Ärger über die Aussagen der Bahn
Irgendwann war es Carola Walla zu viel. Die engagierte Kämpferin für die Rechte von Behinderten sitzt zwar weder selbst im Rollstuhl noch muss sie sich auf Krücken durch den Verkehr bewegen. Aber sie ist oft mit Behinderten unterwegs, vor allem mit Rollstuhlfahrern. Und immer wieder stellt sie dabei fest, dass Aufzüge an U- oder S-Bahn-Stationen nicht funktionieren. "Das ist dann eine schreckliche Situation", sagt die Vorsitzende des Facharbeitskreises Mobilität im Behindertenbeirat der Stadt. Mitunter müsse ein Behinderter die Fahrt sogar abbrechen - schließlich komme er nicht wie geplant zu seinem Zug.
Viel mehr als über Pannen und Störungen an den Anlagen selbst haben sich Walla und ihre Mitstreiter aber über Aussagen von Mitarbeitern der Deutschen Bahn (DB) geärgert. Denn die hätten den Vertretern des Behindertenbeirats erklärt, dass es insbesondere an den Wochenenden so gut wie nie zu irgendwelchen Störungen an Aufzügen komme. Dem aber widerspricht Walla: "Bei uns gehen immer wieder Beschwerden von Betroffenen ein, die sich über stillstehende Aufzugsanlagen ärgern." Diesen Ärger will Walla nun direkt zur Bahn umlenken.
Zweifel an dem Rund-um-die-Uhr-Service der Bahn
Ihr Facharbeitskreis hat dazu aufgerufen, die Kontakt- und Dialogangebote der DB intensiver zu nutzen. Schließlich können sich Reisende bei Pannen telefonisch an die "3-S-Zentrale" der Bahn unter der Rufnummer 1308-1055 wenden. Die Bezeichnung steht für "Service, Sicherheit, Sauberkeit" - und ein Bahnsprecher versichert, sobald eine Meldung über einen defekten Aufzug eingehe, werde binnen einer Stunde ein Techniker losgeschickt. Garantiert sei eine "Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft". Und diese kümmere sich auch am Wochenende und ebenfalls um Anlagen auf den Außenästen der S-Bahn.
Ob dies aber auch immer passiert, das stellt Walla infrage. Deshalb fordert sie die Betroffenen dazu auf, sich nicht nur direkt an die Service-Leute der DB zu wenden - sondern parallel auch den Behindertenbeirat davon in Kenntnis setzen, und zwar per E-Mail unter: aufzug@buergerservice-muenchen.de. Walla und ihre Mitstreiter wollen die Meldungen der Betroffenen sammeln, diese auswerten. "Und am Ende mit dem Material die Bahn unter Druck setzen", sagt sie. Schließlich habe der Freistaat angekündigt, den Betrieb des Münchner S-Bahn-Netzes vom Jahr 2018 an auszuschreiben - gut möglich sei daher, dass dann ein anderer Betreiber als die DB vom Freistaat den Zuschlag für die S-Bahn erhalte.
Behindertenbeirat will Druck auf die Bahn ausüben
"Über diesen Hebel lässt sich ja vielleicht etwas erreichen", hofft Walla. Allerdings würde dieser Hebel, wenn überhaupt, nur indirekt wirken: Denn die Aufzugsanlagen wie die gesamten Bahnhöfe werden nicht von der S-Bahn-Tochter der DB betrieben, sondern von der Tochterfirma "DB Station & Service". Und die wird, selbst wenn der Freistaat der DB den Betrieb der S-Bahn-Strecken wegnehmen sollte, die Zuständigkeit für sämtliche S-Bahnhöfe behalten. Zudem ist, wie der DB-Sprecher erklärt, für den 24-Stunden-Aufzugs-Notdienst wiederum eine andere Bahntochter zuständig, nämlich der Dienstleister "DB Services".
Walla hofft dennoch, Druck ausüben zu können - vor allem dann, wenn sich nicht nur Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer an der Meldeaktion beteiligen. Denn es sind nicht nur diese "klassischen" Zielgruppen, die sich über defekte Aufzüge ärgern. Eltern mit Kinderwagen oder Reisende mit schwerem Gepäck sind ebenso betroffen. Und die, sagt Walla, "sind selbstverständlich auch eingeladen, mitzumachen".