Harthof:Mehr Raum für Familien

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Gemeinschaftliches Wohnen: Das neue Familienzentrum im Harthof ist in einem der sechs neuen Wohnhäuser untergebracht. Simulation: bogevischs buero/Jonas Bloch (Foto: N/A)

Mit der Sanierung und dem Neubau von Sozialwohnungen erhält das Mehrgenerationenhaus eine zusätzliche Außenstelle an der Kämpferstraße

Von Jerzy Sobotta, Harthof

Mit der Sanierung des nächsten Abschnitts der Sozialwohnungen im Harthof erhält das Viertel bald ein zusätzliches Familienzentrum. Es ist Teil der Pläne der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG, die ihre Wohnanlage Harthof-Nord an der Kämpferstraße 3 a bis 24 erneuert und erweitert. Außerdem sind 198 Neubauwohnungen, eine Tiefgarage und eine Fahrradgarage geplant. Der Straßenzug wird nach den Entwürfen des Architekturbüros Bogevischs gebaut: Fünf der sechs neuen Häuser sind so angeordnet, dass sie Zugang zu einem gemeinsamen Platz haben werden. Auf der Nordseite wird zudem ein geschützter Kinderspielplatz mit Flächen zum Toben und Spielen entstehen.

Das Neubauprojekt an der Kämpferstraße ist Teil einer auf Jahrzehnte angelegten Sanierung von rund 2000 GWG-Wohnungen im Harthof. Insgesamt sollen etwa 800 Wohneinheiten hinzukommen, 70 Prozent davon wird geförderter Wohnraum sein. Viele Häuser wurden ursprünglich in den Vierziger- und Fünfzigerjahren gebaut und müssen dringend erneuert werden. Einige marode Gebäude werden abgerissen. So auch an der Kämpferstraße: Dort hatten die Wohnungen in den langen Wohnriegeln nur Toiletten aber keine Bäder, tiefe Decken, und im Winter konnte nur in kleinen Öfen geheizt werden, sagt Achim Rochus, der zuständige Projektleiter bei der GWG. Inzwischen sind die Häuser bereits abgerissen und die bisherigen Mieter in anderen Wohnungen untergebracht.

Das neue Familienzentrum an der Kämpferstraße wird etwa 400 Quadratmeter groß sein. Es ist als Außenstelle des Mehrgenerationenhauses "Unter den Arkaden" an der Dientzenhoferstraße 66 und 68 im Harthof geplant und wird ebenfalls vom Verein Euro-Trainings-Centre (ETC) geführt werden. In dem neuen Gebäude wird es ein Café mit Küche als Treffpunkt, außerdem zahlreiche Gruppen-, Beratungs- und Spielräume für Kinder geben.

Die Einrichtung wird im Harthof dringend gebraucht, denn im Vergleich zum stadtweiten Durchschnitt gibt es dort deutlich mehr Familien mit Kindern - und deutlich mehr Kinder ohne Familie: Alleinerziehende Mütter und Väter machen fast ein Viertel aller Haushalte aus. Fast doppelt so viele Familien werden von Sozialarbeitern betreut, als es in München sonst üblich ist. Zudem werden mit dem Ausbau der Siedlung viele zusätzliche junge Familien mit Kindern in den Harthof ziehen.

Das Mehrgenerationenhaus hilft besonders benachteiligten und erschöpften Familien, die viel soziale Unterstützung brauchen. Viele von ihnen sind Migranten und Flüchtlinge. Neben Informationen in verschiedenen Sprachen, Sozial- und Familienberatung, wird es auch Sprach- und Alphabetisierungskurse geben. Das tägliche Programm umfasst Spieltreffen für Kinder, Musik und Tanzangebote für Erwachsene oder Workshops für ältere Menschen, in denen sie den Umgang mit Laptops, Smartphones und sozialen Medien lernen. Ähnliches ist auch für die neue Außenstelle geplant. Für ihre Einrichtung zahlt die Stadt einmalig 120 000 Euro und danach insgesamt etwa 350 000 Euro jährlich. Einen Teil dieser Kosten könnte auch das Land und der Bund übernehmen. Die Idee für ein neues Familienzentrum ist nicht neu. Schon vor drei Jahren hatte die GWG an eine neue Außenstelle des Mehrgenerationenhauses gedacht, musste das Vorhaben in einem anderen Bauabschnitt allerdings wieder fallen lassen. Der Grund: Der Stadtrat hatte damals mit einer Zusage zu lange gewartet. Vergangenen Sommer stimmten die Stadträte den Plänen für die neue Außenstelle dann schließlich zu, sodass der Bau an der Kämpferstraße nun in trockenen Tüchern ist.

Spatenstich ist bereits in der kommenden Woche. Von da an wird in zwei Bauabschnitten gebaut, von denen der erste bis Ende 2021 und der zweite 2022 fertiggestellt sein soll.

Positiver Nebeneffekt: Das neue Lokal wird fast doppelt so groß ausfallen wie vor drei Jahren gedacht. Die Lokalpolitiker im örtlichen Bezirksausschuss lobten denn auch in der vergangenen Sitzung: "Es ist ein sehr gutes Projekt und eine interessante architektonische Konzeption", sagte Leo Meyer-Giesow (ÖDP). "Das passt alles", hieß es vonseiten der SPD. Die CSU forderte mehr Parkplätze, konnte sich mit ihrem Anliegen allerdings nicht durchsetzen.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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