Bio-Bier:Haderner Bräu eröffnet im Stürzerhof

Lesezeit: 2 Min.

Das Ehepaar Marta und Thomas Girg leitet die Bio-Brauerei: Im Angebot haben sie fünf Standardsorten und mehrere Saisonbiere. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Münchens erste zertifizierte Biobrauerei zieht 600 Meter weiter und feiert bis Sonntag ihren Neustart. Am neuen Standort lässt sich fast doppelt so viel Bier brauen - zudem gibt es einen Hofladen.

Von Sarah Maderer

"Bio" hat sich längst als Modewort etabliert, wird gerne in einem Atemzug mit "nachhaltig" und "regional" gepredigt und tröstet das Verbrauchergewissen auch ohne handfeste Siegel. Umso erbaulicher sind da Betriebe wie das Haderner Bräu, die erste zertifizierte Bio-Brauerei Münchens. 2016 zog die kleine Brauerei der Familie Girg in die Großhaderner Straße, sieben Jahre später und nur 600 Meter weiter feiert sie nun an diesem Wochenende erneut Eröffnung.

Als neuer Standort dient der historische Stürzerhof, einer der ältesten Bauernhöfe Haderns und Geburtsort des Brauereigründers Joseph Pschorr. Dem Hof wurde sozusagen sein Schicksal in die Wiege gelegt, wie auch Justizminister Georg Eisenreich (CSU) in seiner Rede zur Eröffnungsfeier am Donnerstag anmerkt. Er als Haderner kenne den Stürzerhof schon lange, und auch seine Vorrednerin, die Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne), habe den gut dreijährigen Umbau mitverfolgt.

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Beide schreiben in ihren Ansprachen dem Haderner Bräu eine Vorbildfunktion als Bio-Vorreiter zu. Den Erfolg der Girgs kommentiert Habenschaden mit der rhetorischen Frage: "Ja, wenn das so weiter geht, wo sehen wir uns denn dann demnächst?!" Heiteres Johlen, der Sprecher der Wiesn-Wirte, Christian Schottenhamel, verzieht keine Miene. Eine von vielen Anspielungen auf das anstehende Oktoberfest, auf dem noch kein einziges Bio-Bier vertreten ist.

Allzu viel Auswahl an Bio-Brauereien gibt es in Bayern allerdings auch nicht, meint Thomas Lang, erster Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern. Er spricht von 13,5 Prozent Bio-Anbaufläche, andere Bundesländer seien da schon weiter. Bio-Hopfen sei besonders in Franken stark vertreten. Von dort bezieht auch Familie Girg ihren Hopfen für ihr Bier. Daneben fallen Lang nur noch das Germeringer und Riedenburger als weitere bayerische Bio-Biere ein.

Dass in Sachen biologischer Landwirtschaft Luft nach oben ist, klingt bei der Politprominenz kaum an. Die nutzt ihre Redezeit lieber für einen Schlagabtausch. Habenschaden bezeichnet das deutsche Reinheitsgebot als "erfolgreiche Verbotspolitik" weit vor Gründung der Grünen, Eisenreich kontert mit der Differenzierung von Verbot und Gebot. Und Markus Söder (CSU), der eine Grußbotschaft per Video schickt, statt wie angekündigt das erste Fass Haderner anzuzapfen, winkt mit dem Zaunpfahl; sein Probierpaket Haderner sei wohl noch nicht angekommen.

Das Ehepaar Thomas und Marta Girg hat aber an diesem Wochenende - um es mit den Worten des Virologen Christian Drosten zu sagen - "Besseres zu tun". Nach dem offiziellen Bieranstich am Donnerstag wird von Freitag bis Sonntag weitergefeiert, mit Führungen durch Brauerei und Hofladen, Live-Musik, Handwerkermarkt, Kinderprogramm und Frühschoppen am Sonntag. Der gelernte Bier-Sommelier und die gelernte Wein-Sommelière haben sich mittlerweile ganz ihrem Haderner Bräu verschrieben und sind am Hof in Vollzeit präsent.

Zusammen mit Braumeister Johannes Rachel entscheidet Thomas Girg über den Geschmack der fünf Haderner Standardsorten: Helles, Weißbier, Dunkles, alkoholfreies Kellerbier und Indian Pale Ale. Dazu kommen Saisonbiere wie Märzen, Bockbier oder aktuell Festbier - alles unfiltriert naturtrüb. Girg freut sich besonders über die neue Brauanlage und das große Malzsilo. "Das ist jetzt eine ganz andere Größenordnung als vorher", sagt er. Bisher braute er etwa 3000 Hektoliter im Jahr, mit der neuen Anlage seien je nach Aufstockung bis zu 6000 Hektoliter drin.

Seine Frau Marta präsentiert indessen sichtlich stolz den neuen Schankraum mit Blick auf die Braukessel und nebenan den Hofladen mit regionalen Bio-Produkten, darunter Honig, Käse, Wein, Mehl und natürlich das Haderner Bier, das es sogar zum Selbstabfüllen gibt. Früher hätten die Girgs diese Produkte ohnehin bei befreundeten Höfen für sich selbst eingekauft, als sie ihr Bier ausgeliefert haben. Daran habe sich nichts geändert, meint Marta Girg. Nur nähmen sie eben jetzt für den eigenen Hofladen gleich ein bisschen mehr mit.

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