Streit um die Postwiese:Nicht einmal an der Leine

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Seit die Wiese östlich der Paketposthalle von grünen Pollern gesäumt wird, sind Hunde dort ausgesperrt - was die Besitzer auf die Palme bringt.

Von Ellen Draxel

Die Wiese östlich der Paketposthalle in Neuhausen ist ein beliebter Treffpunkt. Nachbarn treffen sich dort, Kinder spielen, und bis vor einigen Monaten tollten auch noch Hunde über den Rasen. "Jahrelang hatten wir ein ganz tolles, harmonisches Zusammenleben", erzählt Florian Hellige. "Es war eine wunderbare Konstellation." Bis vergangenen Sommer auf einmal grüne Poller auf der Grünfläche standen, weil einer der Hunde ausgebüxt war und sich in einem der Vorgärten wiederfand. Seitdem dürfen die Hunde die als Postwiese bezeichnete Grünzone zwischen Reitknecht-, Franziska-Schmitz- und Josef-Obenhin-Straße nicht mehr betreten. Auch nicht an der Leine.

Die Entscheidung sorgt im Quartier für Unverständnis

"Eine Entscheidung, die bei uns im Quartier für sehr viel Unverständnis sorgt", sagt Hellige. Denn in der Ecke gibt es viele Hundebesitzer wie ihn, und nirgendwo finden sich Flächen, um die Hunde frei laufen zu lassen. "Zwischen dem Hauptbahnhof und der Friedenheimer Brücke ist nichts mehr zugänglich, und der ganze Arnulfpark ist ja auch für Hunde gesperrt." Lediglich im Hirschgarten sei noch ein Rasenstück nutzbar. "Aber das ist naturgemäß völlig überlaufen." Dabei ist es nicht so, dass die Herrchen und Frauchen die Sorge der Vorgartenbesitzerin nicht verstehen könnten - auch wenn der Hund der Dame nichts tat. Aber zumindest Kompromisslösungen sollten ihrer Ansicht nach möglich sein. Eine zeitlich begrenzte Öffnung der Wiese etwa. Oder die Abgrenzung eines Freilaufbereichs durch Büsche. Am besten fänden es die Anwohner, wenn ein vor Kurzem eingezäuntes, benachbartes Wiesengrundstück, das irgendwann bebaut werden soll, quasi als Zwischennutzung für die Hunde geöffnet werden könnte.

"Wir haben nun mal nur begrenzte Flächen in der Stadt."

Ein Anliegen, dem auch der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg "sehr viel Empathie" entgegenbringt. "Wir haben nun mal nur begrenzte Flächen in der Stadt, und deshalb sollten wir zu einer gütlichen Einigung kommen", meint Seija Knorr-Köning. Die SPD-Lokalpolitikerin war an Ort und Stelle und sagt, sie sei erstaunt gewesen, wie kompromissbereit die Hundebesitzer waren. Die designierte Baureferentin und Gremiums-Chefin Anna Hanusch (Grüne) wäre sogar dafür, diese Postwiese wieder ganz für Hunde zu öffnen, da es zuvor nie Kritik gegeben hatte. Das Baureferat weist indes darauf hin, dass der Ausbau der Grünflächen im Umfeld der Paketposthalle auch dem Stadtteilgremium vorgestellt und mit diesem abgestimmt worden sei. Demnach besteht etwa die Hälfte der Grünfläche aus einem Kinderspielplatz, der in eine große Wiese für freies Spiel ausläuft. An die Grünfläche grenzt zudem eine Kindertagesstätte an. "Aus hygienischen Gründen und zum Schutz insbesondere kleinerer Kinder" sei die Nutzung der Spielwiese durch Hunde untersagt. Hundehalter könnten ihre vierbeinigen Freunde aber künftig auf dem sogenannten Tiefhofdeckel frei laufen lassen - südlich der Posthalle.

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