Inselmühle:Gerichte meist solide, manchmal auch hervorragend

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Ein Pächterwechsel in der Inselmühle in Obermenzing ließ Gutes hoffen. Doch die Qualität des Essens ist sehr schwankend.

Gertrude Fein

"Es klappert die Mühle am rauschenden Bach - Sinnbild einer heilen Welt". Das war der Anfang der SZ-Kostprobe von 1982 über die Inselmühle. Da ging es noch um das alte, vom Zahn der Zeit recht angenagte Haus. Die heile Welt wich kurz danach den Baufirmen, die in mühevoller Arbeit dem 500 Jahre alten Gebäude zu nie gekanntem Glanz verhalfen. Die Kostprobe von 1985 war des Lobes voll ob der geglückten Renovierung. Die schwankenden Leistungen der Küche und die exorbitanten Preise gaben aber Anlass zu Kritik, die dann in einem Kostproben-Nachschlag 1988 noch schärfer ausfiel.

Freundlicher Service in der Inselmühle. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Pächterwechsel vor einiger Zeit ließ Hoffnung aufkommen, dass sich alles, alles wendet, und zwar zum Besseren. Aber bald kamen Anrufe von unzufriedenen Gästen, die sich beklagten über einen pampigen Ober oder, bei telefonischer Reservierung für zehn Personen, über die Forderung nach einem Mindestverzehr. Und Bestellungen à la carte seien bei einer solchen Gruppe unerwünscht. War wohl nichts mit unserer Hoffnung auf bessere Zeiten?

Bei den Besuchen des Kostprobenteams erwies sich der Service als ausgesprochen freundlich und kompetent. Vermutlich waren die Beschwerden nicht nur bei der SZ eingegangen, sondern auch bei Eric Pölzl, dem neuen Besitzer. In der Küche waltet der "Sterne verdächtige" (Homepage) Küchenchef Tobias Drasch.

Um es vorweg zu nehmen: Sterne würde er vielleicht für einzelne Gerichte verdienen, alles in allem aber hat sich auch bei der Qualität der Speisen nicht viel geändert. Sie schwankt von hervorragend (selten), über ordentlich (meistens) zu ungenießbar (einmal). Einen Stern hätten Rinderlende (24 Euro) und Fasanenbrust (22) verdient.

Das dicke Stück Lende war perfekt rosig gebraten und vertrug sich - wider Erwarten - sehr gut mit dem ebenfalls perfekten Ochsenschwanz-Risotto. Die saftige, von Speck ummantelte Fasanenbrust bewies, dass es nicht die späte Rache des Wildvogels ist, wenn sie trocken und zäh auf dem Teller landet, sondern normalerweise das Missgeschick des Kochs. Damit endet auch schon die Liste der kulinarischen Höhepunkte bei unseren Testbesuchen.

Im Mittelfeld bewegten sich Steckrüben- und Kastaniencremesuppe (je 9,50), beide ordentlich, aber keinesfalls so exorbitant gut wie ihr Preis hoch. Die Kürbiscremesuppe war da für sieben Euro fünfzig fast schon ein Schnäppchen. Der sehr kleine Ziegenkäse als Vorspeise, flambiert und karamellisiert, begleitet von Rosmarin-Feigen-Chutney und etwas Salat, war kalt und krümelig und keinesfalls zwölf Euro wert, also eher unteres Mittelfeld.

Bei den Hauptgerichten ging es ähnlich weiter. Die gebratenen Jakobsmuscheln mit ausgezeichneten Safran-Fettuccine und Kürbisschaum (23 Euro) hatten zu viel Salz abgekriegt, und das Lachsforellenfilet "mooselte" (22 Euro). Den leichten Modergeruch, den so ein Fisch abgibt, müsste ein Koch, so er keinen Schnupfen hat, eigentlich bemerken.

Köstlich dagegen war das Kartoffel-Pfifferling-Gemüse, das den Fisch umgab. Das brave, aber nicht herausragende Rehgulasch (22 Euro) wurde selbstverständlich als "Rehedelgulasch" angepriesen. Hirsch- oder Rehgulasch ohne edel gibt es hierzulande anscheinend nicht mehr. Was ist das Gegenteil davon? Ordinär?

Und nun zum Punkt ungenießbar: Die Ravioli mit Gorgonzola entpuppten sich als runde, aufeinander geklebte Teigscheiben mit einer Art Warze in der Mitte, verursacht durch ein Bröcklein Gorgonzola. Das Ganze war, vermutlich zu wenig oder gar nicht gekocht, auf Blech oder Pfanne gedörrt worden, was die leicht gebräunte Unterseite vermuten ließ. Das Ergebnis war niederschmetternd (16).

Der mitfühlende Kellner bot angesichts des abgelehnten Gerichts Ersatz durch ein anderes an. Als dies ausgeschlagen wurde, berechnete er ein Dessert nicht - wenigstens die Geste war gut.

Diese Nachspeise, Crème brûlée mit Blutorangeneis und Orangenfilets, war köstlich. Da konnte die lauwarme, gefüllte Brioche mit Sauermilcheis nicht ganz mithalten und war mit neun Euro auch wieder ein Beispiel dafür, wie hier die Preise aus dem Ruder laufen. Das gilt insbesondere für die Weine: 3,80 Euro für 0,1 (!) Liter Blauen Zweigelt oder 3,10 Euro für den Grünen Veltliner ist eindeutig zu teuer.

Restaurant Inselmühle, Von-Kahr-Straße 87, www.inselmuehle-muenchen.com, geöffnet täglich von 12 bis 14.30 Uhr und von 18 bis 22.30 Uhr.

© SZ vom 10.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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