Fußball-Bayernliga:Ein Herz für den Sportverein

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Größter Erfolg der Klubgeschichte: 2017 wurde der SV Pullach mit Manager Theo Liedl (links) und Trainer Frank Schmöller Meister in der Bayernliga. (Foto: Claus Schunk)

Theo Liedl übernimmt bei den Pullacher Fußballern wieder eine verantwortliche Position. Mit dem früheren Manager wurden die Isartaler 2017 Bayernliga-Meister.

Von Stefan Galler, Pullach

Es dürfte der bewegendste Moment seiner Laufbahn gewesen sein, als ihm im Sommer 2017 der Wimpel für den Meistertitel in der Bayernliga verliehen wurde und Theo Liedl stolz in die Kameras der Fotografen lächelte. Insgesamt 26 Jahre lang hat der 57-Jährige den SV Pullach geprägt. Er hat dort selbst gespielt, wurde zum Ende seiner aktiven Karriere Spielertrainer, war dann nur noch Coach, schließlich 15 Jahre lang Manager und "Mädchen für alles", wie er es selbst nannte, als er 2019 seinen Hut nahm und den Klub verließ. Er war, das kann man mit Fug und Recht behaupten, der entscheidende Antreiber, um den kleinen Verein aus dem Isartal an die bayerische Spitze zu führen. Gesundheitliche Probleme bewogen ihn schließlich zum Rücktritt, außerdem hatte sich gleichzeitig sein kongenialer Partner verabschiedet: Trainer Frank Schmöller, der den Klub in fünf Jahren immer unter die ersten Vier der Bayernliga geführt hatte und 2017 zur Meisterschaft, wechselte zum TSV 1860 München und übernahm dort die U21-Reserve.

Nach dem Abschied des Duos hat sich der Sportverein unter Spielertrainer Alexander Benede zunächst mal von den Spitzenplätzen verabschiedet, in der Mammutsaison 2019-21 liegen die "Raben" nach 27 von 34 absolvierten Partien auf dem 15. Tabellenplatz, das ist ein Abstiegsrelegationsplatz. Das liegt einerseits daran, dass die Pullacher im ersten Teil der Meisterschaft vor der Pandemie mit viel Verletzungspech zu kämpfen hatten, so fehlten Kapitän Mike Hutterer und dessen Stellvertreter Martin Bauer viele Wochen lang. Zum anderen dürfte aber auch die Abwesenheit der natürlichen Autorität Liedls eine Rolle gespielt haben. Doch damit ist es jetzt vorbei: Der einstige Manager kehrt an die Gistlstraße zurück, wird mit sofortiger Wirkung Sportlicher Leiter. "Ich nehme aber meine früheren Aufgaben nur noch in abgespeckter Form wahr", sagt Liedl.

Liedl übernimmt Kaderplanung und Betreuung der Sponsoren. Der Rest der Arbeit wird gerecht aufgeteilt

Konkret sei das die Personalplanung bei der ersten Mannschaft und die Betreuung der Sponsoren. "Pressearbeit, Kontakt zum Verband, Organisation der Busfahrten, all das werde ich nicht wieder machen. Womit sich der Aufwand im Vergleich zu früher um zwei Drittel reduziert", schätzt Liedl. Diese Bereiche werden weiterhin aufgeteilt, Robert Bäumel bleibt Manager und Günther Jooss Technischer Leiter.

Das Duo hatte dem Rückkehrer zum weiterhin schwelenden Thema neues Sportzentrum und mögliche Gespräche mit der Gemeinde wenig Neues zu berichten: "Da tut sich gar nichts", sagt Liedl, weiterhin müssten sich also teilweise vier Jugendmannschaften einen Platz teilen. Nach dem Meistertitel 2017 hatten die Pullacher mangels tauglichem Gelände ja sogar auf den Regionalligaaufstieg verzichten müssen und spielten fortan jeweils ohne die Option eines Aufstiegs.

Die Gründe dafür, dass sich Liedl trotz solch ungelöster Probleme zu einer Rückkehr entschlossen hat, sind vielfältig: Einerseits geht es ihm gesundheitlich besser als vor knapp zwei Jahren, dazu kommt, dass er wegen Corona "sowieso nirgends hin" könne. Und dann dürften ihn wegen der Entwicklung des Vereins während seiner Abwesenheit auch Sorgen geplagt haben, dass von seinem sportlichen Lebenswerk schon bald nicht mehr viel übrig sein könnte. Das will der 57-Jährige nicht bestätigen, nur so viel: "Ich bin immer wieder gefragt worden, ob ich mir eine Rückkehr vorstellen könnte. Und natürlich ist mein Herz noch dabei."

Das wird auch vom kommenden Sommer an weiterhin für Alexander Benede gelten - mit dem Spieltrainer hat der SVP schon Ende Februar bis Sommer 2022 verlängert. Bei den Gesprächen hatte Liedl bereits nicht unerheblich mitgewirkt, ebenso bei den folgenden Verhandlungen mit einem Großteil der Spieler. "Zu 70 Prozent sind wir mit der Kaderplanung durch", sagt er und weiß noch nicht einmal, für welche Spielklasse er eigentlich plant. Sollte die Bayernligasaison abgebrochen werden, wofür momentan einiges spricht, dann wäre Pullach gerettet, weil es in diesem Fall keine Relegation gäbe. "Die Bayernliga zu halten ist erst einmal das A und O. Und dann schauen wir, dass es nächste Saison wieder in gesicherte Gefilde geht", sagt Liedl. Und wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann ja wieder mal einen Wimpel.

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