Nachruf:Ein Mensch mit Herz

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Gerhard Schmitt-Thiel, Fernsehmoderator, Zirkusfreund und treuer Leser gegen das Vergessen, ist gestorben. (Foto: Sebastian Gabriel)

Gerhard Schmitt-Thiel war nicht nur Fernsehmoderator und Zirkusfreund, sondern auch Münchner, dem der Erhalt der Kultur seines Stadtviertels am Herzen lag. Nun ist er gestorben.

Von Thomas Kronewiter

Es waren seine Herzlichkeit, sein Enthusiasmus und seine ansteckende Fröhlichkeit, die ihn zum perfekten Gastgeber machten. Nicht von ungefähr fand Gerhard Schmitt-Thiel als Conferencier und Präsentator eine Rolle, die er von der Gala bis zum international beachteten Fernseh-Ereignis über viele Jahrzehnte perfekt ausfüllte. Für den Bayerischen Rundfunk (BR), dem er seit dem Ende der Siebzigerjahre ebenso lange treu blieb, wirkte er auch lange als verantwortlicher Ideengeber und Realisator hinter den Kulissen, organisierte Game-Shows und Quizsendungen.

Die 1986 erstmals im Bayerischen Rundfunk gesendeten "Showgeschichten", die er mit aus der Taufe hob, fanden sogar den Weg in die ARD und brachten es auf mehr als 60 Folgen. Seine Affinität zur großen Show und insbesondere zum Zirkus zeigte er bei den "Stars in der Manege", für die er vom Ende der Achtzigerjahre an sogar selbst als Zirkusdirektor vor die Kameras trat. Und nahezu selbstverständlich machte er Zirkusfreunden jahrelang auch als Organisator, Produzent und Moderator eines Fernsehformats des Circusfestivals von Monte Carlo eine Freude.

1990 gab Schmitt-Thiel seine Festanstellung beim BR auf, um sich selbständig zu machen. Seine Präsenz auf dem Bildschirm behielt er bei, brachte den Zuschauern Sendungen wie "Menschen mit Herz", Sonder-Bambi-Verleihungen, Chorfestivals, Konzerte, Talkshows und Kamingespräche ins Wohnzimmer.

Seinem München blieb er auch jenseits der nationalen Bekanntheit sehr verbunden, beteiligte sich immer wieder an öffentlichen Lesungen gegen das Vergessen. Alljährlich las er auch zum 1. Advent zusammen mit der Hörfunk-Journalistin Ursula Trischler Texte zum Lachen, Erinnern und Nachdenken in der Weihnachtszeit in der Freimanner Mohr-Villa.

Bei der Etablierung dieses Kulturzentrums spielte er eine wesentliche Rolle. Er zählte auch zu den Aktivisten der ersten Stunde, die das Haus für ihr Stadtviertel retteten - Schmitt-Thiel gehörte zu den Nachbarn, die in den späten Achtzigerjahren nächtens über die Gartenmauer der maroden Mohr-Villa setzten, um etwas gegen die befürchtete Fällung der Prachtbäume im Park zu unternehmen.

Am vergangenen Wochenende ist Gerhard-Schmitt-Thiel 82-jährig an den Folgen eines Sturzes verstorben. Die Beisetzung findet am Dienstag, 14. Mai, 12.45 Uhr, auf dem Münchner Nordfriedhof statt.

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