"Cafi Chanta" bedeutet so viel wie singendes Café. In ihrem Geburtsland Tunesien, erklärt die Münchner Musik-Enthusiastin und Kuratorin Maleke Msallem, bezeichne das eine Mythen-umwobene Tradition, in der mehr oder minder berühmte Musiker die ganze Nacht hindurch zusammen singen und spielen, etwas, das sie nun mit ihrem eigenen "Cafi Chanta"-Projekt auch nach München bringen will: "Wir brauchen einen geschützten Raum, wo wir nicht nur das kulturelle Erbe der nordafrikanisch-arabischen Welt feiern können - sondern auch die lebendige Vielfalt der postmigrantischen Gesellschaft".
Ein Ort des Brückenbaus und der Genre-übergreifenden Kunst also. Für die nächste Ausgabe ihres "Cafi Chanta" lädt Msallem in das Import Export, Münchens derzeit wohl weltoffensten und sympathischstem Musik-Club überhaupt. Zusammen mit Ko-Kurator Chedi Bakkari hat sie ein weitgefächertes Programm aufgestellt: Teils Open Air, teils im Bühnenraum werden am Freitag, 25. August, mehrere DJs, etwa Hiba Salameh, urbanen arabischen Pop und nahöstlich geprägten Electro spielen. Eine Truppe Flamenco-Tänzer modernisiert das klassische arabisch-iberische Genre.
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Die größte Sensation aber ist der Hauptakt: Ghalia Benali, eine 54-jährige tunesische Musiklegende und laut New York Times "Schafferin ihrer eigenen Mythen", hat sich mit ihrem Trio angekündigt. Im arabischen Raum spielt die Sängerin nicht selten in Stadien und großen Sälen - hier wird sie im intimen Club-Kontext das Erbe Oum Khaltoums feiern. Sie, die berühmteste Sängerin des Nahen Ostens, dient Ghalia als "Großmutter ehrenhalber", ihre Lieder bedeuten ihr alles .
Und doch ließ sich die in Belgien geborene und studierte Tunesierin nie festlegen: Ihre ersten Auftritte hatte sie 1993 mit Jazzmusikern. Später nahm sie zusammen mit indischen Sitar-und Tablaspielern das Album "Al Palna"auf und tourte durch Indien. Stets tanzt sie zwischen den Kulturen: Wenn Ghalia sich Ghazal, diese traditionelle spirituelle Liebesdichtung Arabiens vornimmt, dann ertönt da einerseits ein leidenschaftliches Sufi-Gebet. Und andererseits eine Freiheitserklärung. Denn alles ist in ihrer Fusion möglich: So nimmt Ghalia etwa den Tan z und die Musik der von ihr in Rajasthan besuchten Roma auf. Oder lässt wie zuletzt ihre Sufi-Gesänge von elektronischen Klängen untermalen.
Nur eines ist sicher: Ihr Auftritt wird so manches Arabien-Klischee enttäuschen - natürlich im Guten. "Arabisch ist nicht umsonst die Sprache der Chemie", hat die frankophon aufgewachsene Ghalia einmal erklärt: "Du kannst die Magie sehen und hören, weil die Worte stets vielschichtig und expressiv sind. Durch das Singen eröffne ich mir einen Raum der Träume".
Ghalia Benali, Fr., 25. Aug., Import Export, Schwere-Reiter-Straße 2h, www.import-export.cc