Mammendorf:Wird die große Freibadrutsche für immer geschlossen?

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Wie ein gelbes Reptil schlängelt sich die Wasserrutsche im Mammendorfer Freizeitpark seit 1985 den Abhang hinab. (Foto: Leonhard Simon)

Im Fürstenfeldbrucker Kreistag rätselt man, ob die derzeit gesperrte Attraktion des Freizeitparks doch noch flott gemacht werden kann.

Von Heike A. Batzer, Mammendorf

Die große Wasserrutsche am Freibad Mammendorf wird bis auf Weiteres gesperrt bleiben. Ob sie überhaupt noch einmal ertüchtigt werden kann, ist derzeit unklar. Das zumindest zu versuchen, dafür sprachen sich jetzt viele Kreisräte aus. Die Kreisverwaltung indes hält eine dauerhafte Schließung für "ziemlich wahrscheinlich". Zumindest Anfang Mai wird das Freibad nun ohne den Rutschenbetrieb in die Saison starten - und das, obwohl die Eintrittspreise für 2024 angehoben wurden.

Ende März begutachtete eine vom Landkreis beauftragte Fachfirma die Rutsche und bescheinigte der Rutschfläche einen desolaten Zustand. Ihr Fazit: Die Rutsche könne nicht mehr repariert werden. In den zurückliegenden Jahren waren bereits die Fugen zwischen den Einzelteilen erneuert sowie mehrere Stellen des Belags ausgebessert worden. Nun aber ist der glasfaserverstärkte Kunststoff, aus dem die Rutsche besteht, witterungs- und alterungsbedingt derart marode, dass "die Stützen der Rutsche das Material verformen und es zu Beulenbildungen an mehreren Stellen kommt", schreibt die Kreisverwaltung in den Unterlagen zur jüngsten Kreistagssitzung.

Die Rutsche führt direkt in ein Wasserbecken. (Foto: Leonhard Simon)

Die Rutsche ist die Attraktion im Freizeitpark Mammendorf, dessen Träger der Landkreis Fürstenfeldbruck ist. Sie ist 173 Meter lang, erdverlegt und schlängelt sich wie ein Reptil in Richtung See hinab. Sie ist seit der Eröffnung des Freibads 1985 in Betrieb. Mit fast 40 Jahren hat sie die durchschnittlich mit 20 bis 25 Jahren prognostizierte Lebensdauer weit überschritten. Bereits 2008 war ein Element der Rutsche ausgerissen und abgesackt, mit einer - allerdings aufwendigen - Reparatur wurde das Problem behoben. Ein Jahr später hatte die Kreisverwaltung im Zuge der Haushaltsberatungen die Kreisräte darauf hingewiesen, dass die Rutsche mittelfristig ersetzt werden müsse. Einmal im Jahr hatte der Landkreis auf der großen Rutsche ein "Wettrutschen" angesetzt. Das 25. seiner Art vom Juli vergangenen Jahres könnte demnach das letzte gewesen sein.

Eine neue Rutsche könnte fast zwei Millionen Euro kosten

Vor zwei Jahren war ein kompletter Sanierungsplan für den Freizeitpark vorgelegt worden, in dem auch die Rutsche Thema war. Ihre Erneuerung samt Renovierung des Treppenaufstiegs wurde damals auf etwa 1,75 Millionen Euro geschätzt. Die Summe kam auch in der jüngsten Kreistagssitzung zur Sprache. "1,75 Millionen, also fast zwei Millionen für eine Rutsche - das ist schon eine Ansage. Das erschreckt", sagte etwa der Referent für Sport, Freizeit und Erholung sowie "bekennende Nichtrutscher" Andreas Magg (SPD) und kritisierte, dass doch schon seit dem Jahr 2009 "Zeit gewesen wäre, um sich konzeptionelle Gedanken zu machen". Die Kosten freilich sind auch davon abhängig, welche Art von Rutsche als Ersatz ausgesucht wird. Statt der bislang erdverlegten Rutsche eine schwebende Konstruktion zu wählen, würde dem Sanierungsplan zufolge noch teurer werden.

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Zahlreiche Kreisräte sprachen sich dafür aus, die Rutsche nicht vorzeitig aufzugeben. Hubert Ficker (CSU), Referent für Strukturpolitik und ländlichen Raum, zeigte zwar Verständnis dafür, dass die Rutsche kurz vor Eröffnung des Freibads geschlossen werden musste: "Das ist wegen der Verletzungsgefahr unumgänglich." Er empfahl aber dringend, Reparaturmöglichkeiten sowie die Kosten für einen Ersatz zu eruieren. Auch Johann Thurner (FW), Finanzreferent des Kreistags und früherer Bürgermeister von Mammendorf, warb dafür, "eine zweite Meinung von einer Fachfirma für eine Reparatur" und Angebote für einen Ersatz der Rutsche einzuholen: "Dann entscheiden wir, ob wir uns das leisten wollen." Er selbst ist der Meinung, dass "wir uns das leisten sollten". Andernfalls befürchtet er einen Rückgang der Besucherzahlen. Auch Grünen-Kreisrätin Rike Schiele, die sich explizit als "Rutscherin" vorstellte, plädierte leidenschaftlich für eine Zukunft der Rutsche: "Sie muss wieder funktionieren", sagte sie. Vor allem als Attraktion für die Kinder. Landrat Thomas Karmasin (CSU), der sich daraufhin selbst einen "ehemaligen Rutschenden" nannte, blieb indes skeptisch, ob man die Rutsche wieder instandsetzen kann.

Hubert Ficker erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass "die Existenz der Freizeitanlage mal ganz massiv zur Disposition gestanden hat". Im Jahr 2010 dachte man über eine mögliche Schließung des Bades nach - oder den Badebetrieb zumindest an einen anderen Träger auszulagern. Bürger und vor allem Ortspolitiker aus Mammendorf hatten sich daraufhin zusammengetan, um das Schwimmbad zu retten. Der Mammendorfer Freizeitpark war einst als Attraktion speziell für den Landkreiswesten gegründet worden.

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