Handball:Ein neues Detail

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Yannick Engelmann tankt sich durch: Der Fürstenfeldbrucker Rückraum-Spieler (re., Szene aus dem Spiel gegen Dessau-Roßlau) erzielte in Rimpar die beiden letzten Brucker Treffer. (Foto: Günther Reger)

Die Fürstenfeldbrucker Zweitliga-Handballer sind bei den Rimparer Wölfen mindestens gleichwertig - und belohnen sich dieses Mal mit einem Punkt.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Eigentlich war alles wie immer: Die Zweitliga-Handballer des TuS Fürstenfeldbruck hielten gegen einen höher eingeschätzten Kontrahenten gut mit, man kann sogar sagen, in der ersten Halbzeit waren sie besser. Aber sie versäumten einmal mehr, aus vielen Chancen und gelungenen Aktionen frühzeitig Kapital zu schlagen. Und bisher gingen derlei Vergleiche in der Schlussphase stets verloren - nicht selten mit einem Gegentreffer in den Schlusssekunden. Nun steuerte die Partie bei den Rimparer Wölfen genau nach diesem Drehbuch auf das scheinbar unvermeidbare Ende zu. Doch dieses Mal änderte sich ein entscheidendes Detail: Der TuS lag 22:23 zurück und hatte den letzten Angriff, der Ball sollte zu Yannick Engelmann kommen, der sollte sich durchtanken und ein Tor erzielen. Der Ball kam zu Yannick Engelmann, der tankte sich durch und traf in der Schlusssekunde zum 23:23. Anstatt mit gegnerischem Respekt traten die Brucker die Heimreise mit einem Punkt im Gepäck an.

Der TuS bleibt Letzter, der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz beträgt aber nur drei Punkte

Der Teilerfolg der Panther im bayerischen Derby bei den Wölfen ändert an der Tabellensituation nichts, der TuS bleibt Tabellenletzter mit 11:35 Punkten. Es wird aber enger, der erste Nichtabstiegsplatz ist nur drei Punkte entfernt. Für die TuS-Spieler nebst Trainer war dieses Remis folglich ein gefühlter Sieg, wie Martin Wild befand: "Wir sind so oft angerannt und nie belohnt worden, das haben wir heute schon genossen." Auf der nächtlichen Heimfahrt aus Unterfranken sei die Stimmung gut wie lange nicht gewesen, mehr als ein, zwei Sieger-Bierchen hätten sich die Akteure aber nicht gegönnt, denn "die meisten mussten am nächsten Tag ja zum Arbeiten", erklärte Wild. Noch wichtiger als den Punkt fand der Coach die Dosis Selbstvertrauen, die der Erfolg ins Team gepumpt habe. Denn die klare Heimniederlage vom Wochenende gegen den Dessau-Roßlauer HV hatte dieses doch arg angekratzt, die Gastgeber wirkten dabei teilweise hilflos: "Das war unglaublich wichtig, jetzt glauben wir wieder an uns."

Es war indes nicht das erste Mal, dass die Brucker nach einer schwachen Leistung eine Reaktion gezeigt haben, dieses Mal gar versüßt mit einem Zähler. Weil sich die Mannschaft im Gegensatz zur Dessau-Partie wieder an den besprochenen Matchplan gehalten habe, erklärte der Trainer: "Dieses Mal haben wir uns keine schlechten Würfe genommen, keine Halbchancen. Wir sind lieber phasenweise ins Zeitspiel gegangen." Das galt auch für den Kontrahenten und lag an den beiden Abwehrreihen. Die Brucker verhinderten mit ihrer bissigen und offensiven Defensive leichte gegnerische Abschlüsse wirksam, auch Torhüter Stefan Hanemann hatte einen guten Tag erwischt und parierte viele freie Würfe. Doch auch Rimpar stellte eine zwar defensivere, aber sehr wirkungsvolle Abwehrreihe. Die Anfangsphase gehörte dennoch den Gästen, die 3:1 führten, obwohl sie mit besten Chancen am Rimparer Torhüter Marino Mallwitz scheiterten. Der TuS legte stets vor, aber Rimpar kämpfte sich zusehends ins Spiel und schaffte zur Halbzeit den 11:11-Ausgleich.

Wenn wir uns an den Matchplan halten, dann können wir auch etwas erreichen", sagt Trainer Martin Wild

In der zweiten Halbzeit das umgekehrte Bild: Rimpar kam wach aus der Kabine und setzte sich schnell ab. Nun fighteten die Brucker um jeden Ball, Tim Kaulitz schaffte in Überzahl mit einem Wurf ins leere Tor den 19:20 Anschluss. Bei dieser Situation verletzte sich Wölfe-Keeper Mallwitz schwer, er rannte von der Bank ins verwaiste Tor, knallte mit Kopf und Bein übel gegen den Pfosten und wurde mit geplatzter Lippe und humpelnd vom Feld geführt. Johannes Stumpf, der wie Kaulitz und Falk Kolodziej vier Tore erzielte, schaffte den 20:20-Ausgleich. Zwar legten die Gastgeber noch zweimal vor, aber Engelmann sicherte mit seinen Treffern zwei und drei das Unentschieden. "Wenn ich an die vergebenen Chancen denke, wäre sogar mehr möglich gewesen", urteilte der Trainer, zeigte sich mit dem Ergebnis aber letztlich zufrieden. "Wenn wir an unserem Konzept festhalten, können wir auch gegen einen gestandenen Zweitligisten wie Rimpar etwas erreichen", befand Wild.

Idealer Weise schon am kommenden Mittwoch, wenn der Vorletzte Ferndorf in der Wittelsbacher Halle (19.30 Uhr) gastiert. Mit einem Sieg könnte der TuS die Nordrhein-Westfalen überholen. Allerdings war Ferndorf wegen neun Corona-positiver Spieler zuletzt zwei Wochen in Quarantäne, am Wochenende wurde die Partie gegen Dormagen verlegt. Aber egal, ob die Gäste wirklich anreisen, "wir sind wieder optimistisch eingestellt", sagte Wild. Nach dem Dessau-Spiel war das anders.

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