Volksfest:Maisach kann wieder feiern

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Mit René Kaiser haben die Gemeinde und die Brauerei Maisach einen neuen Festwirt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Münchner Wirt René Kaiser ist für die Gemeinde und die Brauerei der Retter der Festwoche. Beim Aufbau seines Amperland-Festzelts werden ihm neue Dimensionen klar.

Von Erich C. Setzwein, Maisach

René Kaiser hat noch keinen Namen für sein Bierzelt auf dem Volksfestplatz zwischen Maisach und Gernlinden. Als er auf dem Weg nach Maisach ist und über die Amper fährt, fällt ihm plötzlich die "Amperland-Festhalle" ein. Das klingt doch richtig nach Volksfest, das klingt nach Wiesn. Doch so großspurig will der Wirt aus München gar nicht auftreten bei seiner Premiere in Maisach. Und so wird aus der Festhalle das Amperland-Festzelt, in dem von Freitag an zehn Tage lang die traditionelle Maisacher Festwoche stattfinden wird.

Dabei war bis vor wenigen Wochen überhaupt nicht klar, dass es nach den beiden Pandemiejahren zu einer Neuauflage kommen würde. Denn von einem Tag auf den anderen sagte der bisherige Festwirt Jochen Mörz der Gemeinde Maisach ab und stieg aus seinem Vertrag aus. Das machte er auch in Haimhausen und Bayreuth so, und seine Begründung ist durchaus nachvollziehbar: Zu wenig Umsatz, zu hohe Kosten, kaum Personal. Zuletzt hatte er auch in Hof abgesagt, ein schwerer Schlag für die nordbayerische Stadt. Aber, wie die Frankenpost berichtet, seien an der Leistungsfähigkeit von Mörz nach und nach Zweifel aufgetaucht. Unter anderem, weil er wesentliche Fragen nicht sofort beantwortet habe, wie die Zeitung Oberbürgermeistern Eva Döhla (SPD) zitiert. Als die Zweifel überhandgenommen hätten, habe man die Reißleine ziehen müssen. Die Stadt habe sich nicht auf die Zusage des Festwirts verlassen, dass schon alles funktionieren werde, sondern immer wieder nachgehakt. Kurzfristig ersetzen musste den Festzeltbetrieb aus dem Allgäu ein fränkischer Gastronom. Ähnlich in Maisach, wo die Gemeinde zusammen mit der örtlichen Brauerei sich kurzfristig und schließlich erfolgreich auf die Suche nach einem neuen Festwirt gemacht hat.

Auf der Bühne werden sich auch Nachwuchskünstler zeigen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zu den Bewerbern in dieser Runde gehörte auch Johann Anderer aus dem Fürstenfeldbrucker Stadtteil Puch. Dass die Gemeinde dem 49 Jahre alten René Kaiser den Vorzug gegeben habe, sieht Anderer in seinem Alter begründet. Anderer ist 25 Jahre alt und erst seit vier Jahren in der Veranstaltungsbranche tätig. Auch als DJ kennt man ihn in München und in Rosenheim, und sicher hat er auch bald Fans im Maisacher Festzelt. Denn Anderer und René Kaiser sind sich nach dem Zuschlag für Kaiser zufällig begegnet, wie beide berichten, und arbeiten nun zusammen. Kaiser gefällt, dass er mit dem Fürstenfeldbrucker einen Ortskundigen und Social-Media-Erfahrenen an seiner Seite hat, und Anderer kann für sich abschauen, wie ein Volksfest läuft.

Mit frisch geerntetem Hopfen aus der Hallertau wird dekoriert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Dass es laufen wird, dafür soll unter anderem am kommenden Dienstag Martina Schwarzmann sorgen, wenn sie mit ihrem Programm "Einfach so!" im 1500 Gäste fassenden Zelt auftritt. Auch die von Brauerei-Chef Michael Schweinberger initiierte Reihe "Maisacher Brauereiturnier" wird zum vierten Mal fortgesetzt und soll das Zelt füllen. Für Kaiser ist das Amperland-Festzelt eine neue Dimension. Bislang hat der Wirt der Self Bar an der Schäftlarnstraße in München Stadteilfeste organisiert, ein Konzept wie in Maisach probiert er zum ersten Mal aus. Zusätzlich zum Betrieb unter dem Zeltdach wird eine Terrasse angelegt, auf der bis zu 300 Gäste sitzen können. Und weil auf Festen immer mehr Menschen Wein verlangten, richtet er ein eigenes Weinzelt mit 120 Plätzen ein. Dort wird dann Frankenwein aus Volkach ausgeschenkt. Den Wein aus dem Weingut Römmert kredenzt Kaiser auch in seinem Lokal, das er derzeit renoviert und in Kürze unter dem Namen "Ludwig's" wiedereröffnen will.

Auf ein Zelt, wie es noch im vergangenen Jahr für die Maisacher Festwoche aufgebaut wurde, soll heuer ganz verzichtet werden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der gebürtige Berliner hat Koch gelernt, ist seit 23 Jahren in der Gastronomie, hat 15 Jahre Straßenfeste veranstaltet und im Sommer vor zwei Jahren die Wirtshausbar Self übernommen. Das Lokal liegt genau neben der neuen Isar-Philharmonie. Von dort hat Kaiser nun für zehn Tage den Sprung über die Amper auf die Maisacher Festwiese gewagt. Mit 36 Servicekräften, von denen viele neu zu seinem Team gestoßen sind, und einer eigenen Küchenbrigade will er zeigen, dass er nicht nur kurzfristig einspringen kann. Noch wird gewerkelt im Zelt, während draußen die Schausteller ihre Buden und Fahrgeschäfte einrichten. Nach der Schänke, der Küche und der Bar im großen Zelt müssen bis Freitag das Weinzelt und die Terrasse stehen und betriebsbereit sein, um pünktlich um 17 Uhr öffnen zu können. Schon eine Stunde später wird es die "Maisacher Bierprobe" geben, und gegen 20 Uhr will eine Band aufspielen. So richtig losgehen soll es dann nach dem Einzug des Bürgermeisters und der Vereine und dem offiziellen Anstich des ersten Fasses. Wenn das passiert sei, sagt Kaiser, werde er ruhiger werden. Bis dahin also Stress pur. Aber er denkt durchaus schon über diese Maisacher Festwoche hinaus: "Ich habe immer den Anspruch, es wieder zu machen."

Programm der Maisacher Festwoche

Freitag, 26. August, 17 Uhr Zeltöffnung, 18 Uhr Erste Maisacher Bierprobe musikalisch begleitet durch die Maisacher Blasmusik, 19 Uhr Begrüßung der Gäste durch den Wirt René Kaiser und Festrede von Räuber Kneissl, 20 Uhr Partyband Saustoi.

Samstag, 27. August, 11 Uhr Festzeltbetrieb mit Weißwurstfrühstück und Mittagstisch, 14.30 Uhr Aufstellung und Platzkonzert am Rathaus, Zug durch die Gemeinde, 16 Uhr traditioneller Einzug des Bürgermeisters ins Festzelt, 17 Uhr Fassanstich, 20 Uhr Oktoberfestband Münchner Zwietracht.

Sonntag, 28. August, "Familientag", 11 Uhr Festzeltbetrieb mit Weißwurstfrühstück und Mittagstisch mit der Maisacher Blasmusik, 13 bis 17 Uhr Familienprogramm im Weinzelt (Kinder-Zaubern, Kasperletheater, günstige Preise bei den Fahrgeschäften; jedes Kind erhält kostenlos Limo und eine Portion Pommes Frites für 3,50 Euro), 18 Uhr Party- und Oktoberfestband Die Derby's.

Montag, 29. August, "Seniorentag", 11 Uhr Festzeltbetrieb mit Mittagstisch, 13 bis 17 Uhr buntes Showprogramm begleitet vom Jugendorchester Maisach, 18 Uhr Show- und Oktoberfestband Die Derby's.

Dienstag, 30. August, 13:00 Uhr Festzeltbetrieb mit Mittagstisch, 16:30 Uhr Zeltschließung wegen Bühnenaufbaus, 18 Uhr Einlass Kabarettabend, 20Uhr Martina Schwarzmann "Einfach so!"

Mittwoch, 31. August, 13 Uhr Festzeltbetrieb mit Mittagstisch, 19 Uhr Viertes Maisacher Brauereiturnier mit den Luitpold-Musikanten.

Donnerstag, 1. September, 13 Uhr Festzeltbetrieb mit Mittagstisch, 19 Uhr Trio Schleudergang mit Ihrem Programm "Wurscht Gaudi".

Freitag, 2. September, Tag der Jugend, 13 Uhr Festzeltbetrieb mit Mittagstisch, 15 bis 20 Uhr Open Stage für Schülerbands, Jung-DJs und Künstler, Anmeldung unter event-anderer@outlook.de, 20 Uhr Zeltclubbing 80-er, 90-er bis heute.

Samstag, 3. September, 11 Uhr Festzeltbetrieb mit Weißwurstfrühstück und Mittagstisch, 19 Uhr Die Performer.

Sonntag, 4. September, Maisacher Schafschau, 11 Uhr Festzeltbetrieb mit Weißwurstfrühstück und Mittagstisch mit den Luitpold-Musikanten, 19 Uhr Ausklang der Festwoche mit High Five.

Während der Festwoche fahrt das Ruftaxi.

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