Pop:Finsteres Geheimnis

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Die Band "LiaB" breitet in ihrem Songtext eine mögliche Version des Kriminalfalls aus. (Foto: Attila Henning)

Die Band "LiaB" und Gastsänger Hannes Ringlstetter haben eine Ballade über die Morde von Hinterkaifeck aufgenommen.

Von Dirk Wagner, München

Sechs Menschen wurden vor hundert Jahren in der Nacht auf den 1. April 1922 auf dem Einödhof Hinterkaifeck ermordet. Weil der Mord allerdings bis heute nicht aufgeklärt werden konnte, versuchen immer noch Heimatforscher, Hobby-Kriminologen oder gar Absolventen einer Polizeihochschule den Fall zu rekonstruieren. Was könnten die Ermittler damals, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, übersehen haben? Immerhin hatte man damals sogar eine Wahrsagerin zu Rate gezogen.

Allerdings kritisierten 2007 jene Absolventen der Polizeihochschule Fürstenfeldbruck in ihrer Abschlussarbeit das Fehlen einer professionellen Spurensicherung und dass zahlreichen Hinweisen damals nicht nachgegangen worden sei. Der Pfaffenhofener Heimatforscher Rainhard Heiplik will indes Hinweise erhalten haben, wonach Soldaten damals beauftragt worden seien, auf dem Hof nach kriegswaffenrelevanten Papieren zu suchen. Der Bauer hätte sie wohl entwendet, als auf seinem Hof zuvor heimlich Munition und Flugzeugteile gelagert worden seien.

Zum Jubiläum der Gräueltat erzählt die bayerische Band Lost In A Bar alias LiaB in "Die Ballade von Hinterkaifeck" eine weitere mögliche Version der Geschichte. Zusammen mit dem Gastsänger Hannes Ringlstetter entwickeln sie eine Geschichte, wonach der im Ersten Weltkrieg verunglückte Ehemann der Hofbesitzerin unerwartet heimkehrt. Erst entdeckt er dabei ein uneheliches Kind als Zeichen ihrer Untreue. Dann erklärt sie ihm, dass ihr eigener Vater sie inzestuös misshandelt habe. Entsetzt verlässt der Ehemann den Hof. Erst später sieht er ein, dass seine Frau keine Schuld trifft. Also kehrt er zurück, um nun aber die Bluttat zu entdecken, die der böse Vater derweil angerichtet hat. Sodann erschlägt der Heimkehrer seinen Schwiegervater, bedeckt die anderen Leichen, verweilt noch ein wenig am Tatort und verschwindet unbemerkt.

Mitunter erinnert das an das New Orleans eines Tom Waits

Im Stil von Nick Caves "Murder Ballads" tragen Ringlstetter und die Sängerin Ulla Niedermeier die Geschichte aus der Sicht der Eheleute vor. Begleitet von Gastmusikern wie dem Aera Tiret-Schlagzeuger Dominik Scherer, der hier die Trompete bläst, dem früheren La Brass Banda-Tubisten Stefan Huber und der Klarinettistin Milena Langer kleidet die Band um Schlagzeuger Andy Kuhn ihre Mörderballade als Totenmarsch. Das erinnert mitunter an das New Orleans eines Tom Waits. Aber auch Assoziationen mit der Eröffnungsszene von "Der Pate 2" liegen nahe.

Im Sommer soll der Song auf einem Album von LiaB erscheinen. Zum Jubiläum der Gräueltat auf dem Einödhof Hinterkaifeck bei Schrobenhausen erscheint vorab die Single sowie ein Video zur "Ballade von Hinterkaifeck".

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