Inline-Skaten:Der Blade Night droht das Aus

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Immer Montagabends im Sommer treffen sich Inline-Fans in München, um gemeinsam zu skaten. (Foto: Stpehan Rumpf)
  • Die traditionelle "Blade Night", die jeden Sommer in München stattfindet, könnte dieses Jahr ausfallen.
  • Der ursprüngliche Sponsor, die AOK Krankenkasse, kann das Event in diesem Jahr nicht mitfinanzieren.
  • In den nächsten sechs bis acht Wochen muss der Veranstalter Green City einen neuen Sponsor finden.

Von Laura Kaufmann

Es gibt Dinge, die gehören zum Münchner Sommer dazu wie die Glühweinstände zur Weihnachtszeit. Ihr Stattfinden zeugt davon, dass jetzt Zeit ist für lange Nächte am Isarufer, für leichte Kleider, für Eisdielen und Verabredungen zum Grillen. Das Tollwood ist so eine Veranstaltung. Das Streetlife Festival gehört dazu. Und eben auch die Blade Night.

Letztere hieß zuletzt "AOK Blade Night" nach ihrem Sponsor. Die AOK steht nach wie vor hinter dem Konzept der Blade Night, ist aber nach eigener Aussage limitiert in ihren Mitteln für Marketingmaßnahmen. Der Vertrag mit der Krankenkasse ist im vergangenen Jahr ausgelaufen. Und der Veranstalter, die Umweltorganisation Green City e.V., konnte bisher keinen neuen Geldgeber auftreiben. Ändert sich das nicht, werden in diesem Sommer keine Inline-Skater durch die Stadt fahren.

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Seit 1999 rollen sportliche und weniger sportliche Menschen an Montagabenden durch die Stadt, auf abgesperrten Straßen. "Ende der Neunzigerjahre kam der Inline-Skater-Boom", sagt Martin Glöckner, Geschäftsführer von Green City. "Eine sportliche, gesunde Sache, und plötzlich hip. Aber die Skater hatten überhaupt keine Rechte." Auf dem Gehweg nicht erwünscht, auf dem Radweg nicht und auf der Straße natürlich auch nicht. Ein Anliegen wie gemacht für den Verein, der sich für weniger Autoverkehr einsetzt. Die erste Blade Night lief unter dem Motto "Blade for your rights", skate für deine Rechte also. Die Idee dafür kam aus Dresden. In München aber schwoll die Skate-Nacht zu einem regelmäßigen, irre beliebten Event an, der zu Spitzenzeiten bis zu 35 000 Teilnehmer hatte.

Von der Theresienwiese aus rollen die Blader bis heute entlang verschiedener Routen. Entweder durch Schwabing, durch Nymphenburg oder entlang des Tierparks. Sie fahren am Siegestor vorbei und an der Staatsbibliothek, über die Hacker- und die Wittelsbacherbrücke. Von Mai bis September, jeden Montagabend, sofern das Wetter es zulässt, heute meist mit 5000 bis 10 000 Teilnehmern. Mit dem charakteristischen Geräusch der Skates, wie eine Rollkofferarmee, rollen sie durch die sommerliche blaue Stunde. Stehen im Sommer ein paar Menschen mit Inlineskates an der Ampel, fragt sich der Beobachter kurz, ob die jetzt wieder in Mode kommen. Bis ihm einfällt, dass heute Montag ist, ach ja, Blade Night.

Es gibt Menschen, die fahren seit mehr als 15 Jahren mit, die sind erwachsen geworden und alt geworden auf ihren Inline-Skates. Für die Teilnehmer ist die Runde kostenlos. Allerdings haben sie die Möglichkeit, gegen eine Spende ein Bändchen fürs Handgelenk zu erwerben und die Veranstaltung so zu unterstützen. Natürlich hat die Blade Night nicht nur Liebhaber. Das weiß jeder, der mal am Montagabend bei einem fluchenden Taxifahrer im Wagen saß. Oder dessen Verabredung abgehetzt eine halbe Stunde zu spät erschien, weil der Bus wegen der Blader ausfiel. Mittlerweile aber hat es schon etwas Erleichterndes, wenn sich Verkehrsbehinderungen an einem Montagabend auf eine Gruppe harmloser, glücklicher Blader zurückführen lassen und nicht auf ein paar Hassparolen schreiende Spaziergänger.

"Die Blade Night ist ein Herzstück Münchens", sagt Glöckner. Durch den Einsatz vieler Ehrenamtlicher koste sie den Verein etwa 120 000 Euro pro Saison. "Würde das eine Agentur durchführen, wären das sicher eine Viertelmillion." Und die Kosten sind gestiegen in den vergangenen Jahren; etwa 16 000 bis 20 000 Euro gehen zum Beispiel an die MVG für Umleitungen, die Stadtwerke bekommen 5000 bis 9000 Euro pro Jahr für die Funkfrequenzen, die Green City nutzt. "Die AOK war ein hervorragender Sponsor, unkompliziert", sagt Glöckner. Nokia hat den Event schon gesponsert, K2 auch. In manchen Jahren hatten sich mehrere Sponsoren zusammen getan, um die 70 000 bis 80 000 Euro aufzubringen, die der Verein benötigt. Aber der Geschäftsführer sorgt sich um dieses Jahr: "Wir müssen in den nächsten sechs bis acht Wochen jemanden finden."

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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