Fürstenfeldbruck:Umworbene Unternehmer

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Im festlich gedeckten und dezent beleuchteten Stadtsaal begrüßt Oberbürgermeister Erich Raff die Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft. Den musikalischen Part übernehmen zwei junge Violinistinnen der Kreismusikschule, begleitet von Pianist Peter Michielsen. (Foto: Jana Islinger)

Beim Wirtschaftsempfang suchen Oberbürgermeister Erich Raff wie auch sein Nachfolger Christian Götz den direkten Draht zu den örtlichen Betrieben.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ein klareres Bekenntnis zur Wirtschaft kann es kaum geben. "Sie sind das Herz dieser Stadt", sagt Christian Götz. Der BBV-Politiker, der am kommenden Dienstag als neuer Oberbürgermeister von Fürstenfeldbruck vereidigt werden wird, will augenscheinlich keinen Zweifel lassen an der großen Wertschätzung. Das hören die Unternehmer, die am Dienstagabend zum Wirtschaftsempfang in den Stadtsaal von Fürstenfeld gekommen sind, gern. Denn nicht alle sind zufrieden, wenn es beispielsweise um Themen wie Bürokratie, Auflagen oder Parkplätze vor den Geschäften geht.

Dieser Abend aber aber verläuft harmonisch. An den festlich gedeckten und mit kleinen Laternen beleuchteten Tischen kommen die Vertreter der Fürstenfeldbrucker Wirtschaft untereinander und auch mit den zahlreich vertretenen Stadträten ins Gespräch - Netzwerke knüpfen beim gemeinsamen Abendessen. Mit dabei sind auch junge Unternehmensgründer, denen die Stadt im früheren Geschäftsführerhaus der Stadtwerke auf der Lände günstige Büroräume zur Verfügung gestellt hat. Fünf Startups haben sich bereits im "Ampersite" eingemietet - sie dürfen so lange bleiben, bis das ganze Gelände neu bebaut wird, was noch viele Jahre dauern dürfte. Die Stadt hofft, dass die aufstrebenden Firmen aus verschiedenen zukunftsorientierten Branchen, die sich dort einquartiert haben, anschließend innerhalb des Stadtgebiets umziehen.

Der noch amtierende Oberbürgermeister Erich Raff, für den es sein letzter Auftritt beim Wirtschaftsempfang in offizieller Mission ist, sieht in dem Projekt ein Paradebeispiel für gelungene Wirtschaftsförderung. Umgesetzt wurde es von der Wirtschaftsförderin Aliki Bornheim, die diese Stelle zum Jahreswechsel abgegeben hat, am Dienstag aber ebenso wie Alt-OB-Sepp Kellerer unter den Gästen ist. Erstmals vorgestellt wird Bornheims Nachfolger Felix Kretz. Der 37 Jahre alte gebürtige Fürstenfeldbrucker, der Wirtschaftsgeografie studiert hat, wird den Posten im Juli übernehmen. Beschäftigen wird ihn dann auch ein Projekt, an das Raff große Hoffnungen knüpft: Die Ansiedlung eines Forschungszentrums aus dem Bereich der Nuklearmedizin auf bereits entmilitarisierten Flächen des Fliegerhorsts.

In der Rede von Raff und dem Grußwort seines Nachfolgers Götz finden sich durchaus Parallelen: Beide sprechen sich für die Förderung der Wirtschaft aus, um "gemeinsam" Arbeitsplätze zu sichern und in Form der Gewerbesteuereinnahmen finanziellen Spielraum für die Stadt zu gewinnen. Raff zählt einige millionenschwere Meilensteine auf: die Konversion des Fliegerhorsts etwa, oder den bereits weit fortgeschrittenen Bau der Grundschule-West, den Ausbau der Schule an der Philipp-Weiß-Straße sowie die Verlegung des Bauhofs. Der CSU-Politiker warnt freilich, die Belange des Umwelt- und Naturschutzes über jene der Unternehmen zu stellen und empfiehlt, etwa bei auszuweisenden Grünflächen auch mal Abstriche zu akzeptieren.

So weit geht der Biologe Christian Götz nicht. Klima- und Umweltschutz genießen bei ihm einen sehr hohen Stellenwert, das hat er auch im Stadtrat immer wieder deutlich gemacht. Gleichwohl will er Ansprechpartner sein für die Wirtschaft. Und nicht nur neue Unternehmen ansiedeln, sondern auch die ansässigen Betriebe in der Stadt halten. Was manchmal nicht einfach werden dürfte angesichts der Online-Konkurrenz für den Einzelhandel, den Folgen des Ukraine-Kriegs oder dem zunehmenden Fachkräftemangel. Götz lässt aber auch durchblicken, dass er die Unternehmen in der Pflicht sieht, sich an der "gemeinsamen Suche nach neuen Wegen" zu beteiligen. Und dass es mit Diskussionen über Parkplätze nicht getan ist.

Der Genetiker aus Wien rät davon ab, auf ausgetretenen Pfaden der Mehrheit zu folgen

Probleme und vielleicht auch Krisen werden der Stadt und ihren Unternehmen auch künftig wohl nicht erspart bleiben. Vor einem Jahr hatte an gleicher Stelle Volker Busch, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, in seinem Vortrag Strategien zur Bewältigung solcher Krisen aufgezeigt und als Quintessenz empfohlen, nicht immer lange nachzudenken und abzuwägen, sondern "einfach mal zu machen." Am Dienstag schlägt der Wiener Biologe und Genetiker Markus Hengstschläger in die gleiche Kerbe. Er argumentiert ebenso stringent wie anschaulich, redet frei und wie ein Wasserfall - und kommt zu dem Schluss, dass man die Chancen, die sich zwangsläufig in der Zukunft bieten werden, nicht ungenutzt verstreichen lassen sollte. Credo: Nur keine Bange, dem Menschen ist die Lösungsbegabung in die Wiege gelegt! Und in der ständigen Abwägung zwischen Sicherheit und Flexibilität kommt man nicht wirklich weiter, wenn man sich darauf beschränkt, auf ausgetretenen Pfaden nur mal wieder der Mehrheit zu folgen. "Immer in Bewegung bleiben", empfiehlt Hengstschläger - der sich für die Schulen Talentscouts wünschen würde, um bei den Kindern möglichst früh "die Stärken zu stärken".

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