Flughafen München:Airbus entgeht nur knapp Kollision mit Drohne

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Der Tower am Flughafen München (Foto: Marco Einfeldt)

Das Flugzeug mit mehr als 100 Passagieren befand sich im Landeanflug auf München, als der Pilot den Flugkörper bemerkte - in nur zehn Metern Entfernung.

Von Marco Völklein, Schwabhausen

Die Polizei im Landkreis Dachau spricht von einer "überaus gefährlichen Begegnung" und sucht nun Zeugen: Sie will den Piloten einer Drohne ausfindig machen, die am Donnerstagabend einem Flugzeug beim Landeanflug auf den Münchner Airport bedrohlich nahe gekommen sein soll.

Laut Polizei und Deutscher Flugsicherung (DFS) hatte der Lufthansa-Pilot gegen 19 Uhr etwa 1000 Meter über Schwabhausen beim Blick aus dem seitlichen Cockpitfenster einen Multikopter mit vier Rotoren bemerkt. Das orange-blaue Fluggerät mit einem Durchmesser von etwa 50 Zentimetern befand sich auf gleicher Höhe, nur zehn Meter von der rechten Flügelspitze entfernt. "Im Falle einer Kollision wäre die Sicherheit der Passagiere erheblich gefährdet worden", erklärte die Dachauer Polizei. Der Airbus A 321 der Lufthansa war mit 108 Passagieren besetzt.

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:Passagierflugzeug kollidiert beim Landeanflug offenbar mit Drohne

Bislang waren die Objekte immer knapp an den Flugzeugen vorbeigeschrammt. Experten fordern jetzt strengere Gesetze.

Ähnlich alarmiert sind die Fachleute der DFS und der Pilotenvereinigung Cockpit: "Die Drohne hatte da definitiv nichts verloren", sagt DFS-Sprecher Axel Raab. "Man muss sich nur mal vorstellen, die wäre in ein Triebwerk gekracht", ergänzt Markus Wahl von Cockpit. Seit Anfang 2015 wurden der DFS deutschlandweit 30 Drohnen-Sichtungen an Flughäfen gemeldet; der Multikopter vom Donnerstagabend war laut Raab der erste Vorfall dieser Art am Münchner Airport.

Die DFS fordert schon seit Längerem, Drohnen und deren Piloten zu registrieren. Zudem fände es das Unternehmen sinnvoll, die unbemannten Fluggeräte mit einer Art Mini-Sender auszustatten. "Dann könnten unsere Lotsen die Drohnen auch auf dem Radar erkennen", sagt Raab. Bislang sei dies nämlich nicht der Fall. Die Fluglotsen könnten die Piloten deshalb auch nicht warnen. Cockpit fordert zudem, die Multikopter technisch so auszurüsten, dass sie in Sperrzonen rund um Flughäfen gar nicht einfliegen können. "Drohnen sind definitiv kein Spielzeug", sagt Wahl. "Das muss jedem klar sein." Auch ADAC und DRF Luftrettung fordern strengere Regeln. Die steigende Zahl der Flugobjekte könnte Rettungshelikopter gefährden.

Die Polizei Dachau bittet nun Zeugen um Hinweise unter Telefon 08131/ 56 10. Ein gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.

© SZ vom 06.08.2016 / mvö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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