon längst den nächsten Flughafen unsicher. Laut der britischen Zeitung Daily Mail trieb er damit auf 38 internationalen Airports sein Unwesen.

Eine 51-jährige Münchnerin, die ihren Mann vom Flughafen mit einem Range Rover abholte, nahm ihm ebenfalls diese Geschichte ab. Als sie ihrem Mann von dem Vorfall erzählte, lachte er sie aus und sagte, sie sei wohl auf einen Betrüger hereingefallen. Gekränkt gab sie noch am gleichen Abend den Namen Andrew Gradon bei Google ein und stieß auf eine Fülle von internationalen Zeitungsberichten. Sie setzte sich mit der Flughafenpolizei in Verbindung, erstattete Anzeige; zwei Tage später wurde der Betrüger von einer Zivilstreife an der Kurzzeitparkzone ertappt, wo er zwei weiteren Frauen Geld abgeluchst hatte.

Arbeit als Koch, Erntehelfer, Vagabund

Gradon, ein gelernter Koch und mittlerweile 42 Jahre alt, gab in der Gerichtsverhandlung an, dass er seit seiner Jugend als "Vagabund" in Europa unterwegs sei. Er habe erst als Koch und als Erntehelfer gearbeitet, aber seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs kaum noch Jobs bekommen, weil Arbeitskräfte aus Osteuropa billiger seien.

Die Masche am Flughafen habe er ersonnen, weil er Geld für seinen Lebensunterhalt benötigt habe. Aber mittlerweile fühle er sich zu alt für diesen Lebenswandel. Nach seiner Abschiebung nach England werde er im Gartenbaubetrieb seines Bruders arbeiten und seine Betrügereien an Flughäfen aufgeben.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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