Ausstellung in Neumarkt:Farbe für Peru

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Der gebürtige Franke Hans Hofmann studierte in München Malerei. In jungen Jahren noch ging er nach Paris, wo er Picasso, Braque und Matisse kennenlernte. (Foto: The Renate, Hans and Maria Hofmann Trust/ARS, New York/VG Bildkunst Bonn 2023)

Hans Hofmann, Bayerns Vertreter des Abstrakten Realismus in der amerikanischen Malerei, und seine Entwürfe für die Gestaltung der Hafenstadt Chimbote.

Von Sabine Reithmaier, Neumarkt

Schade, dass die farbintensiven Mosaike nicht realisiert wurden. Erhalten haben sich nur die monumentalen Gemälde und Zeichnungen, eigentlich nur Entwürfe, in denen sich Hans Hofmann (1880-1966) Gedanken über die Gestaltung eines Glockenturms und eines Platzes in der peruanischen Stadt Chimbote machte. Farbenfrohe Gemälde, in denen Hofmann abstrakte Formen und Farben kombiniert, ein gelbes Rechteck so in ein rotes Dreieck schiebt, dass es Bewegung vermittelt. "Push and pull" - schieben und ziehen - nannte er diese Dynamik.

Zu sehen sind die großformatigen Bilder sowie Zeichnungen aus der Serie "Chimbote" (1950) derzeit im Neumarkter Museum Lothar Fischer, nach der Pfalzgalerie Kaiserlautern das zweite Ausstellungshaus, in dem diese Arbeiten in Deutschland zu sehen sind. Die Architekten Josep Lluís Sert und Paul Lester Wiener hatten 1946 den Auftrag erhalten, ein neues Konzept für die Fischindustriestadt zu entwickeln, Wohnviertel, Sportstätten, Kirche, Bibliothek und Verwaltungsgebäude zu entwerfen. Hofmann sollte die Kunst am Bau liefern und den "Belltower", eine mächtige, 15 Meter hohe, frei stehende Betonplatte, mit einem Wandbild gestalten sowie für den angrenzenden Platz ein Bodenmosaik schaffen. Doch nach dem Militärputsch wurde das Projekt auf Eis gelegt.

Hans Hofmanns Entwurf für ein Wandbild in Peru in der Ausstellung im Lothar-Fischer-Museum, Bonn 2022. (Foto: The Renate, Hans and Maria Hofmann Trust/ARS, New York/Doug Young/VG Bildkunst Bonn 2023)

Der Maler Hans Hofmann wurde in seiner deutschen Heimat lange Zeit nicht besonders gewürdigt. Eine Wiederentdeckung setzte erst in den letzten Jahren ein. Schon lang bekannt und berühmt ist er jedoch als charismatischer Lehrer, der den Abstrakten Expressionismus in der amerikanischen Malerei mitprägte und viele berühmte Künstler unterrichtete, unter anderen den Möbeldesigner Ray Eames oder Allan Kaprow, den späteren Erfinder des Begriffs Happening, sowie die Malerinnen Joan Mitchell, Helen Frankenthaler und Lee Krasner, die Ehefrau von Jackson Pollock. Hofmann hätte diesen sagenhaften Ruf als Lehrer wohl kaum erreicht, hätte er nicht ein hochkarätiges eigenes Werk geschaffen.

Weißenburg, sein fränkischer Geburtsort, liegt nur 70 Kilometer von Neumarkt entfernt. Sechs Jahre lebt er dort, dann zieht seine Familie mit dem Sechsjährigen 1886 nach München. Sechzehnjährig ist Hofmann bereits Assistent im bayerischen Staatsdienst, lässt sich technische Erfindungen patentieren und studiert Malerei an der Münchner Zeichen- und Malschule Moritz Heymann bei Willi Schwarz. Der macht ihn nicht nur mit dem Impressionismus vertraut, sondern stellt ihn auch dem Berliner Sammler Philipp Freudenberg vor, der dem jungen Maler von 1904 bis 1914 ein Leben in Paris ermöglicht. Dort trifft er auf Picasso, Braque und Matisse.

Da er wegen eines Lungenleidens nicht in den Weltkrieg muss, eröffnet er 1915 in München die Schule für Bildende Kunst, die sich bald internationales Renommee erwirbt und in den Zwanzigerjahren viele US-amerikanische Studenten anzieht. Hofmann gibt bald auch Kurse in den USA und verlässt Deutschland bereits 1932 in weiser Vorausahnung endgültig, eröffnet 1934 in New York die Hans Hofmann School of Fine Arts. Und avanciert als fränkischer Emigrant zu einem der wichtigsten Maler dieser Zeit, zeitlebens fasziniert vom Spiel zwischen Farbe und Form, Gestus und Abstraktion.

Hans Hofmann: Chimbote 1950 - Farben für die neue Stadt, bis 29. 1., Museum Lothar Fischer, 92318 Neumarkt. Am Do., 19.1, 19 Uhr Rundgang und Gespräch mit Kunsthistorikerin Corinna Thierolf

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